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Fondsmanager Talib Sheikh „Europa macht uns nervös“

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US-Notenbank: Abschöpfung der globalen Liquidität

Außerhalb der USA gilt es, Vorsicht walten zu lassen. Wie Warren Buffett einmal so schön sagte: Erst wenn die Ebbe kommt, sieht man, wer nackt schwimmt. Die Ebbe setzt gegenwärtig quer durch die Weltwirtschaft ein und fördert dabei so krisenbehaftete Länder wie die Türkei und Argentinien zutage. Nun mögen manche argumentieren, dass diese Ereignisse idiosynkratischer Natur und die Probleme dieser Länder hausgemacht sind. Wir aber halten sie eher für das Ergebnis der Bemühungen, die globale Überschussliquidität abzuschöpfen, eingeleitet durch die Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed und ihren Kurswechsel hin zu einer quantitativen Straffung der Geldpolitik. Den Schwellenländern droht indessen weiteres Ungemach, da die US-Wirtschaft in nächster Zeit im Aufwind bleiben dürfte und sich mit dem weiter steigenden US-Dollar auch die Rückzahlung der auf Dollar lautenden Schulden entsprechend verteuert.

Auf unserer Seite des Atlantiks macht uns Europa nervös. Seit den dunkelsten Tagen der Eurokrise von 2011 sind zwar vielleicht erhebliche Fortschritte erzielt worden, doch gibt es immer noch zahlreiche strukturelle Probleme, die ungelöst sind. In dieser Situation ist es auch wenig hilfreich, wenn die amtierende italienische Regierung droht, eine der goldenen Regeln des Fiskalpakts, die die Eurozone nach der Krise wieder stabilisierte, zu brechen. Italien hat immer wieder davor gewarnt, mit seinem Haushaltsdefizit die EU-Obergrenze von 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts möglicherweise zu verfehlen – dies um die Ausgabeninitiativen finanzieren zu können, die die Regierung vor der Parlamentswahl versprochen hat.

Faktisch könnten die politischen Entwicklungen das Wirtschaftswachstum abwürgen, das in der Europäischen Union vor allem im vergangenen Jahr so solide war. Unser Engagement in Europa wird daher vorerst relativ moderat bleiben und der Fokus dabei auf Unternehmen liegen, die nachhaltige, wiederholbare Dividenden bei gleichzeitigem Wachstumspotenzial bieten. Das heißt, wir werden uns nicht für ein explosionsartiges Wachstum positionieren, das wir eher den USA zutrauen.

Großbritannien: Politisch gelähmt

Die Politik ist erneut zum Problem für Großbritannien geworden. Vor drei Jahren hätten wir nie das Wort „Handelspolitik“ in den Mund genommen, weil diese Politik als Strategie überhaupt nicht lohnt. In Großbritannien hat sie sich jedoch zu einem wichtigen Markttreiber entwickelt, vor allem was die Performance des britischen Pfunds gegenüber anderen Währungen betrifft. Während es nun einige Anleger vorziehen, das Land so lange zu ignorieren, bis sich die Aufregung um den Brexit gelegt hat, wollen wir uns mit einer relativ moderaten und neutralen Allokation am britischen Markt engagieren. Immerhin war die Pfund-Schwäche ein Segen, denn über 70 Prozent der Umsätze von FTSE-100-Unternehmen werden im Ausland erwirtschaftet.

Fazit

In dieser spätzyklischen Phase des globalen Konjunkturaufschwungs werden wir mit Blick auf die quantitative Straffung und das Wirtschaftswachstumsgefälle, das zwischen den USA und dem Rest der Welt herrscht, weiterhin einen flexiblen Asset-Allocation-Ansatz verfolgen. So können wir die angestrebten Renditen jederzeit mit einem Risiko realisieren, das wir bereit sind zu tragen.

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