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Aktualisiert am 24.07.2020 - 09:45 Uhrin FondsLesedauer: 4 Minuten

John Bilton, J.P. Morgan Asset Management „Unsere Multi-Asset-Sparte verfügt über umfangreiche Research-Kapazitäten”

John Bilton, Head of Global Multi-Asset Strategy bei J.P. Morgan AM
John Bilton, Head of Global Multi-Asset Strategy bei J.P. Morgan AM: „Mit Manpower im Research Portfolios rasch an Wirtschaftstrends anpassen.“ | Foto: J.P. Morgan AM

der fonds: Herr Bilton, welche Multi-Asset-Strategie verfolgen Sie?

John Bilton: Unser Research ist die Basis für ganz unterschiedliche Strategien, die wir in unseren Multi-Asset Fonds umsetzen – ich nenne nur mal die Stichworte „Income“ oder „Macro“. Momentan sind US-Anleihen wieder stärker in den Fokus gerückt. In diesem Segment sehen wir besonders gute Chancen für Multi-Asset-Investoren. Die US-Wirtschaft entwickelt sich nach wie vor hervorragend und Anleihen sind eine gute Ergänzung zu Aktien-Investments. Dafür ist schließlich auch ein stabiles Sicherheitsnetz notwendig.

Welche Regionen stehen im Fokus – die USA ausgenommen?

Bilton: Wir halten zum Beispiel auch japanische und kanadische Aktien. Gegenüber Aktien aus Schwellenländern und europäischen Wertpapieren sind wir eher kritisch eingestellt.

Wie gehen Sie mit Risiken wie dem Handelskonflikt zwischen China und den USA um?

Bilton: Darum wird immer viel Wind gemacht. Menschen, die gar nichts mit den Finanzmärkten zu tun haben, glauben häufig, politische Entwicklungen hätten sehr starken Einfluss. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Solange die Politik nicht die Gewinnprognosen von Unternehmen und den Zinsausblick beeinflusst, ist sie weniger relevant. Der Handelskonflikt zwischen China und den USA kann das Weltwirtschaftswachstum natürlich langfristig beeinflussen, vor allem die Supply Chain in den USA. Bisher ging es in dem Disput vor allem um Zölle. Dennoch schwingt auch eine ideologische Note mit. Geistiges Eigentum spielt eine Rolle. Bei J.P. Morgan Asset Management beobachten wir genau, ob der Konflikt die Wachstumsaussichten von Unternehmen verschlechtert. Sollte das der Fall sein, gibt es wahrscheinlich Verschiebungen in den Portfolios.

Was machen Sie dann? In anderen Regionen investieren?

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Bilton: Wir müssten auf jeden Fall die Risiken für Anleger reduzieren. Vor einem Jahr waren wir angesichts des globalen Wirtschaftswachstums gegenüber Aktien aus den USA, Schwellenländern, Europa und Japan positiv eingestellt und haben global stark diversifiziert investiert. Heute sieht es etwas anders aus, da das Wachstum nicht mehr überall auf der Welt gleich stark erscheint . Ob das starke US-Wachstum andere Regionen langfristig in den Bann zieht, ist im Moment nicht absehbar. Die Wirtschaft ist allgemein etwas fragiler, breite Investments sind kaum noch möglich.

Hat die US-Steuerreform Ihre Multi-Asset-Strategie beeinflusst?

Bilton: Die US-Steuerreform hatte insgesamt einen großen Einfluss auf die Finanzmärkte. Schon allein die Ankündigung der US-Regierung sorgte dafür, dass sich Gewinnprognosen von US-Unternehmen um 5 bis 10 Prozent verschoben. US-Aktien entwickelten sich deutlich besser als Aktien aus Europa und dem Rest der Welt. Wir sind gegenüber US-Wertpapieren aber schon seit Jahren positiv eingestellt, also nicht erst seit der letzten Steuerreform. Die Gewinne waren in Übersee stets solide und stabil und wir mögen die Marktbreite. Die Steuerreform hat unsere Neigung zu US-Wertpapieren nur noch verstärkt.

Für welche Investoren eignen sich Multi-Asset-Fonds? Warum sollten sie sich dafür, und nicht für reine Aktien- oder Anleihefonds entscheiden?

Bilton: Jeder Investor sollte ein diversifiziertes Portfolio haben. Das gilt unabhängig davon, ob es sich um Aktien-, Anleihe- oder Multi-Asset-Fonds handelt.  Mit Multi-Asset-Strategien integrieren Anleger die Korrelation verschiedener Anlageklassen in Portfolios. Wer auf reine Aktienfonds setzt, diversifiziert eben nur im Aktienbereich. Unser Anspruch ist es, „alpha“ durch aktive Asset Allocation über verschiedene Anlageklassen hinweg zu erreichen und als Multi-Asset Investor kann man jeweils auf diejenigen Anlageklassen setzen, die sich im aktuellen Umfeld besser behaupten können.

Was passiert, wenn sich Korrelationen zwischen Anlageklassen ändern?

Bilton: Korrelationen sind nie statisch, sondern verschieben sich mit der Wirtschaft. Deshalb müssen sie dynamisch gemanagt werden. Wir achten nicht nur darauf, wie sich die durchschnittlichen Korrelationen entwickeln, sondern überlegen auch, was mit Portfolios passiert, wenn Korrelationen extrem steigen oder fallen.

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