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Aktualisiert am 08.09.2022 - 16:43 Uhrin Stolls FondseckeLesedauer: 9 Minuten

Stolls Fondsecke Mischfonds: Lukrative Dauerläufer trotzen Inflation und Tech-Crash

Bowl-Zutaten
Bowl-Zutaten: Ob ein Essen schmeckt, hängt von der Auswahl und Zusammenstellung der Zutaten ab. Bei Fonds übernehmen Manager:innen die Titelkomposition und ersparen Anleger:innen damit den aufwendigen Auswahlprozess für ein krisenfesten Depot | Foto: Imago Images / Cavan Images

Die Nachrichten über einen Gewinnrückgang und eine Zukunft, die vielleicht steiniger wird als gedacht, schickten die Meta-Aktie im Februar auf Talfahrt. In nur wenigen Stunden verloren die Papiere des New-Economy-Unternehmens rund ein Viertel an Wert. Rund 220 Milliarden US-Dollar Börsenwert wurden auf einen Schlag vernichtet.

Meta ist ein Paradebeispiel für die Nervosität, die aktuell an den Märkten herrscht.  An der Zinsfront dreht die US-Notenbank Fed voraussichtlich den Geldhahn auf Off, da die Inflation nach wie vor schockierend hoch ist. Und ob die Diplomatie im schwelenden Ukraine-Konflikt die Oberhand gewinnt, scheint auch noch nicht sicher. Die Erkenntnis aus der derzeitigen Großwetterlage: Risiko um jeden Preis war gestern. Aktuell lautet die Devise: Sicherheit und solides Investieren.

Sicherheit und Rendite mit Mischfonds

Denn: Für viele Anleger:innen zählt eben nicht nur das, was am Ende herauskommt, sondern auch was zwischendurch passiert. Heftige Berg- und Tal-Fahrten sind nicht jedermanns Sache.

Im aktuellen Spannungsfeld werden deshalb Anlageformen interessant, die sich bei Bedarf schnell neuen Marktentwicklungen anpassen. Ein solides, breit gestreutes Portfolio versprechen vor allem Mischfonds. Deren Fondsmanager:innen nehmen für sich in Anspruch, die Gelder von Kund:innen entsprechend dem Börsenwetter geschickt zu verwalten. Das macht den Charme der Fonds aus, die nach wie vor zu den meistverkauften Anlageprodukten gehören. 2021 erreichten Mischfonds mit Zuflüssen von 41,8 Milliarden Euro so eine Bestmarke im Neugeschäft.

Grafik vergrößern (Quelle: BVI)

Mischfonds setzen auf einen Mix unterschiedlicher Anlageklassen. Normalerweise sind es Aktien und Anleihen. Oft werden auch andere Wertpapiere wie Gold, Immobilien oder Rohstoffe hinzugefügt. Die Idee dahinter: Stabile Renditen auch in Zeiten von Abschwüngen, die das Stress-Level der Investor:innen in normalen Bahnen halten.

Doch die Sicherheit hat auch ihren Preis: Langfristig sind die Renditen etwas niedriger als bei reinen Aktienfonds. Allerdings ist das nicht sonderlich tragisch, wenn man bedenkt, dass vielen Privatanleger:innen beim Investieren in renditestärkere, aber auch schwankungsreichere Assets, häufig ein psychologischer Faktor zum Verhängnis wird: „Beim Tiefststand der Kurse haben die Hartgesottenen die Papiere und die Zittrigen das Geld, auf dem Höhepunkt des Booms, die Hartgesottenen das Geld und die Zittrigen die Papiere“, beschrieb Börsen-Altmeister Andre Kostolany das Dilemma.

Das heißt: Aktien werden gerne in Phasen der Börseneuphorie gekauft und oftmals panikartig verkauft, wenn die Stimmung gerade am schlechtesten ist.

Aus diesem Verhalten resultieren langfristig absolut miserable Renditen. Auswertungen der Bundesbank über das Sparverhalten der Deutschen bestätigen Kostolanys Annahme. Deutsche Privathaushalte erwirtschafteten seit Beginn der Statistik 1995 mit Aktien und Aktienfonds im Mittel klägliche Renditen von meist unter 5 Prozent.

Die Rundum-Sorglos-Pakete mit geringen Schwankungen dürfte demnach keine schlechte Wahl sein. Zu den besten Produkten im laufenden Jahr gehört der Incrementum All Seasons Fund (ISIN: LI0477123637). Mit einem Plus von 12 Prozent seit Anfang Januar 2022 und 25 Prozent über ein Jahr macht der Fonds einen starken ersten Eindruck.

DJE kombiniert Zinsen und Dividenden

Auf die Kraft von Zinsen und Dividenden im Paket vertraut Fondsmanager Jan Erhardt. Im DJE Zins & Dividende (ISIN: LU0553164731) bündelt der Experte seit Februar 2011 substanzstarke Aktien ausschüttungsfreudiger Unternehmen mit Zinspapieren.

Die Aktienquote liegt bei maximal 50 Prozent und wird bei aufziehenden Börsenstürmen schnell nach unten angepasst. Mit dem Anlagemix erzielte der am Standort Pullach bei München agierende Manager in den vergangenen zehn Jahren ein Plus von 80 Prozent. Das Stress-Level für Anleger:innen, gemessen an der Volatilität war dabei niedrig (5,8 Prozent).

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Aktuell vertraut das Fondsmanagement auf Aktien des E-Commerce-Riesen Amazon (1,6 Prozent), der Hannoverschen Rückversicherung (1,6 Prozent) und des US-amerikanischen Pharmakonzerns Pfizer (1,6 Prozent).

Die Ländergewichtung sieht wie folgt aus: USA auf Platz 1 mit 31,8 Prozent. Es folgen Deutschland mit 15,9 Prozent und Frankreich mit 7,2 Prozent.

Bei den Branchen stehen Gesundheit (6,1 Prozent), Technologie (6 Prozent) und Chemie (5 Prozent) im Fokus des Fondsmanagements unter der Leitung von Jan Erhardt.

UBS-Mischfonds läuft wie ein Schweizer Uhrwerk

Etwas älter ist ein Allwetterprodukt der UBS. Schon der Name des Fonds der Schweizer Privatbank zeigt an: Der UBS (Lux) SICAV 1 – All-Rounder (USD) P acc (ISIN: LU0397594465) ist eine Allzweckwaffe, die in allen Börsenphasen die richtige Munition parat hat. Wie gut dem Fondsmanager-Trio Fabrice Foy, Marc Schaffner und Nicole Goldberger der Spagat zwischen einer ansprechenden Performance und wenig Schwankung gelingt, zeigt der Blick auf die Sharpe-Ratio, die mit einem Wert von 0,85 für die vergangenen zehn Jahre ein gutes Risiko-Rendite-Profil anzeigt. Die Volatilität ist für ein Produkt, das theoretisch mit 60 Prozent Aktien bestückt werden kann, mit weniger als 6 Prozent erfreulich niedrig. Der MSCI Word schwankt im Vergleich doppelt so stark.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Die jährliche Wertentwicklung liegt seit Auflage im März 2009 bei über 7 Prozent. Der Fonds streut weltweit in eine Vielzahl unterschiedlicher Papiere wie Aktien aus Industrie-und Schwellenländern, Staats-und Unternehmensanleihen, High-Yield Bonds sowie Immobilien und Rohstoffe. Dabei strebt der Fonds ein stets ausgewogenes Verhältnis der Risikobeiträge der einzelnen Anlageklassen an, die die Manager:innen an die vier verschiedenen Konjunkturzyklen anpassen: Aufschwung, Boom, Abschwung und Rezession. „Das ermöglicht es Anlegern, über die verschiedenen Phasen hinweg investiert zu bleiben“, erklärte Schaffner gegenüber Das Investment.

Derzeit liegt die Aktienquote im regelbasierten Fonds bei 23 Prozent. Auf der Rentenseite dominieren Staatsanleihen (40 Prozent) sowie Unternehmensanleihen (20 Prozent). Die Rohstoffgewichtung beträgt 10 Prozent. Die Aufteilung der Assetklassen erfolgt je nach Konjunkturphase über ein Bewertungssignal.

Vermögensverwaltende Fonds Made in France

Ganz anders agieren dagegen Olivier Delooz und sein 4-köpfiges Team beim Clartan Valeur C (ISIN: LU1100076550). Die Fondsmanager puffern Risiken mit defensiven Aktien. Das führt in Boomphasen in der Regel zu einer Underperformance. Schlägt das Börsenwetter um, holen die Franzosen jedoch auf. Der Verzicht auf hochfliegende Wachstumstitel und ein Hang zu Value-Aktien, die lange Zeit als out galten, zahlt sich jetzt wieder aus. Seit Jahresanfang liegt der Fonds mit 3 Prozent im Plus. Auch langfristig stimmt die Bilanz. Das 456 Millionen Euro große Flaggschiff erzielte seit seiner Auflage im Juni 1991 eine durchschnittliche Wertentwicklung von rund 8 Prozent pro Jahr. In Summe sind das mehr als 880 Prozent.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Wird es ungemütlich an den Kapitalmärkten kann die Aktienquote reduziert werden. Unter 80 Prozent fällt sie jedoch selten. Die Anlageentscheidungen erfolgen bei Clartan prinzipiell in Teams mit mindestens vier Personen, die möglichst unterschiedlichen Generationen angehören und von denen jede:r bei Investmententscheidungen ein Veto einlegen kann.

Der regionale Schwerpunkt liegt auf dem Heimatmarkt Frankreich. „Hier kennen wir uns am besten aus“, sagt Sales-Direktor Michael Duarte. Denn bei Clartan will man die Unternehmen, in die investiert wird, genau kennen. Nicht umsonst steht der Name der Gesellschaft „Clartan“ für einen „erhellenden Lichtblick“.

Das Fondsmanagement sucht nach Qualitätstiteln, die über einen längeren Zeitraum stabil wachsen, was sich in steigenden Aktienkursen niederschlägt. Als Beispiel nennt Duarte den französischen Zahlungsabwickler Worldline. „Worldline hat im Endeffekt ein ähnliches Geschäftsmodell wie Wirecard, das waren direkte Konkurrenten. Die Firma ist so ein klassisches Investment für uns – solides Geschäftsmodell, in Europa führend, Potential ohne Ende und günstig zu haben“, erläutert Duarte.

Alternative für vorsichtigere Anleger:innen

Insgesamt beläuft sich der Anteil französischer Titel auf 54 Prozent. Der Pharmariese Sanofi und die Großbank BNP Paribas sind die größten Werte unter ihnen. Nachgekauft haben die Experten bei den italienischen Banken Intesa San Paolo und UniCredit. „Die sehr valueorientierte Positionierung schützt uns vor der aktuell sehr hohen Volatilität bei sehr teuren Wachstumswerten“, kommentiert Manager Olivier Delooz die aktuelle Entwicklung.

Eine gemäßigte Variante des Clartan Valeur ist der Clartan Patrimoine (ISIN: LU1100077442). Der Schwerpunkt des Schwesterprodukts liegt auf Unternehmensanleihen. Die Aktienquote ist bei 30 Prozent gedeckelt. Der defensive Mischfonds läuft mit Schwankungen um die 4 Prozent merklich ruhiger. Allerdings sind auch die Renditechancen reduziert.

Hinweis: Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung. Die Geldanlage am Kapitalmarkt ist mit Risiken verbunden. Aus Wertentwicklungen in der Vergangenheit lässt sich nicht auf künftige Wertentwicklungen schließen. Stand der Fonds-Daten: 18. Februar 2022.

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