Barbara Bocks, Sven Rambau
28.03.2023

ETFs kaufen zum Investmentstart Mit Vollgas in die ETF-Anlage starten

Menschen in der Boxengasse bei einem Formel Eins-Rennen
Menschen in der Boxengasse bei einem Formel Eins-Rennen: ETFs haben sich neben aktiv gemanagten Fonds zu den Lieblingen von Anleger:innen entwickelt.
© Imago Images / HochZwei

Normalerweise ordern Anleger:innen beim Wertpapierkauf einzelne Aktien, Anleihen oder andere Investmentprodukte. Einer der Nachteile: Es kann sich unter ihnen ein schlecht laufendes Papier befinden, das früher oder später mit größeren Verlusten enttäuscht.

Um ein Klumpenrisiko zu vermeiden, gilt die Regel: Investoren sollten ihr Portfolio diversifizieren, also möglichst breit aufstellen.

Mit Fonds und ETFs stehen dir zwei Finanzprodukte zur Verfügung, mit denen du mit einem Investment in eine Vielzahl von Firmen investieren kannst.

Hier nochmals die generellen Managementunterschiede in der Übersicht:

  • Aktiv gemanagte Fonds: Hier wählt ein Fondsmanager die aus seiner Sicht aussichtsreichsten Einzeltitel wie Aktien oder Anleihen von Firmen aus.
  • Passive Indexfonds: ETFs bilden automatisiert einen Index nach.

Um den passenden Indexfonds für dich zu finden, musst du für den Kauf die folgenden fünf Punkte unserer ETF-Kauf-Checklist beachten:

ETF-Kauf-Checkliste

  1. Bekannte Indizes für Börseneinsteiger:innen kennen
  2. Erträge bei ETFs: Ausschüttend oder thesaurierend?
  3. Kosten und Gebühren von ETFs vergleichen
  4. Indexabbildung: vollreplizierend, teilreplizierend oder swap-basiert?
  5. Auf Qualität achten: Wie hoch sind Fondsvolumen und Alter?

Generell solltest du dich vor dem Kauf eines Indexfonds genau darüber erkundigen, welcher Index den eigenen Anlagezielen entspricht.

Einsteiger:innen an der Börse suchen sich für ihre ersten ETF-Käufe am besten breit gestreute Indizes aus. Auf diese Weise investierst du gleich in eine Vielzahl an Unternehmen.

1. ETF-Kauf: Bekannte Indizes für Börseneinsteiger:innen

Wir haben dir im Folgenden vier bekannte, breit gestreute Aktienindizes aufgelistet:

  • Der MSCI World ist der bekannteste Welt-Index. Er gibt die durchschnittliche Wertentwicklung von Firmen an den Börsen der entwickelten Industrieländer wider. Er umfasst 1.500 Unternehmen mit Schwerpunkt auf US-Tech-Firmen.
  • Der MSCI Emerging Markets Index ist ein internationaler Aktienindex, der die Wertentwicklung von Unternehmen aus 27 Schwellenländern abbildet. Mit knapp 1.400 Unternehmen spiegelt der MSCI-Emerging-Markets-Index ungefähr 85 Prozent der Marktkapitalisierung in den Schwellenländern wider.
  • In Deutschland ist der Deutsche Aktienindex (Dax) das wichtigste Börsenbarometer. Der Dax bildet die 40 hinsichtlich Marktkapitalisierung und Börsenumsatz größten deutschen Unternehmen ab und spiegelt deren Wertentwicklung wider.

Ein weniger bekannter, aber sehr breit aufgesteller Index ist der MSCI-ACWI-Index, kurz für MSCI-All-Country-World-Index.

Er ist für alle Anleger:innen geeignet, die sich zwischen dem MSCI World und MSCI Emerging Markets Index nicht so richtig entscheiden können und lieber beide Vorteile in einem Index kombiniert hätten.

Denn der MSCI ACWI Index ist quasi eine Mischung aus MSCI World und MSCI Emerging Markets:

  • Er beinhaltet knapp 2.900 Firmen aus 23 Industrienationen und 24 Schwellenländern.
  • 60 Prozent der Unternehmen sitzen in den USA, 5,5 Prozent in Japan, 3,8 Prozent in England und 3,8 Prozent in China.

Es gibt auch Indizes auf Anleihen. Diese sind weniger bekannt als ihre Aktien-Pendants.

Du solltest dir bei Anleiheindizes vor allem:

  • die Restlaufzeiten der enthaltenen Anleihen,
  • die Kreditwürdigkeit (Bonität) der Emittenten
  • und die Währung, in denen die Anleihen notieren,

ganz genau anschauen, um die für dich passende Wahl zu treffen.

2. Erträge bei ETFs: Ausschüttend oder thesaurierend?

Neben der Auswahl des passenden Indexes sollten Anleger:innen beim Kauf von ETFs auch darauf achten, wie die Indexfonds ihre Erträge verwenden. Die passiven Fonds schütten diese entweder regelmäßig aus oder thesaurieren sie.

Ausschüttend bedeutet, dass dir dein ETF-Anbieter die Erträge aus deinem ETF regelmäßig in dein Depot überweist.

Und thesaurieren?

Thesaurierend bedeutet, dass du Erträge aus deinem ETF wie Dividenden und Zinszahlungen nicht als Auszahlung erhälst. Die Erträge werden direkt in den ETF reinvestiert.

Mit anderen Worten: Anstatt Dividenden an dich auszuschütten, kauft der ETF-Anbieter damit automatisch wieder Finanzprodukte wie Aktien. Dadurch wächst das Fondsvermögen und auch der Wert deines Anteils im Depot.

Welche der beiden Strategien besser passt, kommt auf deine persönliche Anlagestrategie an:

  • Wenn du lieber ein passives Einkommen aufbauen willst, dann sind ausschüttende ETFs die richtige Wahl. Denn dann erhälst du regelmäßig die Erträge auf dein Depotkonto. 
  • Wenn es dir wichtiger ist, über einen längeren Zeitraum mehr Erträge durch ein höheres Fondsvolumen zu erwirtschaften, dann sind thesaurierende ETFs besser: Denn das Fondsvolumen steigt hier mehr als bei ausschüttenden ETFs.

ETFs: Rendite über die Laufzeit vergleichen

Die Rendite von ETFs hängt immer davon ab, wie sich der zugrundeliegende Index über einen bestimmten Zeitraum entwickelt hat.

Generell gilt: Die Summe aus Kapitalrendite und den weiteren Erträgen aus dem ETF ergibt die Gesamtrendite.

Die gesamte Rendite eines ETFs kannst du mithilfe der folgenden Schritte berechnen:

1.     Recherchiere den Kaufpreis und den aktuellen Preis des ETFs, also den möglichen Verkaufspreis und bestimme daraus die Kapitalrendite.

Die Kapitalrendite berechnest du auf diesem Weg:
Kapitalrendite = (Aktueller Preis eines ETF-Anteils - Preis, zu dem du den Anteil gekauft hast) / Preis, zu dem du den Anteil gekauft

Hast du also einen ETF zu einem Preis von 100 Euro gekauft und du hast ihn für 150 Euro verkauft, hast du eine Kapitalrendite in Höhe von 50 Prozent, also (150 Euro - 100 Euro)/ 100 Euro erzielt.

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2. Welche weiteren Erträge hast du mit dem ETF erzielt, während er Teil deines Depots war?

ETFs erzielen im Laufe des Jahres auch Erträge, die nicht direkt mit der Entwicklung des Börsenkurses zusammenhängen. Dazu zählen Dividenden, Zinszahlungen und andere Erträge.

Wenn du in unserem Beispiel im Laufe des Jahres mit deinem ETF als weitere Erträge in Höhe von 3 Euro eingenommen hast, rechnest du diese zu deiner Kapitalrendite hinzu.

Die Gesamtrendite berechnet sich nach der Formel
(Verkaufspreis - Kaufpreis + sonstige Erträge) / Kaufpreis.

In unserem Beispiel wären das dann: (150 - 100 + 3) / 100 = 53 Prozent Gesamtrendite

Welche Rendite ist bei Indexfonds eigentlich realistisch?

Zwischen 2009 und 2022 erzielte der Weltindex MSCI World eine Durchschnittsrendite (Net Return) in Höhe von knapp 12,6 Prozent pro Jahr im Vergleich zum MSCI ACWI mit 12,2 Prozent und zum MSCI Emerging Markets mit einem Ertrag in Höhe von 10,2 Prozent. 

Allerdings schwankt die Rendite von Jahr zu Jahr auch bei diesen drei sehr breit gestreuten Indizes sehr stark.

3. ETFs: Kosten und Gebühren vergleichen

Neben den Erträgen bestimmen auch nicht zuletzt die anfallenden Kosten, ob sich ein Investment für dich lohnt.

Beim Kauf eines aktiven Fonds musst du direkt die Vertriebsprovision zahlen. Sie heißt auch Ausgabeaufschlag:

  • Er beträgt bei Rentenfonds oftmals etwa 3 Prozent.
  • Bei Aktienfonds sind es rund 5 Prozent.

Je nach Fonds kann es aber auch ein niedriger oder höherer Prozentsatz sein. Bei einigen Fondsvermittlern können diese Gebühren sogar komplett wegfallen.

Zum einmaligen Ausgabeaufschlag kommen die jährlich anfallenden Kosten eines Investmentfonds. 

Diese stecken in der Kennzahl TER, kurz für Total Expense Ratio oder Gesamtkostenquote. Sie gibt die jährlichen Kosten des Fonds an.

Die TER beinhaltet beispielsweise die Managementgebühr, Kosten für die Depotbank, Wirtschaftsprüfer, Anwälte sowie für den Jahresbericht.

Bei Indexfonds hingegen fallen keine hohen Nebenkosten an, da sie automatisiert investieren.

Die laufenden Kosten eines Indexfonds bewegen sich meist zwischen 0,2 und 0,8 Prozent. Es gibt zudem Anbieter, die darunter liegen.

Doch auch hier gibt es Ausnahmen: Je exotischer der abgebildete Index, desto höher die Kosten.

Die gute Nachricht: Experten erwarten, dass in den kommenden Jahren die Aufschläge weiter sinken werden.

Dafür sind zwei Gründe ausschlaggebend:

  • Zum einen ist die Verwaltung von ETFs, da sie nur einen bestimmten Index abbilden, weniger zeitaufwändig als bei aktiv gemanagten Fonds.
  • Zum anderen steigt die Beliebtheit, was immer mehr Anbieter dazu veranlasst, in diesem Marktsegment aktiv zu werden.

4. ETF-Indexabbildung: vollreplizierend, teilreplizierend oder swap-basiert?

Beim Kauf von Indexfonds solltest du dir genau anschauen, wie der ETF den Index konkret nachbildet.

Hier gibt es drei Möglichkeiten:

  1. Vollreplizierend: Ein physischer ETF (volle Replikation) bildet das Anlageuniversum 1:1 nach. Es werden alle Wertpapiere in derselben Gewichtung gekauft, analog dem Index, der nachgebildet wird. Der ETF ist durch die Titel physisch hinterlegt.
  2. Teilreplizierend: Optimiertes Sampling (Teilreplikation) ist ebenfalls physisch. Doch hierbei enthält der ETF lediglich eine Auswahl der im Index enthaltenen Wertpapiere. Dadurch verringern sich die Kosten des Anlageprodukts. Die teilreplizierende Herangehensweise bietet sich insbesondere bei größeren Indizes an, die teilweise sehr kleine Positionen enthalten, deren physischer Einkauf die Kosten des ETFs in die Höhen treiben würde.
  3. Swap-basiert: Diese dritte Replikationsmethode ist synthetisch. Der Index wird nicht physisch mit den Indextiteln nachgebildet, sondern über ein Tauschgeschäft (Swap). Diese Methode wird mit Hilfe eines Sicherheitskorbes abgesichert. Zu beachten ist das sogenannte Kontrahentenrisiko. Das bedeutet: Der Partner (meist eine Bank) sichert dem ETF-Anbieter die Wertentwicklung des Referenzindex zu und erhält im Gegenzug eben jene Wertentwicklung des Sicherheitskorbes. Diese Methode ist meist von den Kosten her am günstigsten.

Wenn du noch mehr Details zu den Replikationsverfahren und ihren Vor- und Nachteilen wissen möchtest, kannst du diese hier nachlesen.

5. ETFs: Auf Qualität achten: Wie hoch ist das Fondsvolumen und Alter?

Du solltest auch auf das Fondsvolumen achten. Im Idealfall sollte sich ein ETF bereits seit mehr als fünf Jahren etabliert haben und zumindest zu den vergleichsweise größeren Indexfonds in seiner Anlagekategorie zählen.

Hierfür gibt es gleich mehrere Gründe:

  • Je geringer das Volumen eines ETFs insgesamt ist, desto eher kann es passieren, dass der Indexfonds aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen oder mit anderen Fonds verschmolzen wird.
  • Viele Experten sind der Meinung, dass dieses Risiko bei Indexfonds mit einem Volumen von mehr als 200 Millionen Euro abnimmt.

Totalverlust bei ETFs: Ist das möglich?

Nein. ETFs sind so genanntes Sondervermögen. Damit ist sichergestellt, dass du keinen Totalverlust erleidest. Das gilt sowohl für Investmentfonds als auch für ETFs.

Das Vermögen des ETFs wird getrennt von dem der Fondsgesellschaft und der Depotbank gehalten. Es darf nicht für eigene Zwecke verwendet werden und im Falle einer Insolvenz der Depotbank nicht von Gläubigern eingefordert werden.

Weitere Tipps, um entspannt zu investieren und Verluste bei ETFs zu vermeiden, findest du hier.

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