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Recycling als Anlagethema Mit plastikfressenden Enzymen ein Stück vom Markt sichern

Müllhalde in Kenia
Müllhalde in Kenia: Der globale Abfallberg wächst stetig und mit ihm die Bedeutung des Abfallmanagements – auch für Anleger steckt viel Potenzial im Markt | Foto: imago images / ZUMA Wire

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft: Aufgrund von Urbanisierung, Globalisierung und Bevölkerungswachstum steigt die jährlich anfallende Abfallmenge stetig. Immer wieder warnt die Weltbank vor der globalen Müllflut – bis 2050 werde diese um rund 70 Prozent zunehmen. Weltweit kommen derzeit etwa zwei Milliarden Tonnen Abfall pro Jahr zusammen, 2050 wären es demnach rund 3,4 Milliarden Tonnen. Recycelt wird davon jedoch kaum etwas: Europa ist führend mit einer Wiederverwertungsquote von 30 Prozent, in China liegt diese bei 25 und in den USA bei lediglich 9 Prozent.

Der Recycling-Weltmeister Deutschland hat ebenfalls noch viel Luft nach oben. Das geht aus dem jüngsten „Plastikatlas“ der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hervor. Darin wird genau aufgezeigt, was mit den 5,2 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen aus Haushalten und Gewerbe passiert: 60 Prozent des Mülls in Deutschland werden „energetisch verwertet“. Das klingt erst einmal gut – heißt aber nichts anderes als: Der Müll wird verbrannt. Zwar wird daraus Energie gewonnen, aber um den Preis eines erheblichen CO2-Ausstoßes.

Doch was passiert mit den restlichen 40 Prozent? Etwa ein Drittel davon wird fürs Recycling ins Ausland exportiert. Was dann damit wirklich passiert, wird in der Regel nicht weiterverfolgt – oft nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Der Rest kommt in deutsche Recyclinganlagen. Doch auch hier wird noch einmal knapp ein Drittel aussortiert und verbrannt. Somit werden lediglich 15,6 Prozent der 5,2 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle nachvollziehbar recycelt – das entspricht 0,8 Millionen Tonnen.

Aber wie lässt sich der Müllberg verkleinern?

Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfgesellschaft ist die Lösung: Viele Unternehmen produzieren immer schneller zu niedrigeren Preisen, um mit der steigenden Nachfrage Schritt zu halten – Quantität statt Qualität. Dabei werden natürliche Ressourcen verbraucht, als ob sie unendlich wären. Die Kreislaufwirtschaft soll dieser verschwenderischen Prozedur den Garaus machen. Sie beruht auf drei Prinzipien: Vermeidung von Abfall und Verschmutzung, Weiterverwertung von Produkten und Materialien sowie die Nutzung von sich regenerierenden natürlichen Systemen.

Um eine nachhaltige Zukunft sicherzustellen, ist es daher unerlässlich, die lineare Wirtschaft durch das Kreislaufwirtschaftskonzept zu ersetzen. Dabei sollten die effiziente Nutzung der Ressourcen und die Verbesserung des ineffizienten Abfallmanagements auf der Agenda ganz oben stehen. Denn noch immer liegt die globale Kreislaufquote bei lediglich 8,6 Prozent, so das Ergebnis des jüngsten Circular Gap Reports 2020.

Es liegt nun in der Hand der Unternehmen, der Regierungen und der Gesellschaft, diese Quote zu erhöhen, um der Misswirtschaft entgegenzuwirken. Konzerne müssen sich von verschwenderischen Verfahren verabschieden und auf nachhaltige Prozesse umstellen. Regierungen können die Kreislaufwirtschaft über Steuervorschriften oder Richtlinien fördern. Verbraucher verstehen bereits immer besser, welche gravierenden Auswirkungen auf Klima und Umwelt ein Großteil der von ihnen konsumierten Produkte hat.

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Die Notwendigkeit zum Handeln spiegelt sich an den Finanzmärkten wider. Weltweit steigt das Angebot an nachhaltigen Anlageprodukten. Anleger können beispielsweise ihre Portfolios auf die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs) ausrichten. Obwohl nur ein geringer Anteil der börsennotierten Unternehmen ausschließlich auf Kreislaufmodelle aufbaut, setzen viele namhafte Konzerne in unterschiedlichen Bereichen neue verantwortungsbewusste Maßstäbe.

Sensoren können Plastik trennen, Enzyme Kunststoff verdauen

Große Hoffnungen liegen jetzt auf innovativen Produktionsmethoden und einem sich verändernden Konsumverhalten. Das norwegische Unternehmen Tomra Systems beispielsweise trennt mit sensorbasierten Anlagen für das mechanische Recycling verschiedene Plastiksorten voneinander. Denn Kunststoffe besitzen teils sehr unterschiedliche Eigenschaften, die das Wiederverwerten erschweren.

So ist das französische Cleantech-Start-up Carbios auf Polyethylenterephthalat (PET) spezialisiert. Es hat ein Enzym entwickelt, das Plastikflaschen innerhalb weniger Stunden nahezu vollständig „verdauen“ kann. Das Enzym hilft dabei, das Material in die chemischen Bausteine für die Herstellung neuer, hochwertiger Kunststoffe umzuwandeln.

Ein weiteres Beispiel: Umicore. Es hat sich von einem Bergbauunternehmen zu einem der führenden Recyclingkonzerne mit einer Marktkapitalisierung von 9 Milliarden Euro entwickelt. Das in Brüssel ansässige Unternehmen hat ein Verfahren entwickelt, Autobatterien zu recyceln und Metalle wie Kobalt und Lithium wieder zu nutzen. So hat Umicore bereits mit Tesla und Toyota Verträge abgeschlossen, um deren verbrauchte Batterien zu verarbeiten.

Zu den mehrheitlich aktiv verwalteten Fonds, die ihren Schwerpunkt auf die Kreislaufwirtschaft legen, zählen etwa der RobecoSAM Circular Economy Equity (ISIN: LU2092758726), der BlackRock Global Funds - Circular Economy Fund A2 EUR (ISIN: LU2041044178) und der Candriam SRI Equity Circular Economy Fund (ISIN: LU2109440870). Sie investierten weltweit in Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell der Kreislaufwirtschaft anpassen und so zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen.

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