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Aktualisiert am 06.07.2020 - 16:42 Uhrin MeinungenLesedauer: 4 Minuten

Metzler AM zum Handelskonflikt Jetzt drohen Vergeltungszölle aus China und der EU

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China flammt seit Sonntag völlig überraschend wieder auf und eskalierte heute mit der Anhebung der Zölle von 10 auf 25 Prozent auf Importe aus China in Höhe von 200 Milliarden US-Dollar. Offensichtlich will US-Präsident Trump damit mehr Zugeständnisse Chinas in den weiter laufenden Handelsgesprächen bewirken.

Ein Grund für die Eskalation zum jetzigen Zeitpunkt könnte sein, dass US-Präsident Trump mit einer Arbeitslosenquote von nur 3,6 Prozent im April und mit etwa 7,5 Millionen offenen Stellen in den USA aus einer Position der Stärke agieren kann. Die chinesische Wirtschaft zeigte zuletzt erste Stabilisierungstendenzen nach einer längeren Schwächephase, die mit einer tendenziell steigenden Arbeitslosenquote (Mittwoch) einherging. Eine Eskalation des Handelskonflikts könnte die Verbesserungstendenzen bei der chinesischen Industrieproduktion (Mittwoch) sowie bei den chinesischen Einzelhandelsumsätzen (Mittwoch) wieder umkehren und einen merklichen Konjunkturabschwung in China verursachen – umso mehr, als Chinas Exporte zuletzt schon sehr schwach waren.

Trump nimmt mit erneuter Eskalation auch weltweiten Konjunkturabschwung in Kauf

Mit der Eskalation des Handelskonflikts nimmt US-Präsident Trump aber auch in Kauf, dass Unbeteiligte darunter leiden und ein weltweiter Konjunkturabschwung drohen könnte. So startete die Weltwirtschaft zwar mit einer hohen synchronen Wachstumsdynamik ins Jahr 2018, die sich im weiteren Jahresverlauf aber deutlich abschwächte, weil die Unternehmen ihre Investitionsausgaben merklich kürzten. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Zurückhaltung auf die hohe Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Handelskonflikte zurückzuführen war.

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Daher halten wir eine ähnliche Reaktion der Unternehmen auf den sich jetzt wieder zuspitzenden Handelskonflikt zwischen den USA und China für möglich. Der ZEW-Index (Dienstag) könnte hierfür schon erste Warnsignale liefern. Die Zahlen zur Industrieproduktion in der Eurozone (Dienstag) dürften dagegen noch die Erholungstendenzen im März widerspiegeln.

Gegenschritte von China als schwieriger Balanceakt

Da sich grundsätzlich kein Land erlauben kann, auf internationalem Terrain Schwäche zu zeigen, gehen wir davon aus, dass China bald Gegenschritte beschließen wird. Allerdings steht die Regierung in Peking dabei vor der kniffligen Aufgabe, die USA mit höheren Zöllen zu „bestrafen“, ohne sich ins „eigene Fleisch“ zu schneiden. Denn wenn China Strafzölle auf US-Waren erheben würde, auf die China unbedingt angewiesen ist, könnten die US-Produzenten entsprechend die Preise anheben, sodass im Endeffekt die chinesischen Konsumenten die Zeche zahlen müssten.

Gleichzeitig will China mit seinen Strafzöllen vor allem US-Produzenten in Wahlkreisen treffen, die US-Präsident Trump bei den nächsten Präsidentschaftswahlen verlieren könnte. Die chinesischen Strafzölle würden dann Donald Trumps Chancen auf seine Wiederwahl als US-Präsident reduzieren.

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