Christin Jahns
19.05.2021

Genderfonds Mehr Frauen – mehr Renditepower

Frauen in Führungspositionen
Frauen in Führungspositionen: Studien zufolge führt mehr Diversität unter Mitarbeitern zu einer größeren Ideen-Vielfalt und besseren Entscheidungen
© IMAGO / Panthermedia

An den Börsen sind Frauen noch immer in der Unterzahl. Viele Banken und Vermögensverwalter versuchen deshalb, sie mit maßgeschneiderten Produkten und Beratungsangeboten an die Finanzmärkte zu locken.

Diese Angebote sollten allerdings nicht mit Frauenfonds, auch Genderfonds genannt, verwechselt werden. Denn anstatt Frauen als Anlegerinnen zu werben, haben Genderfonds sich beispielsweise auf Aktien von Unternehmen mit einem hohen Frauenanteil im Vorstand und Aufsichtsrat spezialisiert. Andere Fondsgesellschaften nehmen in ihre Frauenfonds nur Aktien von Unternehmen auf, die nicht mit Ländern zusammenarbeiten, in denen Frauen diskriminiert werden. Eine dritte Form umfasst Aktien von Unternehmen, die spezielle Produkte für Frauen herstellen und anbieten, zum Beispiel von Mode- oder Kosmetikkonzernen – diese Fondspolitik unterscheidet sich allerdings deutlich von den beiden erstgenannten, die sich auf die Förderung der Geschlechter, das sogenannte „Gender Mainstreaming“, konzentrieren.

Dennoch sind nicht alle von der Idee der Frauenfonds begeistert. Kritik gibt es unter anderem, weil die Zahl der Frauen in Spitzenpositionen nicht zwangsläufig den Umgang der Unternehmen mit der Gesamtheit ihrer Mitarbeiterinnen widerspiegeln muss und die Aktienauswahl auf Grundlage solcher Statistiken daher stark vereinfachend ist.

Sozial und renditestark

Jason Baron von U.S. Trust geht bei der von ihm initiierten „Women & Girls“-Investmentstrategie deshalb noch eine Stufe weiter. Er schaut nicht nur auf die Zahl von Frauen in Führungspositionen, sondern berücksichtigt auch, ob Unternehmen Produkte in Länder verkaufen oder aus welchen beziehen, in denen Frauen nicht als vollwertige Staatsbürger gesehen werden. Außerdem achtet er darauf, ob ein Unternehmen Frauen in der Werbung verantwortungsbewusst darstellt, sie fördert, ihnen ausreichende Gehälter zahlt oder sinnvolle Produkte anbietet. Durch diesen strengen Auswahlprozess schaffen es ihm zufolge nur etwa 125 Unternehmen aus dem breiten US-Index S&P 500.

Frauenfonds im Sinn von Jason Baron gehören damit zum wachsenden Bereich der Social Investments. Darunter fallen Aktien und Aktienfonds von Unternehmen, die einen nachhaltigen sozialen Zweck erfüllen. Sie engagieren sich zum Beispiel auf dem Gebiet des Umweltschutzes oder der Einhaltung von Menschenrechten. Im Rahmen des Social Investments dienen Frauenfonds neben der Renditeerzielung auch dazu, die Frauenquote in den Führungsetagen zu erhöhen und die Gleichberechtigung von Frauen zu unterstützen.

Baron und anderen Portfoliomanagern geht es dabei aber nicht nur um das soziale Engagement. Ihre Strategien stützen sich auf Studienergebnisse, nach denen sich Unternehmen mit einem hohen Anteil an Frauen auf Führungsebene besser entwickeln als Unternehmen mit männerdominierten Führungsteams. Längerfristige Beobachtungen der Aktienentwicklung von Firmen mit hoher Frauenquote deuten zudem auf kontinuierliche Kurssteigerungen hin. Hierbei handelt es sich jedoch um Beobachtungswerte, die keinen eindeutigen wissenschaftlichen Rückschluss auf den Geschlechter-Zusammenhang zulassen.

Sicher ist allerdings, dass Frauen mit Führungsaufgaben anders entscheiden als Männer. Ein Grund für eine positivere Unternehmensentwicklung könne laut einer Untersuchung der Credit Suisse demnach sein, dass Frauen tendenziell weniger Wagnisse und unkalkulierbare Risiken eingehen als männliche Kollegen. Zudem könne eine breitere Diversität unter den Mitarbeitern zu einer größeren Ideenvielfalt mit schlussendlich besseren Entscheidungen führen.

Werbeversprechen prüfen

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Da Frauenfonds zu den relativ jungen Finanzprodukten gehören, halten die Stiftung Warentest und die Verbraucherzentralen sich mit einer Bewertung noch zurück. Ähnlich wie bei ethisch-ökologischen Fonds sollten Anleger allerdings auch bei Frauenfonds kritisch prüfen, ob Werbeversprechen tatsächlich eingehalten werden und die Unternehmen unter sozialen Gesichtspunkten nachhaltig agieren.  

Wer in die Gleichstellung der Geschlechter investieren möchte, findet eine Auswahl an Genderfonds in unserem Fondsexplorer

  • Der Lyxor Global Gender Equality (DR) UCITS ETF - Acc (ISIN: LU1691909508) bildet den Index Solactive Equileap Global Gender Equality möglichst genau nach. Der Index ist ein gleichgewichteter Index aus 150 Unternehmen weltweit, für die die Gleichstellung der Geschlechter einen hohen Stellenwert hat. Die größten Positionen sind die US-Kaufhauskette Nordstrom, das Designhaus Tapestry und der britische Postdienst Royal Mail. Über die vergangenen drei Jahre kam der ETF auf 42,28 Prozent Rendite.
  • Der Nordea 1 - Global Gender Diversity Fund BP-USD (ISIN: LU1939214778) legt mindestens 75 Prozent seines Gesamtvermögens in Aktien und aktienähnlichen Wertpapieren von Unternehmen weltweit an, die Nachhaltigkeit sowie ein hohes Maß an Geschlechterdiversität und Chancengleichheit im Management aufweisen. Der Fonds ist seit Februar 2019 am Markt und kommt bisher auf eine jährliche Rendite von 43,87 Prozent. Die größten Positionen sind Microsoft, der Prozessoren-Entwickler Nvidia und der Investitionsgüter-Vermieter United Rentals.

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