1,39 Milliarden Einwohner – das sind nicht nur viele Fachkräfte, sondern ist vor allem ein riesiger Markt an potenziellen Konsumenten. Bis 2040 soll die Einwohnerzahl Indiens Schätzungen der Vereinten Nationen (UN) zufolge auf 1,6 Milliarden ansteigen. Damit dürfte der Subkontinent in den kommenden Jahren China als bevölkerungsreichstes Land der Welt ablösen.
Für die Wirtschaft ist das Bevölkerungswachstum ein Segen: Indien ist im Hinblick auf das nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit 2,94 Billionen US-Dollar die fünftgrößte Volkswirtschaft der Erde. Für 2021 prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) dem Land ein Wachstum von bis zu 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr (Stand: 3. März 2021). Der zweitgrößten Volkswirtschaft China hingegen wird ein Wachstum von etwas mehr als 8 Prozent vorhergesagt.
Das starke Wirtschaftswachstum darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Großteil der indischen Bevölkerung an der Armutsgrenze lebt. Da auch Kinder zum Brotertrag beitragen müssen und die Schulen oft schlecht aufgestellt sind, liegt die Analphabetenrate zudem bei knapp 25 Prozent. Außerdem sollte nicht vernachlässigt werden, dass in keinem anderen Land der Energiebedarf schneller steigt als in Indien. Noch produziert das Land 70 Prozent des benötigten Stroms in Kohlekraftwerken und weniger als vier Prozent mit Solarpanels. Allerdings ändert sich das gerade, wie aus dem jüngsten Bericht der Internationale Energieagentur (IEA) hervorgeht. Demnach steht der indische Stromsektor an der Schwelle zu einer Solarrevolution.
Die Corona-Krise hat ebenfalls ihre Spuren auf dem Subkontinent hinterlassen. Im vergangenen Frühjahr hatte Premierminister Narendra Modi dem Land einen der strengsten Lockdowns der Welt verordnet. Dieser führte zu schweren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verwerfungen. Doch die Regierung will der angeschlagenen Wirtschaft nun wieder Leben einhauchen. Dafür wurde am 1. Februar 2021 der Haushaltsplan für das Geschäftsjahr 2021/22 vorgestellt. Demnach sollen große Summen in den Ausbau der Infrastruktur fließen. Zudem will die Regierung die Gelder für das Gesundheitssystem mehr als verdoppeln. Grund genug, die Investmentchancen in Indien näher zu betrachten.
Erfolge in IT und Pharma-Branche
Die indische Wirtschaft bietet für ausländische Unternehmen eine interessante Mischung aus Arbeitskräften mit guten Englisch-Kenntnissen, einem hohen Know-how sowie niedrige Löhne. Auch die Altersstruktur ist attraktiv: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist unter 25, zwei Drittel der Inder sind keine 35 Jahre alt. Das Durchschnittsalter beträgt gerade einmal 29 Jahre. Davon profitieren insbesondere die Schlüsselbranchen des Subkontinents. Von der Informationstechnologie bis zur Bio- und Pharmaindustrie beherbergt Indien erfolgversprechende Geschäftsmodelle, die hierzulande jedoch weitgehend unbekannt sind.
Viele der Konzerne des Subkontinents spielen bereits in der globalen Oberliga mit. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Indien mehr börsennotierte Unternehmen als viele andere Länder zählt. An der Bombay Stock Exchange (BSE) sind Aktien von mehr als 5.000 Firmen gelistet. Sie ist neben der National Stock Exchange of India (NSE), an der etwa 1.600 Unternehmen notiert sind, die wichtigste Wertpapierbörse des Landes. Die New York Stock Exchange (NYSE) kommt dagegen nur auf etwa 2.300 börsennotierte Aktiengesellschaften.
Allerdings zeichnet sich die BSE nicht nur durch Quantität, sondern auch durch Qualität aus. Vor allem die IT-Branche gehört zu den innovativsten Wirtschaftszweigen des Landes. Das spiegelt sich besonders in den Hightech-Zentren Bangalore, Hyderabad, Neu-Delhi und Pune wider – hier finden sich mehrere Millionen Fachkräfte. Um sich im globalen Wettrüsten als Tech-Nation behaupten zu können, will das Land eigene Innovationen hervorbringen. Daher konzentrieren sich viele Start-ups zunehmend auf zukunftsweisende Technologien wie künstliche Intelligenz, Blockchain und FinTech-Systeme.
Neben der Tech-Branche gilt die Pharmazie als Stütze der Wirtschaft. Sowohl Indien als auch China gehören zu den wichtigsten Apotheken der Welt. Die in Indien ansässigen Pharma-Giganten versorgen derzeit einen Großteil der Schwellen- und Entwicklungsländer mit Medikamenten.
In Indien investieren – diese Möglichkeiten haben Anleger
Neugierig geworden?
Deutsche Anleger, die vom Aufschwung Indiens profitieren wollen, können in entsprechende Indien-Fonds und ETFs investieren. Der MSCI India bildet beispielsweise die größten und umsatzstärksten Unternehmen des indischen Aktienmarktes ab. Die 50 indischen Konzerne mit der größten Marktkapitalisierung werden im Nifty 50 Index zusammengefasst.
Angesichts hoher Corona-Fallzahlen blicken Anleger derzeit kaum auf Indien. Eine Tatsache, die sich für smarte Investoren durchaus auszahlen könnte. So konnte die Börse in Mumbai in den vergangenen fünf Jahren um satte 107,47 Prozent (Stand: 03. März 2021) zulegen. Doch Indien-ETFs sind weniger renditestark als ihre aktiv gemanagten Pendants. Das mag vor allem daran liegen, dass es bei der Auswahl der Einzeltitel gerade in Schwellenländern auf eine äußerst präzise Expertise ankommt. Wir stellen die drei besten Indien-Fonds der vergangenen fünf Jahre vor:
Der AMUNDI FUNDS SBI FM INDIA EQUITY - A USD (C) (ISIN: LU0236501697) investiert anhand eines Bottom-up-Ansatzes in Aktien von indischen Unternehmen mit Wachstumspotenzial. Die vertretenen Unternehmen sind hauptsächlich Emittenten des Referenzindexes MSCI India.
Der Robeco Indian Equities (EUR) D (ISIN: LU0491217419) investiert schwerpunktmäßig in Aktien von indischen Large-Cap-Unternehmen, wird aber auch durch Mid-Cap-Unternehmen ergänzt. Insbesondere Branchen wie Finanzen, Informationstechnologie und Grundstoffe finden Zuspruch. Die größten Positionen im Portfolio sind das IT-Unternehmen Infosys, die ICICI Bank sowie der Mischkonzern Reliance Industries (Petrolchemie/Textilien).
Auch der Goldman Sachs India Equity Portfolio Base Dist. (ISIN: LU0333810009) setzt auf Branchen wie Finanzen, Informationstechnologie und Grundstoffe. Zu den größten Positionen des Aktienfonds zählen wie beim Robeco Indian Equities das IT-Unternehmen Infosys sowie die ICICI Bank. Allerdings erhält die in Mumbai ansässige Axis Bank hier eine höhere Gewichtung.