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Nachhaltige Wertschöpfung „Kunden suchen nach Fonds, die ihre ESG-Werte widerspiegeln“

Thomas Kruse
Thomas Kruse: „Der Aufbau eines Portfolios, das auch Unternehmen beinhaltet, die sich entlang der ESG-Kriterien verbessern wollen, führt zu einer besseren risikobereinigten Performance.“ | Foto: Amundi

Herr Kruse, nachhaltiges Investieren hat sich zum Mainstream-Thema entwickelt. Was verlangen Ihre Kunden beim Thema Nachhaltigkeit?

Thomas Kruse: Nachhaltigkeit ist in der Tat zu einem Mainstream-Thema geworden. Die Kunden sind sich mittlerweile bewusst, dass sie mit ihren eigenen Investitionen einen wichtigen Beitrag leisten können – ebenso wie der Finanzsektor. In der Vergangenheit waren Kunden bereit, auf einen Teil der Performance zu verzichten, um in ESG-fokussierte Produkte zu investieren. Dies ist heute eindeutig nicht mehr der Fall. Kunden suchen inzwischen gezielt nach Fonds, die ihre ESG-Werte widerspiegeln und eine Überrendite generieren können.

Amundi hat jüngst eine neue ESG-Fondsfamilie „Amundi Funds ESG Improvers“ aufgelegt, die zunächst zwei Aktienfonds enthält. Was hat es mit dem Ansatz auf sich?

Kruse: Das ESG Improvers-Konzept ist ein zukunftsorientierter und dynamischer Ansatz für ESG-Investitionen. Unser Ziel ist es, in Unternehmen zu investieren, die sich, im Hinblick auf die Veränderung ihres Geschäftsmodels, in einem frühen Stadium befinden, denn wir glauben, dass die Ausrichtung auf ESG-Kriterien eine wesentliche Quelle für Alpha sein könnte, die vom Markt noch nicht vollständig realisiert wird. Wir investieren auch einen kleineren Teil des Portfolios „ESG-Leader“, da diese Unternehmen die Performance verbessern können, während die Fonds gleichzeitig einen hohen ESG-Gesamtscore beibehalten können.

Im Sommer 2020 haben wir zwei ESG Improvers-Aktienfonds aufgelegt, einen europäischen und einen US-amerikanischen, wobei eine globale Version im zweiten Quartal dieses Jahres aufgelegt werden soll. Diese Fonds folgen dem gleichen Prozess. Es handelt sich um hochaktive, konzentrierte Aktienfonds, die ESG- und Fundamentalanalysen integrieren, um in fundamental solide Unternehmen zu investieren, die sich verpflichtet haben, ihre ESG-Bilanz zu verbessern. Aus finanzieller Sicht zeigen Studien, zum Beispiel von PRI und MSCI, dass der Aufbau eines Portfolios, das nicht nur aus Unternehmen besteht, die heute schon den ESG-Kriterien entsprechen, sondern auch Unternehmen beinhaltet, die sich entlang der ESG-Kriterien verbessern wollen, zu einer besseren risikobereinigten Performance führt.

Sind in den Fonds Aktien enthalten, bei denen man nicht sofort an Nachhaltigkeit denkt?

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Kruse: Ja, die Kombination aus dem Investment „ESG-Leaders“ und Unternehmen, die beginnen, ihr Geschäftsmodel entlang der ESG-Kriterien zu verändern, kann zu einem Fonds führen, der in andere Namen investiert als Mainstream-ESG-Fonds. Ein wichtiges Konzept innerhalb des Improvers-Fondsfamilie ist das der positiven Inklusion. Wir schließen zum Beispiel Öl- und Gasunternehmen nicht aus, da wir glauben, dass diese Unternehmen mit dem richtigen Engagement eine wichtige Rolle bei der Energiewende von kohlenstoffintensiven zu grünen Brennstoffen spielen können. Ein dänisches Energieunternehmen kann hier ein gutes Beispiel für ein Unternehmen sein, das den Übergang erfolgreich vollzogen hat. Vor zwölf Jahren hat das Unternehmen mit dem Umbau begonnen. Damals verdiente es sein Geld mit fossilen Brennstoffen. Heute ist es der weltweit führende Hersteller von Offshore-Windkraftanlagen. Unser Ziel ist es, mehr Unternehmen wie diese zu finden, die im Rahmen ihrer Geschäftsentwicklung die Entscheidung getroffen haben, ihr Geschäftsmodell zu verändern und zwar entlang der ESG-Kriterien, um sich nachhaltiger aufzustellen.

Der Fonds möchte die Champions von morgen identifizieren. Wie geht das Fondsmanagement bei der Analyse vor? Welche Titel könnten es demnächst ins Portfolio schaffen?

Kruse: Eine Schlüsselrolle der Portfoliomanager innerhalb der ESG Improvers-Familie ist die Integration von ESG- und Fundamentalanalysen, wobei sie sich oft gemeinsam mit unseren Analysten und den Unternehmen treffen. Hierbei geht es darum, die wesentlichen ESG-Key-Performance-Indikatoren (KPIs) zu verstehen, um zu validieren, ob eine Verbesserung der KPIs beabsichtigt ist, und schließlich, ob diese Verbesserung eine Änderung unserer Bewertung rechtfertigt.

Innerhalb von Amundi stehen unseren Portfoliomanagern eine Fülle von ESG-Daten und -Analysen zur Verfügung. Wir haben eigene Tools entwickelt, die uns dabei helfen, die wesentlichen, historischen ESG-KPIs von Unternehmen zu verfolgen und zu beurteilen, ob sie sich auf einem Weg der Besserung befinden.

Wichtig ist zudem, dass unser Portfoliomanagement-Team nach Unternehmen sucht, die eine proaktive ESG-Politik verfolgen, eine solide Bilanz aufweisen, einen geringen finanziellen Verschuldungsgrad haben und bei denen ein Katalysator vorhanden ist, der eine Outperformance gegenüber dem Markt ermöglicht. Wir sehen viele interessante Möglichkeiten, insbesondere im Bereich der „Improvers“. Ein Beispiel aus dem Energie Sektor habe ich ja bereits beschrieben. Ähnliche Beispiele gibt es eigentlich in jedem Industriebereich. Wir sind daher der Meinung, dass wir gut positioniert sind, um in diesen Fonds vor allem auch von einer sich verbessernden ESG-Entwicklung im Jahr 2021 zu profitieren.

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