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Aktualisiert am 16.03.2017 - 15:01 Uhrin FondsLesedauer: 6 Minuten

Morningstar-Analyst Ali Masarwah über Korrelationseffekte „Aktien-Diversifikation ist in Krisenzeiten fraglich“

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Können Sie eine Aussage über die Korrelation von Regionen machen? Zum Beispiel Aktien Asien zu Aktien Europa?

Masarwah: Grundsätzlich gilt, dass die Aktienmärkte weltweit aufgrund der oben beschriebenen Phänomene aneinandergerückt und infolgedessen die Korrelationen gestiegen sind. Die Diversifikationseffekte haben somit abgenommen. Aber ich warne davor, alles unter Korrelationsaspekten zu betrachten. Das kann gleich in mehrfacher Hinsicht in die Irre führen. Zum einen tendieren bei Aktien die Korrelationen in dem Moment sehr hoch zu sein, wenn man Diversifikationseffekte im Portfolio händeringend benötigt, nämlich in Crash-Phasen. Der Nutzen von Aktien-Diversifikation in Krisenzeiten ist also zu hinterfragen.

Zum anderen vernachlässigt man beim ausschließlichen Blick durch die Korrelationsbrille, dass eine erhöhte Korrelation zwar einen gleichgerichteten Richtungsverlauf von Renditen bedeutet, aber dahinter können sich ja höchst unterschiedliche Renditeniveaus verbergen. Es kann also durchaus Sinn machen, einem Portfolio, das bei deutschen Investoren typischerweise kein großes Exposure zu Emerging Markets hat, einen Asien-Anteil einräumen, weil dort das Wachstum der Weltwirtschaft stattfindet. Auch wenn die dortigen Aktienmärkte sich mit Blick auf die Richtung, die sie nehmen, ähnlich verhalten wie europäische Aktien.

Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH in Frankfurt am Main, warnte kürzlich vor einer Trendwende bei Multi-Asset-Fonds: Die negative Korrelation von Aktien und Anleihen in den vergangenen 20 Jahren sei eine Ausnahme – normal sei eine positive Korrelation. Was halten Sie von dieser Aussage?

Masarwah: Was ist in heutigen Zeiten mit Blick auf die Bond-Märkte schon normal? In Japan, der Eurozone und in der Schweiz sitzen die Notenbank-Elefanten als maßgebliche Akteure mitten im Bond-Markt. Ich zolle Herrn Bente hohen Tribut, dass er sich in der Lage sieht, diesbezüglich Prognosen abzugeben, ich vermag das nicht. Ja, Bond-Märkte sind hoch bewertet, und das Rendite-Potenzial ist mit Sicherheit stärker begrenzt, als es vor 20, 30 Jahren der Fall war. Aber heißt das, dass zwangsläufig ein Crash bevorsteht? Anleger sollten sich vergegenwärtigen, dass nicht jede spekulative Blase zwangsläufig mit einem großen Knall platzen wird. In der Vergangenheit sind Blasen recht häufig eben nicht so spektakulär wie die Tulpen-Manie in den Niederlanden im 17. Jahrhundert oder die Dot-Com-Blase zu Beginn des Millenniums geplatzt. Das macht es ja gerade so tückisch, sich „richtig“ zu positionieren, wenn es die Antizipation der Folgen von spekulativ hochgekauften Märkten geht. Wie schwierig die Timing-Frage ist, zeigt die Erfahrung der vergangenen Jahre: Wer statt auf Bonds in seinen Multi-Asset-Portfolios auf Absolute Return Strategien gesetzt hat, hat vermutlich Anlegern keine gute Erfahrung beschert.

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