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Pilnys Asia Insights Mit der Mittelschicht wächst die Kauflust

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Binnenkonsum wichtiger als Industrieproduktion

Dank der gestiegenen Einkommen können sich immer mehr Menschen Luxusgüter leisten. Schon jetzt ist die chinesische Wirtschaft stärker vom Binnenkonsum als von der Industrieproduktion abhängig. Der Anteil des Verbrauchs am Nationaleinkommen ist mit 40 Prozent im Vergleich zum globalen Durchschnitt von 61 Prozent aber noch immer gering.

Zugleich ist aufgrund der bislang nur rudimentär ausgebildeten Sozialversicherungssysteme die Sparquote mit rund 35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sehr hoch. Der Konsum wird nicht nur in China, sondern in ganz Asien weiter an Bedeutung gewinnen. 2030 sollen Prognosen zufolge bereits 50 Prozent aller weltweiten Verbraucherausgaben in Asien getätigt werden.

Doch auch in Volkswirtschaften wie China, Thailand und Indien beginnt die Bevölkerung zu altern. Der Strom der neu in den Arbeitsmarkt drängenden Abgänger von Universitäten und Schulen wird sich ebenfalls verlangsamen. In Singapur und Malaysia, die in den vergangenen Jahren immer stärker auf zugewanderte Arbeitskräfte zurückgreifen mussten, könnte sich aufgrund der ungünstigen demografischen Entwicklung der Staatshaushalt verschlechtern. Eine Steigerung der Produktivität würde dem entgegensteuern, zum Beispiel, indem Frauen besser in den offiziellen Arbeitsmarkt integriert werden oder das Rentenalter hinaufgesetzt wird. Um mehr Frauen in den Arbeitsmarkt einzubeziehen, müssen jedoch zunächst die Investitionen in Bildung, Gesundheitsversorgung und neue Technologien erhöht werden.

Konsum ist nicht gleich Konsum

In jedem Fall gilt es bei der „Wachstumsstory“ zu differenzieren: Konsumgewohnheiten von über Vierzigjährigen und städtischen Ein-Personen-Haushalten sowie die wachsende Kaufkraft von erwerbstätigen Frauen beeinflussen den Konsum ebenso wie der Reifegrad einer Volkswirtschaft.

China ist zum Beispiel mit einem Plus von 10 Prozent jährlich der am schnellsten wachsende Konsumgütermarkt der Welt. Dort geben städtisch geprägte Ehepaare mittleren Alters, deren einziges erwachsenes Kind aus dem Haus ist, den Ton an. Dadurch ändern sich ihre Konsumgewohnheiten: Sie sind weniger am Erwerb von Gütern interessiert, sondern streben eher nach neuen Erlebnissen. Das kann man zum Beispiel in Singapur schon länger beobachten. Deswegen boomen in solchen Ländern Fluggesellschaften, die Unterhaltungsindustrie und die gehobene Gastronomie.

Ein anderes Bild zeigen Länder wie Indonesien, Indien oder die Philippinen, wo die Bevölkerung einen deutlich geringeren Urbanisierungsgrad und weniger verfügbares Einkommen hat. Dort stehen Daseinsvorsorge und die Ausgaben für Gesundheitsversorgung im Vordergrund.                                

Jüngere Arbeitskräfte sorgen in ärmeren Ländern für steigendes Wachstum auf den Online-Handelsplattformen. Das ist schon länger in China zu sehen und gilt auch für Fintech-Unternehmen, weil diese für viele Menschen die einzige Chance zur Teilhabe am Finanzmarkt bedeuten. Auf den Philippinen hatte noch vor Kurzem weniger als die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung ein Bankkonto. Mittlerweile boomen die Online-Banken. Ähnlich ist es in Indien.

Auch ältere Menschen geben Geld aus

Ebenso wie die wachsende Mittelschicht ist Chinas silberne Generation ein massiver Wachstumstreiber. In etwa 20 Jahren wird der Bevölkerungsteil, der älter als 65 Jahre ist, auf rund 300 Millionen Menschen angewachsen sein. Das entspricht der aktuellen Einwohnerzahl der USA. Dadurch entsteht ein wichtiges Verbrauchersegment: Ältere Menschen werden die Nachfrage nach Arzneimitteln weiter erhöhen. Mit steigendem Einkommen und Gesundheitsbewusstsein werden anspruchsvollere medizinische Dienstleistungen nachgefragt. Und wenn eines Tages eine Milliarde Chinesen Zugang zu einer Krankenversicherung bekommen, dürfte das Gesundheitswesen zu einer Branche mit enormen Umsätzen werden.

Durch die Corona-Pandemie zersplitterte auch in Asien die Mittelschicht ein Stück weit. Covid-19 hat die Kluft zwischen dem Teil verdeutlicht, der studiert hat und zu Hause arbeiten konnte – und den Arbeitern, denen das nicht möglich war. Doch das ist nur vorübergehendes Wellengekräusel, während die tektonische Plattenverschiebung ungebremst weitergeht…

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