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Nach dem Frankreich-Votum Erleichterungs-Rally an den Märkten

„Die Umfragen im Vorfeld der Wahlen haben sich als ziemlich akkurat erwiesen“, zollt Nicolas Forest, Global Head of Fixed Income Management bei Candriam, den Meinungsforschern Respekt. Ein wahrscheinlicher Sieg Macrons in der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl am 7. Mai lässt die düsteren Prophezeiungen einer Implosion Europas bei einem Wahlsieg von Marine Le Pen in die Ferne rücken. Wenige Wochen nach den Wahlen in den Niederlanden und vor den jüngst bekannt gegebenen Neuwahlen in Großbritannien im Vorfeld der Brexit-Verhandlungen sehen Marktbeobachter die Ergebnisse als klare Antwort auf populistische Ängste.

Auch Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei AllianzGI, freut sich über den Ausgang der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in Frankreich: „Aus der Sicht der Finanzmärkte hat die erste Runde der Präsidentschaftswahlen in Frankreich nicht zum worst case geführt. Die Aussicht auf ein gutes Abschneiden von Le Pen oder eine Stichwahl zwischen Le Pen und Mélenchon hatte in den letzten Wochen zu einer wachsenden Risikoaversion und damit – wenig überraschend – zu stärkerer Nachfrage nach Bunds zu Lasten aller anderen Anleihesegmente in der Eurozone geführt.“

Dixmiers Fazit fällt jedoch nicht uneingeschränkt optimistisch aus: „Die positive Marktreaktion auf das schwache Abschneiden der anti-europäischen Kandidaten überrascht uns nicht, jedoch sollten wir uns fragen, wie lange der neuerliche Risikoappetit anhalten wird.“

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Für Dixmier sind die Parlamentswahlen im Juni nun mit der Frage verbunden, mit welcher Mehrheit der neue Präsident regieren könnte. „Wenn Macron seine Tour de Force beendet hat, und möglicherweise zum jüngsten – noch vor einem gewissen Louis Napoleon Bonaparte – Präsidenten gewählt wird, ist es nicht sicher, ob die Dynamik ausreicht, ihm auch eine Mehrheit im Parlament zu verschaffen.

Eine Kohabitation, in der die stärkste Fraktion im Parlament nicht den Präsidenten stützt und für jedes Vorhaben individuelle Mehrheiten organisiert werden müssten, ist nicht auszuschließen und würde mit Sicherheit den Elan bremsen, mit dem Macron das europäische Projekt voranbringen möchte“, gibt Dixmier zu bedenken.

Die Gefahr, dass dem parteilosen Emmanuel Macron die Unterstützung der beiden etablierten politischen Parteien fehlt, ist für viele Beobachter evident. „Nach den Parlamentswahlen im Juni wird Emmanuel Macron höchstwahrscheinlich mit einem Koalitionskabinett arbeiten müssen“, blickt Léon Cornelissen, Chefvolkswirt von Robeco Investment Solutions voraus. „Die Frage lautet: Wird er in der Lage oder bereit sein, seine bescheidene reformistische Wirtschaftsagenda durchzusetzen, oder wird Frankreich weiterhin ein Nachzügler gegenüber Deutschland bleiben mit aufkommenden langfristigen politischen Risiken für die nächsten Präsidentschaftswahlen?"

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