J.P.Morgan AM – International Chief Investment Officer für Anleihen Nicholas Gartside „Das Risiko von Aktien ist nicht zu vernachlässigen“

Klingt riskant.

Gartside: Ist es auch. Wer am Anleihemarkt Erträge erwirtschaften will, muss Risiken eingehen. Das ist aber auch bei Aktien der Fall.

Wie hoch sind die Risiken?

Gartside: Eigentlich sind sie überschaubar. Bei den meisten Hochzinsanleihen liegt die Ausfallwahrscheinlichkeit aktuell nur bei 1,5 Prozent.

Könnte sich der Wert erhöhen?

Gartside: Das ist unwahrscheinlich. Das globale Wachstum ist stabil, viele Branchen weisen gute Gewinnzahlen aus. Wenn die Weltwirtschaft jedoch in eine Rezession schlittert, steigt die Ausfallwahrscheinlichkeit.

Welche Schwellenländeranleihen haben Ihrer Meinung nach besonderes Potenzial?

Gartside: Titel aus Brasilien, Mexiko, der Türkei und Südafrika sind vielversprechend. Der Ertrag liegt im Schnitt bei 8,5 Prozent. Dafür muss man jedoch in die Lokalwährungsanleihen investieren, also Währungsrisiken eingehen. Unserer Meinung nach ist das im aktuellen Marktumfeld jedoch kein Problem, da viele Schwellenländer stabile Wachstumszahlen ausweisen. 

Welche Regionen bevorzugen Sie bei Hochzinsanleihen?

Gartside: Wir investieren sowohl in den USA als auch in Europa. Mit US-Hochzinsanleihen erwirtschaften wir im Schnitt Erträge von 5,75 Prozent. In Europa sind die Erträge niedriger; sie belaufen sich auf 2,5 Prozent, sind aber dafür von der Bonität höher.

Mit Aktien aus dem S&P 500 können Investoren auch 5,75 Prozent Ertrag erwarten, bei oft höherer Wertpapierqualität. Sind Anleihen denn überhaupt noch eine Alternative?

Gartside: Bei Aktien gibt es im Gegensatz zu Anleihen keinerlei Garantie, dass Investoren ihr Kapital wieder erhalten. Eine Aktie, die man heute für 100 Euro kauft, kann in fünf Jahren nur noch 20 Euro wert sein.