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Aktualisiert am 08.09.2022 - 17:15 Uhrin Stolls FondseckeLesedauer: 10 Minuten

Stolls Fondsecke Meine Fondsideen für 2022, Teil 3

Filiale des Schokoherstellers Lindt & Sprüngli AG
Filiale des Schokoherstellers Lindt & Sprüngli AG: Der Lindt-Goldhase ist mit einem Marktanteil von 40 Prozent der mit Abstand meistverkaufte Schoko-Osterhase in Deutschland. Die Aktie des Schokoladenherstellers hat sich als defensives Investment bewährt | Foto: Imago Images / Panthermedia

Trotz zahlreicher Störfeuer präsentierte sich der globale Aktienmarkt im abgelaufenen Jahr in Höchstform: Investoren mit einem ETF auf den globalen Aktienindex MSCI World freuten sich über ein Plus von mehr als 30 Prozent. Der Weltindex eilte ohne große Zwischenstopps nach oben und der maximale Verlust, den Anleger 2021 verschmerzen mussten, betrug gerade einmal fünf Prozent. Um darin Warnzeichen zu erkennen, muss man kein übertriebener Pessimist sein. Die Gefahr eines Absturzes ist umso höher, je größer die Euphorie ist.

Hohe Schwankungen in Sicht

Ein unter Börsianer:innen populärer Stimmungsindikator ist der Fear & Greed Index. Das Angst-und Gier-Barometer wurde von CNN-Money entwickelt, um die Emotionen von Aktienkäufern zu messen. Nachdem er in den letzten Tagen bereits in den Angstmodus abgetaucht war, ist er aktuell im neutralen Bereich. Viele Expert:innen prophezeien jedoch, dass die Märkte volatiler werden könnten. Damit verbunden dürfte auch die Angst vor Verlusten steigen.

Robert Halver von der Baader Bank etwa warnt in seinem Jahresausblick: „2022 wird mehr Volatilität ein Charakteristikum der Kapitalmärkte sein. Die mit Fragezeichen versehene Corona-Entwicklung, eine geopolitisch aufgeheizte Stimmung zwischen den Hegemonen USA, China und Russland und – wenn auch nur verbale – Stabilitätsanfälle der Notenbanken haben jederzeit das Potenzial für höhere Schwankungen. Dennoch bleiben Aktien unverzichtbar.“  

Für viele Anleger:innen stellt sich daher nicht die Frage, ob sie in Aktien investieren sollen, sondern: Wie lassen sich Gewinne erzielen und gleichzeitig Verluste minimieren? Das Rundum-Sorglos-Paket versprechen breit aufgestellte Mischfonds, die sowohl in Aktien als auch in andere Wertpapiere wie Anleihen, Rohstoffe oder Devisen investieren können. Eine Alternative für risikobereite Anleger mit langfristigem Anlagehorizont sind global investierende Aktienfonds.

Meine Fondsidee: Der JOHCM Global Select Fund B

Das Duo Christopher Lees und Nudgem Richyal löst sich von der Glaubensfrage, ob man mit werthaltigen Aktien bessere Ergebnisse als der Markt erzielt oder wachstumsstarke Unternehmen das Gebot der Stunde sind. Sie investieren beim JOHCM Global Select Fund B (ISIN: IE00B3DBRM10) nach der Investmentstrategie GARP, suchen also nach „Growth at a Reasonable Price“ (Wachstum zu einem vernünftigen Preis). Damit ist GARP ein Mittelweg zwischen dem eher knausrigen Valuestil und dem Growth-Ansatz, der darauf aus ist, das nächste Amazon zu finden. Auf mittlere und lange Sicht soll ihr Stilmix zu besseren risikobereinigten Erträgen führen.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Die beiden Manager gehen davon aus, dass die Märkte nicht effizient sind und sich Korrelationen mit der Zeit ändern. Insbesondere klopfen sie Länder, Branchen sowie Unternehmen ab, die in den vergangenen drei bis fünf Jahren aus ihrer Sicht zu Unrecht hinter dem Markt zurückgeblieben sind und setzen auf die Rückkehr der Bewertungen zu ihrem langfristigen Mittel, da Märkte oft zu Über- oder Untertreibungen neigen.

Das Managementteam investiert über alle Marktkapitalisierungen hinweg und legt in Industrie- ebenso wie in Schwellenländern an. Die Aktien des deutschen Impfstoffherstellers Biontech, des US-Technologiekonzerns Micron Technology und Lam-Research, einer der führenden Hersteller und Anbieter von verfahrenstechnischen Geräten und Anlagen für die Halbleiterindustrie, sind die Top-3-Positionen im 2,2 Milliarden großen Dickschiff der Londoner Gesellschaft J O Hambro Capital Management. Seit Auflage im September 2008 übertrumpfte die Strategie den MSCI World pro Jahr um 2 Prozentpunkte und steigerte seinen Wert um bis dato 395 Prozent.

Mischfonds für die Balance von Risiko und Rendite

Anders als reine Aktienfonds investieren Mischfonds in der Regel in Aktien und Anleihen. Die Idee dahinter: Verluste einer Anlageklasse sollen durch Erträge einer anderen ausgeglichen werden. Bei Marktverwerfungen kann das Management eingreifen und Umschichtungen vornehmen – steuerneutral innerhalb des Fondsmantels. Erfolgreiche Mischfonds sind jedoch rar. Auch die Unterschiede hinsichtlich Herangehensweise, historischer Performance und der nicht zu unterschätzende Kostenaspekt erschweren die Auswahl. Anleger:innen sollten außerdem darauf achten, ob über die Jahre hinweg immer der gleiche Fondsmanager in der Verantwortung war. Das zeigt, dass langfristig gedacht und mit dem Fonds eine feste und auch in der Zukunft gewinnversprechende Strategie verfolgt wird.

Meine Fondsidee offensiv: Der ME Special-Values

Es gibt immer wieder Fondsperlen, die trotz einer langen und erfolgreichen Historie wenig Beachtung finden. Einer dieser Geheimtipps ist der bereits im Juli 2002 aufgelegte Klassiker ME Special Values (ISIN: LU0150613833) von Dr. Markus Elsässer. Dieser schnitt in seiner fast 20-jährigen Historie besser ab als manch berühmter Klassiker.

Langfristig muss er sich beispielsweise nicht hinter Carmignacs Flaggschiff, dem Carmignac Patrimoine (ISIN: FR0010135103) verstecken, und übertrumpfte in den vergangenen zehn Jahren auch Verkaufsschlager wie den FvS Multiple Opportunities (ISIN: LU0323578657) oder den Acatis Gane Value Event (ISIN: DE000A0X7541).

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Der auf absoluten Wertzuwachs ausgerichtete Mischfonds ME Special Values erzielte mit seinem Fokus auf Qualitätsaktien seit Auflage im Juli 2002 ein Plus von 290 Prozent, das sind durchschnittlich mehr als 7 Prozent pro Jahr. Im kompletten Zeitraum gab es nur drei Verlustjahre, der höchste Verlust entstand mit minus 15 Prozent im Jahr 2008 – als die Finanzkrise tobte und die Märkte in die Tiefe riss.

Unter Qualitätsaktien versteht Elsässer Unternehmen mit soliden Bilanzen und konjunkturresistenten Cashflows. Gewichtige Positionen im Fonds sind die Premium-Konsumwerte Monster Beverage, Lindt & Sprüngli oder Davide Campari-Milano. Elsässer selbst verfügt über umfangreiche Einblicke im Industriesektor, die er in Top-Positionen bei Dow Chemical, Benckiser und der Storck-Gruppe sammelte und die ihm bei Anlageentscheidungen zuträglich sind.

„Wenn ich Millionen investiere, will ich nicht wie ein ETF Firmen mitkaufen, die pleite machen oder mittelmäßig sind. Für mich ist es so: Wenn mich die Ehefrau nachts um vier weckt und wissen will, wo die 10 Millionen Euro investiert sind, will ich genau sagen, wo das Geld steckt“, so Elsässer im Interview mit Focus-Money.

Zusatzerträge sucht der Manager immer wieder bei Sondersituationen wie lukrativen Übernahmen, so geschehen 2008 bei Kaugummihersteller Wrigley, der von einem Konsortium aus Mars, Berkshire Hathaway, Goldman Sachs und JP Morgan aufgekauft wurde und dem Fonds einen Gewinn von mehr als 50 Prozent in die Kasse spülte. Den Anleihebereich hat Elsässer im 175 Millionen Euro großen Fonds bereits seit Ende 2012 komplett abgebaut.

Meine Fondsidee defensiv: Der DC Value One

Der DC Value One (ISIN: DE000A0YAX72) ist eine defensiv ausgelegte Strategie, die in unsicheren Zeiten für mehr Stabilität sorgen kann als der ME Special Values. Das Fundament des Fonds ist breit ausgelegt. Die Mischung aus Aktien, Anleihen, Zertifikaten auf Edelmetalle, Derivate und Liquidität wird flexibel gesteuert und verspricht ein höheres Maß an Beständigkeit, wenn Gewitterwolken am Börsenhimmel aufziehen.

Die historischen Risikokennzahlen des Fonds verfestigen diesen Eindruck. Der unter dem Dach der Frankfurter Privatbank ODDO BHF aufgelegte Fonds zeigt sich mit einer gemessenen Volatilität von nur 6 Prozent über zehn Jahre sehr resistent gegen Kursschwankungen. Der Wertzuwachs im 10-Jahreszeitraum ist für die defensive Herangehensweise der Fondslenker mit 124 Prozent hingegen ausgesprochen gut.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Verantwortlich für das Top-Ergebnis ist die Dickemann Capital AG aus Berlin. Die Aktienquote steuern die Experten in einer Bandbreite zwischen 30 und 70 Prozent. Die Vermögensaufteilung wird anhand qualitativer und quantitativer Merkmale festgelegt. Bei der Aktienauswahl achtet Manager Jürgen Dickemann auf bewährte Geschäftsmodelle und solide Bilanzen, die ihn oft zu familiengeführten Unternehmen führen. Das Netto-Aktienexposure liegt aktuell bei 60 Prozent. Der größte Sektor ist die Technologiebranche mit bekannten Konzernen wie Microsoft und Alphabet. Daneben hält Dickemann einen ETC auf Xetra-Gold (5 Prozent) und einen hohen Kassenbestand von 32 Prozent.

Rendite in allen Marktphasen   

Herkömmliche Strategien haben den Nachteil, dass sie lediglich Verluste begrenzen. Mit der richtigen Taktik ist sogar bei stark fallenden Kursen in Krisenzeiten eine positive Performance drin. Möglich machen es erweiterte Strategien, die sowohl von steigenden als auch von fallenden Kursen profitieren können. Sie versprechen durch marktneutrale Positionierungen unkorrelierte Renditen und einen Total Return. Das Grundprinzip der Long-Short-Strategie: Man hält zur gleichen Zeit Long-Positionen (also kauft Aktien in der Hoffnung auf steigende Kurse) als auch Short-Positionen (Leerverkauf von Aktien zur Spekulation auf fallende Kurse).

Meine Fondsidee: Der GAM Star Alpha Technology

Technologieinvestor Mark Hawtin verfügt über 20 Jahre Erfahrung mit Long- und Shortpositionen im Technologiesektor. Er kauft beim GAM Star Alpha Technology (ISIN: IE00B5BBQJ73) aus seiner Sicht unterbewertete Aktien und geht bei überbewerteten Papieren short. Die Idee dahinter ist, dass günstig bewertete Titel in fallenden Märkten einen geringeren Kursverlust aufweisen als ihre hoch bewerteten Pendants.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Erzielt werden Gewinne sowohl mit gut gelaufenen Positionen sowie aus der Differenz der einzelnen Kusentwicklungen – unabhängig von der Marktphase. „Die Internetnutzung nimmt, gelinde gesagt, außerordentlich stark zu. Nach unserer Einschätzung befinden wir uns in einem nachhaltigen Zyklus der Einführung neuer Technologien, bei dem das Internet im Zentrum steht. Dies wird für Gewinner und Verlierer zu ausgeprägt gegensätzlichen Entwicklungen führen. Ein perfektes Umfeld für Long-Short Anlagen“, schreibt Hawtin auf der Unternehmenswebsite. Auf der Long-Seite ist der Manager etwa bei Microsoft, Alphabet oder Seagate Technology. Die Wertentwicklung kann sich für einen marktneutralen Fonds mit 57 Prozent über drei und 127 Prozent über zehn Jahre sehen lassen.

Mein Fazit: Verschiedene Assetklassen bergen unterschiedlich hohe Risiken und liefern in unterschiedlichen Marktphasen unterschiedliche Erträge. Wer nicht alles auf eine Karte setzen, sondern sein Geld und damit das Risiko mit einer breiten Vermögensallokation auf verschiedene Anlageklassen streuen möchte, senkt mit großer Wahrscheinlichkeit also auch sein Verlustrisiko.

Damit endet unsere Serie mit den Fondsideen für 2022 (Teil 1 findet ihr hier, Teil 2 könnt ihr hier nachlesen). Der Clou: Miteinander kombiniert ergeben die Fonds aus allen drei Folgen ein fertiges Depot, das über Branchen, Regionen und Strategien hinweg gut gestreut ist. So erzielte die gleichgewichte Mischung aller in den Teilen 1 bis 3 vorgestellten Fonds in den vergangenen fünf Jahren eine Performance von 92,6 Prozent bei einer Volatilität von 13,5 Prozent.

Hinweis: Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung. Die Geldanlage am Kapitalmarkt ist mit Risiken verbunden. Aus Wertentwicklungen in der Vergangenheit lässt sich nicht auf künftige Wertentwicklungen schließen. Quelle Fondsdaten: FWW (2022). Bitte beachte die Hinweise unter: https://www.issgovernance.com/iss-fww-disclaimer/ (Haftungsausschluss). Für Inhalte und Richtigkeit der Angaben wird keine Haftung übernommen. Stand der Daten: 07. Januar 2022.

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