LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 18.06.2020 - 13:45 Uhrin MärkteLesedauer: 8 Minuten

J.P. Morgan Asset Management Per Income-Strategie jetzt für den weltweiten Neustart positionieren

Seite 2 / 2

Die starken Schwankungen des Global Income Fund lagen auch an den Hochzinsanleihen, die durch den Einbruch der Ölpreise und die Besorgnis über Ausfälle unter Druck geraten sind. Was haben Sie hier getan?

Bernbaum: Wir haben einen massiven Abverkauf von Ölwerten erlebt, was zu einem Preisverfall in diesem wichtigen Teil des US-amerikanischen Hochzinssegments und in der gesamten Anlageklasse führte. Zwar hatten wir uns bereits im letzten Jahr auf der Anleihenseite defensiver positioniert, halten aber weiterhin rund ein Drittel des Fondsportfolios in Hochzinsanleihen. Und auch wenn wir damit am unteren Ende unserer historischen Allokation liegen, hat diese natürlich zu Schwankungen geführt. Wir haben aber beispielsweise die Streuung unserer Hochzinsanleihen regional erhöht und halten nun 25 Prozent unserer Allokation in Europa, da deren Kreditqualität höher ist.

Zudem ist der Anteil europäischer Hochzinstitel im Energiebereich sehr gering. Auf Sektorebene bevorzugen wir ansonsten vor allem eher defensive Segmente wie Telekommunikation und Gesundheitswesen und meiden stark konjunkturabhängige Bereiche wie Energie, Metalle und Bergbau. Die wenigen Titel, die wir im Energiebereich halten, sind in weniger spekulativen Unternehmen. Wir reduzieren außerdem Investments in Anleihesektoren, die direkt von COVID-19 betroffen sind, die sich jedoch von ihren Tiefstständen im März erholt haben, wie der Reise- und Hotelsektor.

Inzwischen konnten die Hochzinsmärkte einen Teil der Verluste aus dem März wieder aufholen, da verschiedene Zentralbanken Unternehmensanleihen und selektiv auch Hochzinsanleihen kauften. Dadurch sanken die Risikoaufschläge wieder, stellen aber weiterhin einen guten Puffer für die Risiken dar. So schmerzhaft die letzten Wochen waren, es eröffneten sich Chancen, im Portfolio hohe Renditen festzuzurren. So sehen wir weiterhin eine gute Grundlage für eine überdurchschnittliche Ertragsentwicklung in den nächsten zwei bis drei Jahren. Generell liegt unser Fokus darauf, durch aktives Management bei den Anleihenpositionen qualitativ hochwertig und selektiv zu bleiben.

Sie sagten, dass Sie im April vor allem in Anleihen mit Investment-Grade-Rating investiert haben – was macht diese so attraktiv?

Bernbaum: Wir halten inzwischen fast 7 Prozent dieser Anlageklasse, sowohl in Titeln aus den USA als auch aus Europa. Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating erscheinen uns insofern sehr attraktiv, da sich die Risikoaufschläge deutlich ausgeweitet haben. Diese Unternehmen weisen starke Bilanzen auf und stehen nicht vor den grundlegenden Herausforderungen, denen sich einige Bereiche des Hochzinssegments gegenübersehen.

Im Rahmen ihrer Anleihenkaufprogramme kaufen die Europäische Zentralbank EZB und die US-Notenbank Fed massiv Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating auf. Durch diese Programme hat sich eine Trendwende vollzogen, die für deutliche Unterstützung sorgt. Wir bevorzugen dabei Unternehmen mit höherem Rating, die ein attraktives absolutes Renditeniveau mit hoher Qualität bieten.

Sie investieren auch in verbriefte Vermögenswerte, die im März Liquiditätsprobleme hatten. Wie sollten sich diese zukünftig entwickeln?

Bernbaum: Unsere Allokation in Non-Agency-Verbriefungen – rund 5 Prozent des Portfolios – lag vornehmlich in „Residential Mortgage Backed Securities“, also mit Privatimmobilien besicherten Anleihen. Ziel dieser Investments war, vom starken US-Konsumenten und einem gesunden US-Immobilienmarkt zu profitieren, außerdem stellten sie eine gute Diversifizierung für unser Anleihenportfolio dar, das ansonsten an die Unternehmensbilanzen gebunden ist.

In turbulenten Märkten war diese Anlageklasse in der Vergangenheit eigentlich stabil, aber angesichts der kombinierten Auswirkungen von COVID-19, die die Wirtschaft in eine Rezession trieben, stiegen auch die Sorgen über die Stabilität der Konsumenten. Viele Investoren lösten in Folge ihre Positionen auf, sodass die Preise schnell ein Ausverkaufsniveau erreichten. Wir wenden uns jedoch nicht von dem Sektor ab. Die erhebliche Unterstützung durch geld- und fiskalische Anreize wird dieses Segment stärken und unsere Investments hoher Qualität sind nach wie vor solide. Die Preisrückgänge durch die Liquiditätspanik waren übertrieben und angesichts verzerrter Preise halten wir Ausschau nach weiteren Anlagechancen in Sektoren mit robusten Kennzahlen. So halten wir grundsätzlich an unserer Allokation in die Anlageklasse fest, nehmen aber einige Umschichtungen vor.

Ist die Erholung an den Aktienmärkten nachhaltig?

Bernbaum: Derzeit ist es wirklich schwierig abzusehen, welche Märkte Risiken kurzfristig akkurat einpreisen, zumal die Bewertungen von den Gewinnergebnissen abhängig sein werden. Da die Unternehmen keine Prognosen abgeben, sind zukünftige Gewinne jedoch ungewiss. Die Kluft zwischen den Analystenschätzungen und den tatsächlichen Gewinnzahlen wird sicher noch weiter steigen. Daher ist es schwierig, eine allgemeingültige Aussage zu treffen, wie attraktiv bewertet Aktien derzeit sind. Allerdings blickt der Markt momentan über die Unternehmensgewinne für das erste Quartal 2020 und das zweite Quartal 2020 hinaus und nimmt derzeit das zweite Halbjahr 2020 und das erste Halbjahr 2021 ins Visier.

Die Erholung der Aktienmärkte von ihren Tiefstständen war extrem und vollzog sich sehr schnell. An diesem Punkt dürften die Aktienmärkte eine Verschnaufpause einlegen und vorerst seitwärts tendieren. US-Aktien haben sich stärker erholt als andere Märkte, was vor allem an der hohen Konzentration großer Technologieunternehmen im US-Markt liegt. So machen die fünf größten Titel im S&P 500 aktuell rund 20 Prozent der Marktkapitalisierung aus. Diese Titel haben fast ein Drittel der Rallye Anfang April getragen. Sektoren wie US-Small-Caps liegen dagegen weiterhin zurück. Noch fühlen wir uns nicht wohl damit, das Aktienrisiko weiter zu erhöhen: Erst wenn ein erfolgreicher Neustart der Weltwirtschaft erfolgt ist, würden wir bei Aktien, bei denen wir attraktive Bewertungen sehen, investieren. Dies könnte Schwellenländerregionen betreffen, insbesondere in Asien, die aus unserer Sicht vor einer Erholung stehen.

Wie schätzen Sie die Renditeaussichten für Ihre Strategie für die nächsten 12 Monate ein?

Bernbaum: Aus Sicht der Gesamtportfoliorendite erwarten wir, dass die Renditen weiter sehr attraktiv bleiben. Ende Februar lagen wir bei rund 4,5 Prozent, Ende März bei 5 Prozent. Dieser Anstieg ist auf den Rückgang der Kurse der unterliegenden Wertpapiere zurückzuführen, insbesondere im Hochzinssegment sowie bei Aktien. Uns ist bewusst, dass es Dividendenkürzungen gab. Umso wichtiger war und bleibt die Einzeltitelauswahl, damit wir Aktien mit stabilen Dividenden und mittelfristigem Dividendenwachstum im Fonds haben. Vor diesem Hintergrund bietet der Global Income Fund sehr attraktive Chancen, nicht zuletzt, da zu erwarten ist, dass die Zinsen vieler traditioneller Renditequellen langfristig sehr niedrig bleiben werden. Wahrscheinlich wird die Suche nach attraktivem Income vor Ende der Rezession beginnen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion