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LBBW-Rohstoffexperte Wolfgang Schrage „Gold wird nicht knapp“

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Welche Rohstoffe profitieren besonders vom Megatrend Elektromobilität?

Schrage: Wer in Rohstoffe investieren will, die für die Elektromobilität relevant sind, muss sich genau überlegen, aus welchen Materialien Akkus künftig bestehen könnten.  Die Technologien unterscheiden sich weltweit. Chinesische Akkus bestehen beispielsweise zu 10 Prozent aus Lithium und zu 90 Prozent aus Eisenphosphat. Eisenphosphat ist billig in der Produktion, aber weniger leistungsstark. Qualitativ hochwertige Akkus bestehen dagegen derzeit aus Mangan, Nickel, Kobalt und Lithium. Sie sind wesentlich leistungsstärker. Kobalt ist jedoch knapp und teuer. Wenn die Preise hoch sind, tendieren Produzenten dazu, nach Alternativen zu suchen. Nickel könnte künftig als Kobaltersatz dienen.

Investoren sollten auch technologische Entwicklungen im Auge behalten. Die Akkutechnologie verwendete vor 20 Jahren noch Cadmium in Kombination mit Nickel. Nachdem Cadmium im Jahr 2009 von der Europäischen Union verboten wurde, kamen Nickel-Metallhydrid-Akkus in Mode. Sie wurden inzwischen durch Lithium-Ionen-Akkus ersetzt. Auch diese Technologie wird weiterentwickelt. Aktuell arbeiten Forscher an Nickel-Zink-Akkus ohne Lithium.

Was hat es damit auf sich, und welche Vorteile haben diese neuen Akkus gegenüber Lithium-Ionen-Akkus?

Schrage: Sie sind so leistungsstark wie herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus, aber deutlich leichter. Zudem gelten sie als weniger feuer- und explosionsgefährlich. Mit allen drei Eigenschaften wäre der Nickel-Zink-Akku prädestiniert, im Elektromobiliätszeitalter eine führende Rolle einnehmen zu können. Er kommt ohne Lithium und Kobalt aus – was ihn in der Herstellung kostengünstiger macht. Zudem gibt es keine ausreichende Infrastruktur zur Wiederverwertung von Lithium-Ionen-Akkus.

Investoren müssen sich aber bewusst sein, dass weltweit zahlreiche Ansätze für neue Batterie- und Akkutechnologien existieren. Die Nickel-Zink-Technologie ist nur eine davon. Welche Technologie sich langfristig durchsetzen wird, ist noch nicht seriös prognostizierbar. Investoren sind also gut beraten, nicht auf einen einzigen Rohstoff zu setzen, sondern breit diversifiziert im Rohstoffmarkt zu investieren und dabei die für Rohstoffe typischen Preiszyklen zu beachten.

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