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Aktualisiert am 18.05.2020 - 11:36 Uhrin Artikel aus der fondsLesedauer: 6 Minuten

Multi-Asset-Strategien von Unigestion Angst gegen Gier

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Repo-Facility: QE oder nicht?

Es spielt keine Rolle! Die jüngste Lockerung der PBOC war notwendig, um dem kurzfristigen Schock zu begegnen und dauerhafte Schäden an der Wirtschaft zu vermeiden. Nach der Beilegung der Handelskriegsprobleme im Dezember bietet der Ausbruch des Coronavirus den Zentralbanken weltweit einen neuen Vorwand, sich bereit zu halten oder ihre Liquiditätsmaßnahmen fortzusetzen. Sie haben auf jede Krise gleichermaßen reagiert und jedes Mal festgestellt, dass ein immer aggressiveres Vorgehen erforderlich ist, um die gleichen Auswirkungen zu erzielen.

Lockere finanzielle Bedingungen helfen nicht, wenn die Wirtschaft keine produktive Verwendung für die neue Liquidität hat. Da die meisten Industrien bereits über genügend Kapazitäten verfügen, konnte das Geld nur in die Banken bzw. in Finanzanlagen zurückfließen. Egal, ob es als QE bezeichnet wird oder nicht: Der Kauf von Treasury Bills (Tausch von Reserven gegen kurzfristige Anleihen), die Liquiditätszufuhr auf dem Markt und das Wachstum der Bilanzsummen wirken sich auf risikoreiche Vermögenswerte aus. Seit der globalen Finanzkrise wurde der Markt konditioniert (der sogenannte Pawlow-Effekt), dass Aktien nicht sinken können, wenn die Fed ihre Bilanzsumme erhöht. Darüber hinaus signalisiert die äußerst aggressive Reaktion der Fed auf den Repo-Blowout im September den Märkten erneut, dass die Fed eine sehr geringe Toleranz gegenüber Marktschwankungen hat.

Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich Die „vorläufige” Repo-Facility, die im September letzten Jahres begann, ähnelt den Liquiditätsspritzen von 1999, die zu einem ähnlichen Ergebnis führten. Die Sonderdarlehensfazilität, die Ende 1999 zur Unterstützung des befürchteten Jahr-2000Computerproblems eingerichtet wurde, bietet eine historische Analogie zur aktuellen Periode. An dem Tag, an dem die Fed ihre Jahr-2000-Darlehensfazilität am 7. Oktober 1999 eröffnete, begann der Nasdaq seinen 103-proezntigen Anstieg bis zum 24. März 2000, zwei Wochen bevor die Fazilität geschlossen wurde. Das liquiditätsgetriebene Hoch markierte das Ende der Dotcom-Blase. Die 120 Mrd. USD-Fazilität mag im gegenwärtigen Klima nicht enorm klingen, aber sie war deutlich mehr als am 11. September 2001 und auf dem Niveau der Unterstützung, die während der Finanzkrise angeboten wurde. Und erst im vergangenen Jahr erreichten die Repo-Geschäfte der Fed endlich ein deutlich höheres Niveau.

Es ist klar, dass die Bilanzsumme und die Repo-Facility der Fed die Bewegung des Aktienmarktes nicht isoliert erklären können, aber wir glauben, dass sie nicht unterschätzt werden sollte, nur weil sie nicht als QE bezeichnet wird. Wenn die Fed Geld injiziert, fließt die Liquidität im Allgemeinen in Momentum-Aktien (die meisten Aktien mit hohem Momentum sind derzeit im Nasdaq zu finden). Seit der Eröffnung der Repo-Fazilität im vergangenen September ist der Nasdaq um 21 Prozent gestiegen. Die Finanzmärkte werden nach Hinweisen suchen, ob die Fed die T-Bill-Käufe und die Unterstützung von Repo-Geschäften im zweiten Quartal, dem derzeit prognostizierten Enddatum, beenden wird. Denn die Anleger wissen genau, was nach dem Ende von QE1, 2 und 3 geschehen ist Trotz aller Unsicherheit können wir der Zukunft nicht entkommen. 

Das Coronavirus trifft die Weltwirtschaft zu einer Zeit, in der sich unser Wachstums-Nowcaster gerade erst verbessert hat und die Inflation ihren Tiefpunkt erreicht hat. Die positive Dynamik wurde diese Woche mit einer Reihe starker Makrodaten bestätigt, die den S&P 500 auf neue Höchststände trieben und damit seine beste Woche seit sechs Monaten abschlossen. Starke Daten, eine überdehnte Positionierung und Stimulus-Erwartungen lösten eine heftige Faktor-Rotation aus. Growth blieb deutlich hinter Value zurück, Momentum fiel und die zyklischen Werte erholten sich.

Diese Datenverbesserung ist teilweise auf die die Beilegung des Handelskrieges zurückzuführen, kann jedoch von kurzer Dauer sein, sobald der Nachfrage- und Angebotsschock in China in den globalen Daten auftaucht. Die Epidemie ist ein weiterer Grund für eine verzögerte und schwache weltweite Erholung und einen schleppenden Welthandel. Sie hat die widersprüchliche Botschaft, die Aktien und Rohstoffe seit geraumer Zeit vermitteln, nur noch verstärkt. Der Grund ist einfach, dass es den Zentralbanken nicht gelungen ist, die Realwirtschaft so stark anzukurbeln wie die Finanzanlagen.

Es wird einige Zeit dauern, bis wir in der Lage sind, das Ausmaß des Schadens zu beurteilen, da die Berechnung der Makro-Statistiken während des Chinesischen Neujahrs eingestellt wurde. Neben den Nachrichten über die Epidemie werden wir uns daher bei Aktien auch weiterhin auf die Wirksamkeit der Zentralbanken konzentrieren. Andererseits werden die unmittelbaren Aussichten für Öl von der Angebotsseite (OPEC) dominiert werden, und bei den Rohstoffen wird der Fokus auf der fiskalischen Reaktion der chinesischen Regierung liegen.

 

 

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