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Trading-App nach Börsengang Macht Robinhood viele reicher – oder die meisten ärmer?

Werbung zum IPO von Robindhood am Times Square in New York
Werbung zum IPO von Robindhood am Times Square in New York: Zunächst lief das Debüt des Fintechs auf dem Parkett lief nicht nach Plan, dann schoss der Kurs plötzlich nach oben | Foto: IMAGO / Levine-Roberts

„Gekauft bei 38 US-Dollar, verkauft bei 35 US-Dollar, wieder eingestiegen bei 60 US-Dollar – mache ich das richtig?“ – so lautet ein Kommentar im Reddit-Forum Wallstreetbets. Worum geht’s? Natürlich um die Aktie des Smartbrokers Robinhood. Dass es sich bei dem Post des Nutzers „burnymcburneraccount“ um eine ernstgemeinte Frage handelt, mag man sich nicht vorstellen – eine gewisse Selbstironie ist wohl wahrscheinlicher.

Beim Börsengang des Trading-App-Anbieters am 29. Juli sah es zunächst nicht nach einer Erfolgsgeschichte aus. Genau genommen deutete schon im Vorfeld wenig darauf hin: Eigentlich hatte das Unternehmen gehofft, seine Anteile für 42 US-Dollar an der Nasdaq zu platzieren. Da sich jedoch ein geringeres Interesse abzeichnete als erwartet, wurden sie für 38 US-Dollar gelistet – und verloren gleich am ersten Handelstag mehr als 8 Prozent. Am 3. August startete die Aktie jedoch durch: Sie schloss den Dienstag bei knapp 47 US-Dollar und kletterte am Mittwoch auf mehr als 70 US-Dollar. Zeitweise wurde der Handel aufgrund der riesigen Nachfrage sogar ausgesetzt.

Nutzer ruft für Robinhood Kursziel von 350 US-Dollar auf

Dabei sind 70 US-Dollar eigentlich lachhaft wenig, wenn man einem Reddit-User glauben möchte – was man zumindest in diesem Fall vielleicht nicht sollte. „Der Kurs kann auf 350 US-Dollar steigen“, ist er überzeugt. Sein durchaus fragwürdiges Argument: Sie halten das Geld von 18 Millionen Kunden. Warum sie im 1. Quartal 2021 einen Verlust von 1,4 Milliarden US-Dollar verbucht haben, kann er aber auch nicht so recht erklären (dem Fintech zufolge war der Grund eine Wertberichtigung). Vielleicht wusste er es auch einfach nicht.

Die doch sehr dünne Argumentation fällt auch den anderen Nutzern auf. Einer schreibt: „Das ist der dümmste Kommentar, den ich je gesehen habe“ – inklusive einer Abkürzung aus dem Internet-Jargon, die wenig freundlich zum Verschwinden auffordert.

Fakt ist: Es wird fleißig diskutiert auf Wallstreetbets. Das belegen auch Daten der Plattform Swaggy Stocks, die Beiträge auf Wallstreetbets täglich in Echtzeit auf Börsenkürzel überprüft und anhand des Inhalts eine Stimmungsanalyse durchführt.

Kleinanleger spielen für Robinhood eine besondere Rolle: Beim Börsengang reservierte der Broker bis zu 35 Prozent seiner Aktien für eigene Nutzer, zu denen überwiegend jüngere Anleger mit kleinerem Geldbeutel zählen, die gebührenfrei traden wollen. Durch die Reservierung wurden jedoch deutlich weniger Anteile an große institutionelle Anleger vergeben, die eher dafür bekannt sind, eine Aktie langfristig zu halten. Damit ging das Fintech ein Risiko ein, das sein Börsendebüt deutlich unberechenbarer machte.

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Starinvestorin steigt bei Robinhood ein

Ein weiterer Grund für die deutliche Erholung des Kurses waren daneben auch die umfangreichen Aktienkäufe der Starinvestorin Cathie Wood für den Ark Innovation ETF. Nach Angaben verschiedener Nachrichtenagenturen verfügt der ETF nun über fast 5 Millionen Robinhood-Aktien im Wert von etwa 229 Millionen Dollar.

Robinhood konnte seinen Umsatz 2020 um 245 Prozent auf 959 Millionen US-Dollar steigern, der Gewinn betrug 7 Millionen US-Dollar. Seit seiner Gründung im Jahr 2013 hat das Unternehmen schätzungsweise 22,5 Millionen Nutzer gewonnen. Mehr als die Hälfte der Kunden sind Erstanleger. Kritikern zufolge ermutigt das Unternehmen unerfahrene Anleger dazu, zu riskante Geschäfte zu tätigen. So hatte das Fintech erst kurz vor seinem Börsendebüt einen Streit mit der US-Finanzaufsicht gegen Zahlung einer Geldbuße von 57 Millionen US-Dollar beilegen können. Die Behörde hatte den Neobroker wegen angeblicher Irreführung von Kunden, zu lascher Kontrollen bei riskanten Börsenwetten und technischer Pannen beobachtet.

Beliebtheit von Robinhood hat gelitten

Darüber hinaus sind einige Anleger immer noch wütend auf Robinhood und andere Broker, weil sie bei der Gamestop-Rally Anfang des Jahres vorübergehend vom Handel der entsprechenden Aktien ausgeschlossen wurden. Nun könnte das Fintech selbst zum Spekulationsobjekt in den sozialen Medien werden. Das bedeutet allerdings auch, dass auf den steilen Anstieg der vergangenen Tage ein ebenso steiler Absturz folgen könnte.

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