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Aktualisiert am 16.03.2017 - 15:01 Uhrin FondsLesedauer: 6 Minuten

Morningstar-Analyst Ali Masarwah über Korrelationseffekte „Aktien-Diversifikation ist in Krisenzeiten fraglich“

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Wie könnten Multi-Asset-Manager reagieren, wenn Aktien und Anleihen wirklich irgendwann wieder positiv korrelieren?

Masarwah: In den USA ist die positive Korrelation doch schon längst Realität, und auch in Europa hat es immer wieder Phasen des Gleichklangs gegeben. Aber diese Frage ist eigentlich zu holzschnittartig: Multi-Asset-Manager sollten, sofern ihre Ansätze stark von Korrelationsüberlegungen abhängig sind, in der Lage sein, auch bei prinzipiellem Gleichklang zwischen Aktien und Renten ihre Asset Allocation so aufzusetzen, dass, und ich formuliere hier bewusst vage, Anleger Vorteile aus der resultierenden Portfolio-Diversifikation genießen können. Allerdings müssen sich Investoren bewusst sein, dass Brüche an den Märkten auch die schönsten Korrelations-Trades zerreißen können. Denken Sie beispielsweise an die Bond-Korrektur im vergangenen Herbst, die zugleich die Zinssensitivität von Low-Volatility-Aktienstrategien auf unschöne Art vielen Anleger offenbart hat. Solche Risiken gehören auch zur Korrelationslogik, die man in Schönwetter-Präsentationen freilich nicht wiederfindet.

Wer mehrere Mischfonds im Depot hat, sollte auf die Korrelation zwischen den einzelnen Fonds achten. Gibt es eine Navigationshilfe?

Masarwah: Wenn es so einfach wäre! Ich warne vor der korrelationsgetriebenen Konstruktion von Portfolios, die aus aktiv verwalteten Mischfonds bestehen! Das ist für mich Voodoo-Kram  zum Nachteil der Anleger! Wer die Fondspreismuster von in der Regel aktiv verwalteten Mischfonds aus der Vergangenheit zum Aufbau von Portfolios der Zukunft verwendet, weiß es entweder nicht besser oder betreibt gezielt Augenwischerei. Keiner weiß, welche Richtung die Märkte nehmen und schon gar nicht, wie flexibel agierende Fondsmanager darauf reagieren werden. Insofern sind solche quantitativen Antworten bestenfalls Schimären. Sie halten weder die Renditeziele noch die Sicherheitsversprechen, die explizit formuliert oder impliziert veranschlagt werden.

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Verstehen Sie mich nicht falsch, es kann durchaus sinnvoll sein, auf mehr als nur einen Mischfonds im Portfolio zu setzen, aber dahinter muss in erster Linie eine qualitative Analyse stehen. Aber auch dann sollten Anleger bedenken, dass mehr nicht zwangsläufig immer mehr ist. Mischfonds sind in der Regel ziemlich teuer. Wer ein diversifiziertes Multi-Asset, Multi-Manager-Portfolio kreiert, dem droht die Gefahr, sein Manager-Alpha wegzudiversifizieren, und dann steht am Ende unter dem Strich eine Markt-Performance minus Fonds- und Transaktionskosten!

Außerdem: Was sagt uns die Tatsache, dass der Ethna AKTIV, Carmignac Patrimoine und der Flossbach Multiple Opportunities in den vergangenen fünf Jahren Korrelationswerte von zwischen 0,5 und 0,7 zueinander gezeigt haben? Ist das viel? Ist das wenig? Kommt es morgen anders? Oder bleiben die Korrelationsmuster ähnlich? Sprechen Lucca Pesarini, Edouard Carmignac und Bert Flossbach am Ende die Korrelationswerte ihrer Fonds sogar miteinander ab? Mit Verlaub, derartige Überlegungen sind absurd! Und so schön es sein mag, ex post Vergangenheits-Korrelationen von Fonds zu begutachten, im Zweifel ist das Kind dann schon in den Brunnen gefallen.

Das Gespräch führte Sarah Steiner

Hier geht es zur Korrelationstabelle der Anlageklassen. Und hier finden Sie die Korrelationen ausgewählter Multi-Asset-Fonds.

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