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in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 4 Minuten

Produktivität und Zufriedenheit Mitarbeiter – ein nachhaltiger Erfolgsgarant

Herstellung einer Damenhandtasche
Herstellung einer Damenhandtasche: Die französische Luxusmarke Hermès bildet jeden seiner Mitarbeiter pro Jahr durchschnittlich 30 Stunden weiter | Foto: IMAGO / HRSchulz

1965 definierte der spätere Nobelpreisträger Gary Becker die Arbeitskraft als „die Summe aller Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse, die der Mensch in den Produktionsprozess einfließen lassen kann“. Von Anfang an wurden Arbeitskraft und Produktionskapazität dabei miteinander in Verbindung gebracht.

„Was 1965 als Theorie formuliert wurde, ist heute ein wichtiges Thema“, sagt Aymeric Gastaldi, Fondsmanager bei Edmond de Rothschild Asset Management. Im Mittelpunkt moderner Volkswirtschaften stehen Innovation, Qualität und Kreativität. „Deshalb ist die Arbeitskraft ein maßgeblicher Erfolgsfaktor, mehr noch als das physische Kapital.“ Das unaufhaltsame Wachstum der wissensbasierten Wirtschaft wird diesen langfristigen Trend unterstützen und verstärken. Aber auch auf der mikroökonomischen Ebene spielt die Arbeitskraft eine entscheidende Rolle. Hier erfordert die zunehmende Digitalisierung von Dienstleistungen und Unternehmen eine kontinuierliche Anpassung vom Menschen.

Lebenslanges Lernen

„Die Entwicklung der Arbeitskraft ist für die Nachhaltigkeit eines Unternehmens und einer Volkswirtschaft unabdingbar“, sagt Mathilde Lemoine, Chefvolkswirtin bei der Edmond de Rothschild Group. Vor allem, weil „nur dessen Entwicklung und Förderung den natürlichen Rückgang des Niveaus von Wissen und Kompetenz verhindert und somit langfristiges Wachstum ermöglicht“.

Eine traditionelle Ausbildung allein reicht nicht mehr aus. Lebenslanges Lernen ist zur Notwendigkeit geworden. Vor allem deshalb sind die Ausgaben für Fort- und Weiterbildungen am Arbeitsplatz in den vergangenen zehn Jahren rasch gestiegen – dem Datenanbieter Statista zufolge von 244 Milliarden US-Dollar im Jahr 2009 auf 370 Milliarden im Jahr 2019.

Ausbildung der Belegschaft von Bedeutung

„Ein Unternehmen, das in die Fähigkeiten seiner Belegschaft und in gute Arbeitsbedingungen investiert, profitiert gleich von mehreren Vorteilen“, so Gastaldi. Zum einen steigt die Produktivität: Mitarbeiter, die sich regelmäßig weiterbilden, können ihre Kompetenz und ihre Anpassungsfähigkeit steigern. Zum anderen führen Investitionen in die Arbeitskraft auch zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Wohlbefindens der Belegschaft. Die dadurch entstehende Zufriedenheit ist ein starker Impulsgeber für den Erfolg des Unternehmens: Motivation, Engagement und Zugehörigkeitsgefühl steigen.

Nach einer Studie der britischen University of Warwick klettert die Produktivität eines Unternehmens, dessen Mitarbeiter sich wohlfühlen, um zwölf Prozent. Mozart Consulting schätzt die Kosten von Unzufriedenheit am Arbeitsplatz auf 14.580 Euro pro Mitarbeiter und Jahr. „Wie viel Aufmerksamkeit ein Unternehmen seiner Belegschaft schenkt, hängt am Ende von seiner Fähigkeit ab, fähige Mitarbeiter zu gewinnen und im Unternehmen zu halten“, erklärt Gastaldi. So entstehen positive Wechselwirkungen.

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Durch Entwicklung und Förderung von Mitarbeitern bilden sich stabile Teams und reibungslosere produktivere Prozesse, die wiederum die Finanzierung von Weiterbildungsprogrammen ermöglichen. „Das sind zumindest unsere Erfahrungen“, sagt Gastaldi.

Hermès und Accenture als Vorreiter

Unternehmen, die sich um die Weiterbildung ihrer Belegschaft bemühen, sind in der Regel erfolgreicher. Sehr gute Beispiele hierfür sind Hermès und Accenture. Ihr Erfolg beruht auf der außergewöhnlichen Qualität ihrer Angebote, seien es Dienstleistungen oder Produkte. Ihre Kultstatus ist jedoch das Ergebnis einer strukturierten und ständigen Weiterentwicklung ihrer Belegschaft, die sie von ihren Wettbewerbern unterscheidet.

Hermès bildet jeden seiner Mitarbeiter pro Jahr durchschnittlich 30 Stunden weiter. Das Beratungsunternehmen Accenture investiert mehr als zwei Prozent seines Umsatzes in Weiterbildung. Das sind jährlich 2.000 US-Dollar pro Kopf. 

Hermès und Accenture beweisen, dass sie in ihrem jeweiligen Marktumfeld jedes Jahr wachsen können. So hat sich der Marktanteil von Hermès in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Ein weiteres Beispiel ist der asiatische Versicherungskonzern AIA. Das Unternehmen gilt bei seinen Mitarbeitern als guter Arbeitgeber. Zugleich bietet es umfangreiche Weiterbildungsprogramme mit durchschnittlich 15 Schulungsstunden pro Jahr für die Mitarbeiter an.

Gute Mitarbeiter als Erfolgsgarant

„Natürlich schlagen sich überlegene Prozesse auch in der Performance nieder“, sagt Gastaldi. Viele wissenschaftliche Studien belegen einen Zusammenhang zwischen Arbeitskraft und finanziellem Erfolg. Nach einer Untersuchung vom Beratungsunternehmen Watson Wyatt beträgt die durchschnittliche Performance von Unternehmen mit vorbildlichem Mitarbeitermanagement 10 Prozent pro Jahr gegenüber einem Durchschnitt von 7 Prozent.

Eine andere Studie von Alex Edmans, Professor für Finanzen an der London Business School, betrachtet einen Zeitraum von 25 Jahren und ist um Größen- und Branchenunterschiede bereinigt. Die Schlussfolgerungen Edmans sind ebenfalls interessant: Unternehmen mit besonders gutem Mitarbeitermanagement erzielten im Durchschnitt jährlich 3,5 Prozent Mehrertrag. 

„Beide Untersuchungen belegen den Zusammenhang zwischen der Qualität des Mitarbeitermanagements und dem langfristigen Unternehmenserfolg“, kommentiert Gastaldi.

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