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Moody’s Bonitätsabstufung von China Pekings Anstrengungen für weniger kreditabhängiges Wachstum reichen nicht

Nach einem Warnschuss im März hat die Ratingagentur Moody's jüngst ernst gemacht: Chinas Bonitätsnote wurde von „Aa3“ um eine Stufe auf „A1“ zurückgenommen, teilte Moody's am Mittwoch, 24. Mai mit. Die Kreditwürdigkeit der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft wurde heruntergestuft, weil auf der Grundlage des Datenmaterials absehbar ist: Chinas bisherige finanzielle Stärke dürfte in den kommenden Jahren abnehmen. Nicht zuletzt durch massive staatliche Konjunkturprogramme werden stark steigende Schulden bei zugleich abnehmenden Wachstumsraten erwartet.

Chinas Gesamtverschuldung bei 260 Prozent der Wirtschaftsleistung

Als besonders gravierend sieht Moody’s die hohe Wahrscheinlichkeit an, dass die Verschuldung in allen Wirtschaftszweigen deutlich ansteigen dürfte. Die Belastungen für den Staatshaushalt würden daraufhin wachsen. Weil die Lage sich in den vergangenen Jahren weiter zugespitzt hat, hegen die Experten Zweifel an der Reformfähigkeit Chinas.

Die Verschuldung sei „kontrollierbar“, wiegelte Chinas Finanzminister Xiao Jie vor wenigen Monaten am Rande des Volkskongresses in Peking ab. Im Vergleich zu den meisten anderen Industrieländern habe China sogar noch „gewisse Spielräume“, um neue Schulden aufzunehmen.

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Tatsächlich sind die Verbindlichkeiten der Zentralregierung in Höhe von 36,7 Prozent der Wirtschaftsleistung noch relativ niedrig. Für zunehmende Beunruhigung sorgen jedoch die markant steigenden Schulden chinesischer Unternehmen. Schätzungen zufolge beläuft sich die Gesamtverschuldung Chinas, also die Verbindlichkeiten der Zentral- und Lokalregierungen und die Schulden der Unternehmen zusammengenommen, rund 260 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte deshalb zu Jahresbeginn gewarnt: Die Kreditvergabe an Firmen müsse dringend im Zaum gehalten werden. Doch vor allem über ineffiziente Staatsunternehmen hält die Regierung in Peking weiterhin schützend ihre Hand – obwohl sich hier schon einiges bewegt: Im März 2016 hatte die Regierung massive Entlassungen in staatlichen Kohle- und Stahlunternehmen angekündigt, die mit dem leichten Zugang zu Krediten seit Jahren am Leben gehalten werden. Bis dahin hatte Peking aus Sorge vor schweren sozialen Unruhen gezögert, sich mit den riesigen Überkapazitäten in Chinas Industrie zu befassen. Angesichts der nachlassenden Wirtschaftsleistung und Bedenken wegen wachsender Schulden sah sich das Regime jedoch zum Handeln veranlasst und musste die massiven Entlassungen ankündigen.

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