Helge Rehbein
09.05.2021

Kosten von ETF-Sparplänen Mit kleinen Mindestraten zu epischen Beträgen

Freundinnen beim Aktienplausch
Freundinnen beim Aktienplausch: „Dafür habe ich kein Geld übrig“, heißt es oft, auf Aktien angesprochen – doch das ist ein Irrtum; ein ETF-Sparplan ist die Lösung
© IMAGO / Panthermedia

Exchange Traded Funds (ETFs) sind eine Möglichkeit, um passiv und breit gestreut in den Aktienmarkt zu investieren. Sie sind leicht handelbar, kostengünstig und können, wenn das Geld langfristig angelegt wird, im anhaltenden Niedrigzinsumfeld für eine ordentliche Rendite sorgen. Die steigende Beliebtheit der ETFs bringt ein umfangreiches Angebot mit sich. ETFs gibt es für unterschiedliche Anlageklassen, -regionen, -branchen und -themen, etwa Megatrends.

In Deutschland haben – trotz oder gerade wegen der Marktverwerfungen aufgrund der Corona-Krise – Millionen von Anlegern die Kapitalmärkte neu für sich entdeckt. ETF-Sparpläne werden aufgrund dieses Booms stark nachgefragt. Von einem sprunghaft gestiegenen Interesse am Aktiensparen berichtet aktuell etwa die Deka, der Fondsanbieter der Sparkassen. Zwar habe sich die Zahl der laufenden Wertpapiersparpläne in den vergangenen fünf Jahren „lediglich“ verdoppelt. Dennoch seien allein 2020 etwa 776.000 neue Verträge hinzugekommen – gegenüber 620.000 Neuverträgen im vorangegangenen Jahr.

„Sparpläne sind so was wie richtig gute Freunde: Zuverlässig, flexibel, unkompliziert“, hieß es jüngst in der „Brigitte“. „Mit ihnen ist es so einfach wie nie, an der Börse zu investieren. Und das Schönste: Es geht auch mit Mini-Beträgen.“ Die Frauenzeitschrift führt an, dass drei von vier Frauen und fast jeder zweite Mann in Deutschland keine Aktien haben, nicht von einzelnen Unternehmen und auch nicht in Form von Fonds oder ETFs. Zur Begründung heiße es oft: „Dafür habe ich kein Geld übrig.“ Doch das sei ein Irrtum; der Sparplan die Lösung.

Tatsächlich liegt bei den meisten Onlinebrokern die Mindestrate bei monatlich 25 Euro, sogar vierteljährliche Sparpläne sind möglich. So unterschiedlich wie der ETF-Sparplanmarkt sind jedoch auch die Gebühren. Sie sollten möglichst gering sein, damit am Ende eine ordentliche Rendite übrigbleibt.

Wettbewerb unter den Online-Brokern lässt die Preise purzeln

Die voranschreitende Digitalisierung und die zuletzt kräftig gestiegenen Umsätze am Markt sorgen für lebhaften Preisdruck unter den Online-Brokern: So verzichtet ING Deutschland seit dem 1. April 2021 in allen rund 800 angebotenen ETF-Sparplänen auf entsprechende Gebühren. „Die ING ist in Deutschland mit ihrem Tagesgeldangebot als Sparbank groß geworden. Nun wollen wir die Bank mit dem besten Wertpapier-Sparplanangebot sein und den Einstieg in das kostengünstige, regelmäßige und breit gestreute Investieren in Wertpapiere erleichtern“, wirbt Thomas Dwornitzak, Leiter Sparen & Anlegen bei der ING Deutschland.

Nach der ING, die schon im Herbst vergangenen Jahres die Mindestrate für Sparpläne auf einen Euro senkte, bietet jetzt auch Flatex seine ETF-Sparpläne zum Nulltarif an. Der Online-Broker hat die Gebühren für die Ausführung von 3.000 ETF- und Fondssparplänen komplett gestrichen. Sparpläne sind ab einer monatlichen Sparrate von 25 Euro möglich. Die Preissenkung ist laut Flatex dauerhaft und gilt sowohl für Bestands- als auch für Neukunden.

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Die von einigen Marktteilnehmern in den Pool der Player geworfenen Steinchen schlagen immer größere Wellen: Inzwischen wollen sich die Online-Broker auch über den Wegfall von Ordergebühren für ETFs Kunden abjagen. So wirbt die Consorsbank als einer der führenden Online-Broker in Europa derzeit damit, dass sich mehr als 60 nachhaltige ETFs von BNP Paribas Asset Management, iShares, Amundi, Lyxor und Vanguard über den Handelsplatz Tradegate ohne Ordergebühren kaufen lassen.

Doch aufgepasst: Obwohl neue kostengünstige Preismodelle Vorteile bringen, sind sie auch mit Risiken verbunden: Wem der Einstieg in die Finanzwelt allzu leicht gemacht wird, verliert möglicherweise Maß und, salopp gesprochen, Mittel: Eine neue Studie des Instituts für Accounting, Controlling und Auditing an der Universität St. Gallen (ACA-HSG) hat die Daten von 240.000 Kunden eines Online-Brokers über zwei Jahre ausgewertet. Anleger, so heißt es in der Studie, würden aufgrund des Wegfalls von Gebühren zu riskanten Transaktionen verleitet – was, wie die Studie zeigt, sowohl sozial- als auch wirtschaftspolitisch relevante Folgen haben kann. Systematische Risiken würden zunehmen, so eine Hypothese der Studie, sobald viele Anleger damit beginnen, risikoreicher zu traden. Weniger informierte Anleger würden die Finanzmärkte als eine Art Glücksspiel für sich entdecken.

Zinseszinseffekt sorgt für exponentielles Wachstum

Wer clever ist, lässt die von Online-Brokern offerierten geringeren Gebühren dennoch nicht links liegen. Wer weniger Kosten stemmt, erhält mehr Geld für den Erwerb von ETF-Anteilen an die Hand. Und wer dann noch Dividenden diszipliniert reinvestiert, kommt in den Genuss des Zinseszinseffekts, bei dem sich aus einem Anfangskapital von 1.000 Euro bei einem jährlichen Zinssatz von, großzügig gerechnet, 10 Prozent im Verlauf von 30 Jahren eine Summe von 17.449,40 Euro ergibt. Aufgrund des exponentiellen Wachstums baut sich über die Jahre also aus den kleinen Raten eine große Summe auf, „langsam, aber gewaltig“ wie die „Brigitte“ schreibt. Und noch einmal das Blatt: „Ideal geeignet gerade für Frauen, die fürchten müssen, im Alter in eine Rentenlücke zu stolpern. Das ist ja noch lang hin? Umso besser.“

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