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Nachhaltigkeitsinitiative „Kleinanleger haben eine geballte Finanzmacht“

Beratungsgespräch
Beratungsgespräch: „Vier Fünftel der Sparer und Anleger wollen mit ihrem eingesetzten Kapital sowohl eine finanzielle Rendite als auch ein Mehr an Nachhaltigkeit erreichen“ | Foto: imago images / Westend61

der fonds: Herr Thomä, woher kam der Impuls für die Gründung von MeinFairMögen?

Jakob Thomä: Einzelne Kleinanleger können oft nicht das große Geld in die Hand nehmen, um am Markt zu investieren. In der Masse sind sie jedoch ganz wesentliche Teilnehmer am Finanzmarkt und haben eine geballte Finanzmacht. Diesen Menschen, die etwas tun wollen, aber sich vielleicht selber gar nicht zutrauen etwas zu erreichen, wollen wir dabei helfen, ihre Nachhaltigkeitsziele umzusetzen.

Auf der anderen Seite ist es unser Ziel, Berater im Finanzvertrieb zu ertüchtigen, damit sie in ihren Beratungsgesprächen, in der Produktentwicklung und auch in der Produktempfehlung Nachhaltigkeit stärker berücksichtigen.

Sie bieten auf der Webseite www.meinfairmögen.de für nicht-institutionelle Anleger die Möglichkeit, die eigenen Ziele und Präferenzen bei der nachhaltigen Geldanlage genau zu umreißen. Warum ist es für Privatanleger wichtig, dass sie ihre genauen Bedürfnisse im Bereich der nachhaltigen Geldanlage kennen?

Thomä: Die ESMA, die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (engl. European Securities and Markets Authority) mit Sitz in Paris, hat in einer Stellungnahme festgehalten: Aus der Perspektive der ESMA haben Nachhaltigkeitsziele beim Anlegen den gleichen Stellenwert wie finanzielle Ziele. Anleger wünschen sich von der Finanzwirtschaft eine Rendite auf ihre Kapitalanlagen, sie wünschen sich aber auch in zunehmendem Maß die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen. Daher gilt, dass nachhaltige Ziele in regulatorischer Hinsicht genauso bewertet werden müssen wie finanzielle Ziele.

Umfragen zeigen: Zwei Drittel bis vier Fünftel der Sparer und Anleger wollen mit ihrem eingesetzten Kapital sowohl eine finanzielle Rendite als auch ein Mehr an Nachhaltigkeit erreichen.

Welche Instrumente bietet MeinFairMögen, damit Anleger nachhaltige Geldanlagen finden, die zu den eigenen Zielen und Präferenzen passen?

Thomä: Die Plattform ist für zwei Parteien gedacht: Auf der einen Seite richten wir uns an die Kleinanleger, die sich hier informieren und weiterbilden können: Welche nachhaltigen Fonds gibt es? Worin unterscheiden sich die Fonds in ihren Nachhaltigkeitsprofilen? Auf der anderen Seite richtet sich meinfairmögen.de an Bankberater, die von der Geschäftsführung das Signal und den Auftrag bekommen haben, über Nachhaltigkeitsziele nachzudenken. Nicht alle Berater weisen eine entsprechende Ausbildung vor; die wenigsten haben ein Studium des Nachhaltigkeitsmanagements absolviert.

Für Berater gibt es zum einen das Hilfsmittel zur Feststellung der nachhaltigen Ziele. Sie können zusammen mit den Kunden den Fragebogen ausfüllen und zusammen Handlungsmöglichkeiten ableiten. Zum anderen lassen sich mit unserer technischen Lösung auch die nachhaltigen Fonds prüfen, die man im Vertrieb hat. Alles selbstverständlich auf nicht-kommerzieller Basis oder auf Benchmarks bezogen, sondern fachlich ganz neutral.

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Wie kommen Sie an die Berater heran? Wie erfolgt die Ansprache, um über das neue Instrument meinfairmögen.de aufzuklären?

Thomä: Als Organisation gibt es uns schon seit acht Jahren. Wir haben bereits viele Partnerschaften zu anderen Themen mit Banken auf den Weg gebracht. Zum Thema Klimaszenario-Analyse haben wir beispielsweise eine Partnerschaft mit 20 internationalen Großbanken abgeschlossen, darunter die Katowice-Banken BBVA, BNP Paribas, ING, Société Générale und Standard Chartered – wir können also auf ein bestehendes Netzwerk zurückgreifen. Daher wissen wir, dass viele Bankberater mit dem Thema Nachhaltigkeit konfrontiert sind. Es bedarf hier wirkungsvoller Handreichungen.

Dazu ein Hinweis: Am 3. Dezember führen wir von 11.00 bis 12.00 Uhr eine Veranstaltung (https://vfu.de/veranstaltungen/kommende-veranstaltungen) zusammen mit dem Verein für Umweltmanagement und Nachhaltigkeit in Finanzinstituten e.V. (VfU) durch. Bankberater und Interessierte erhalten hier eine Einführung in die Funktionen der Plattform – und können Fragen stellen.

Diese Veranstaltung ist kostenfrei. Wie finanziert sich die Plattform?

Thomä: Momentan werden wir vom Bundesumweltministerium finanziert. Öffentliche Gelder beziehen wir aus dem Fördertopf „Nationale Klimaschutzinitiative“ sowie von Stiftungen. Finanziert werden unsere Gehälter, die IT-Infrastruktur sowie die Daten, die wir einkaufen. Dabei bleiben wir aber unabhängig, es handelt sich nicht um eine Auftragsarbeit.

Wer sind die Menschen hinter der Plattform?

Thomä: An so einem Projekt arbeiten natürlich immer viele Menschen mit, ohne die wir den Launch der Plattform auf keinen Fall geschafft hätten. Im Kern gehört zu unserem Team außer mir noch die Analystin Constanze Bayer. Die studierte Volkswirtin gehört seit zwei Jahren zu unserem Thinktank. Und Nicola Koch, der als Sozialwissenschaftler vor mehr als einem Jahr zu uns gestoßen und für das Projektmanagement verantwortlich ist. Außerdem haben Frederick Fabian, Vincent Jerosch-Herold und Klaus Hagedorn die Daten aufbereitet. Uns alle interessiert das Thema, Privatanleger zu ertüchtigen, um sie zu einem großen Player am Markt werden zu lassen. Ihr Impact-Hebel ist gewaltig – viele von ihnen wissen das aber gar nicht. Hier wollen wir Abhilfe schaffen.

Was ist nach der Anlaufphase an neuen Projekten auf der Plattform geplant?

Thomä: Erst einmal wollen wir sicherstellen, dass wir die Plattform im Markt erfolgreich platzieren und die Marktteilnehmer begeistern können. Im kommenden Jahr werden wir die Plattform in Frankreich und Großbritannien platzieren, hier haben wir selbst Büros und arbeiten schon an Folgeprojekten. Möglicherweise nehmen wir auch die Schweiz auf. Auch hier besteht ein öffentliches Interesse an unseren Lösungen. Außerdem wollen wir die Verquickung von Fondsdatenbank und Fragebogen noch weiter stärken. Welches Profil passt zu welchem Fonds? Das ist eigentlich die Arbeit der Berater, aber hier könnten wir in einem gewissem Rahmen Empfehlungen geben auf der Grundlage unseres technischen Knowhows. Das Hilfsmittel wäre damit noch effizienter. Jetzt, da es in Europa aufgrund der neuen EU-Regulatorik verpflichtend ist, Nachhaltigkeitsziele im Beratungsgespräch abzufragen, nehmen Berater Hilfe dankbar an.

Vor diesem Hintergrund führen wir Gespräche mit Finanzhäusern, die unsere Plattform als White-Label-Lösung bei sich einbinden wollen.

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