Kampf um den Ölpreis Saudi-Arabiens nächster Gegner

Zwischen Ende 2014, als die Lagerbestände in der entwickelten Welt etwa auf Durchschnittsniveau waren, und dem Ende dieses Jahres werden die weltweiten Lager um rund 1,1 Milliarden Barrel angeschwollen sein. Das zeigen Daten der Internationalen Energieagentur (IEA). Weitere 37 Millionen Barrel werden 2017 hinzukommen. Nach Schätzungen von Energy Aspects Ltd. werden 290 Millionen Barrel in die strategischen Reserven Chinas fließen werden. Betrachtet man dies zusammen mit den Prognosen der IEA zum Lagerabbau, wird es bis 2021 dauern, bis die angesammelte Menge wieder abgebaut ist.

„In den acht Quartalen vor dem aktuellen hatten wir weltweit implizite Lagerzuwächse, haben also viel Öl angesammelt. Es wird sehr lange dauern, dieses überschüssige Öl aus dem System herauszubekommen.“

Harry Tchilinguirian, Leiter Strategie Rohstoffmärkte bei BNP Paribas SA in London

Rückgang der Schieferölproduktion stärker als erwartet

Nach Meinung des Wiener Beratungshauses JBC Energy GmbH allerdings könnten die Lagerbestände bereits in diesem Sommer sinken. Denn der Rückgang der amerikanischen Schieferölproduktion dürfte stärker ausfallen als weithin angenommen. JBC zufolge könnte sich der Ölpreis so bereits im Juni auf 50 US-Dollar je Barrel erholen.

Laut der Standard Chartered Bank ist ein großer Teil des Zuwachses, den die IEA für das vierte Quartal 2015 geschätzt hat, nicht wirklich in den Lagern angekommen. Das deute darauf hin, dass der Überschuss geringer sei als gedacht, so die Bank.

„Die plausibelste Erklärung für den größten Teil der fehlenden Barrel ist, dass es sie einfach nicht gibt“; sie seien wohl „Folge einer unterschätzten Nachfrage und eines überschätzten Angebots“, erklärt Paul Horsnell, Leiter Rohstoff-Research bei Standard Chartered. „Das impliziert, dass der weltweite Markt deutlich früher wieder ein Defizit aufweisen wird als es der Konsens erwartet.“