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in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 6 Minuten

Multi-Asset-Spezialist von J.P. Morgan AM „Nachhaltige Multi-Asset-Fonds sehen wir als Königsklasse“

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Wie wird vermieden, dass der Nachhaltigkeitstrend nicht zu einer Ballung von Risiken im Portfolio führt? Beim Wasserstoffhype war zu sehen, wie beliebt bestimmte Themen sind – und wie schnell der Schalter umgelegt werden kann.

Tanzmeister: Der Vorteil von Multi-Asset-Fonds ist ja, dass diese breiter gestreut sind als beispielsweise ein reiner Aktienfonds oder gar ein Themenfonds – von daher sehen wir diese Risikoballung nicht. Das lässt sich auch empirisch nachweisen. Wir haben mit einer Analyse echter Marktdaten nachweisen können, dass ertragsorientierte Anleger attraktive Erträge aus einer Reihe nachhaltiger Quellen erzielen können und qualitativ höherwertigere Portfolios mit stabileren Erträgen möglich sind. Ein aktiver Investmentansatz ist dabei der Schlüssel für nachhaltige Investitionen in die gesamte Kapitalstruktur. Auch gilt es, Nachhaltigkeit ganzheitlich zu bewerten. Nicht zuletzt ist eine mittel- bis langfristige Sichtweise von entscheidender Bedeutung, da manche Risiken erst über Jahre hinweg zu beobachten sind.

Viele Anleger wissen, dass die höhere Sicherheit bei Multi-Asset-Fonds zu Lasten der Rendite gehen kann. Wie sieht es bei einer nachhaltigen Ausrichtung von Multi-Asset-Investments aus? Schränkt der Fokus den Ertrag ein?

Tanzmeister: Der Zusammenhang von ESG-Faktoren und Dividendenrendite wurde interessanterweise bisher nur selten betrachtet. Unsere empirische Datenanalyse zeigt, dass die nominale Dividendenrendite und das Dividendenwachstum bei Unternehmen mit hohem ESG-Score tatsächlich am höchsten ausfallen. Ähnliches lässt sich beim CO2-Fußabdruck beobachten: Umweltfreundlichere Unternehmen mit einem geringen CO2-Fußabdruck erzielen im Durchschnitt eine ähnlich hohe Dividendenrendite wie ihre Wettbewerber mit höheren CO2-Emissionen. In Schwellenländern ist die Berücksichtigung von Governance- und Nachhaltigkeitsaspekten bei der Bewertung von Dividendenaktien besonders hoch. Unser Research hat ergeben, dass ein Portfolio mit einer höheren Dividendenrendite möglich ist, wenn man in höherwertigere und nachhaltigere Unternehmen im Vergleich zum breiten Index investiert.

Kann ein ESG-Fokus die Risiko-Ertrags-Eigenschaften von Anleiheportfolios verbessern?

Tanzmeister: Ein weiteres Ergebnis der Datenanalyse zeigt, dass sich mit einer Ausrichtung auf ESG die Risiko-Ertrags-Eigenschaften tatsächlich optimieren lassen. Doch das ESG-Datenangebot ist über das Fixed-Income-Universum hinweg sehr uneinheitlich und für einige Segmente sehr begrenzt. Gerade zu Sub-Investment-Grade-Unternehmensanleihen oder Schwellenländeranleihen gibt es häufig nur wenige Daten, andere große Segmente des Anleihenmarktes, wie Verbriefungen, werden von Anbietern wie MSCI überhaupt nicht abgedeckt. Das verdeutlicht, dass es für Multi-Asset Anleger essenziell ist, eigenes fundamentales Nachhaltigkeitsresearch durchzuführen, um Anlegern den Zugang zum gesamten Anleiheuniversum zu ermöglichen. Die Analyse der Daten zeigt eine breite Streuung auf Einzeltitelebene, was darauf hindeutet, dass ein aktiver Ansatz wichtig ist, um Investments zu finden, die sowohl im Hinblick auf Rendite als auch auf Nachhaltigkeit attraktiv sind.

Wie fällt demnach das Fazit aus?

Tanzmeister: Insgesamt lässt sich sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen argumentieren, dass strengere ESG-Ansätze zur Auswahl qualitativ höherwertiger Unternehmen führen. Damit leisten ESG-Faktoren einen wertvollen zusätzlichen Beitrag bei der Wertpapierauswahl – und zwar für alle Anleger, nicht nur für diejenigen mit Nachhaltigkeitsfokus.

Besonders spannend ist auch, dass die Berücksichtigung von ESG-Faktoren bei fallenden Märkten für Zusatzerträge sorgen kann. Beim Vergleich der Anleiheindizes mit ESG-orientierten Portfolios ergaben Backtests, dass eine ESG-Fokussierung vor allem in Fixed-Income-Sektoren wie High Yield oder Schwellenländer zu einer Verbesserung des Zusatzertrags, des Risiko-Ertrags-Verhältnisses und des Drawdowns, also des maximalen Verlusts, führen kann.

Letzte Frage: Was unterscheidet den Multi-Asset-Ansatz von J.P. Morgan AM von anderen Markteilnehmern?

Tanzmeister: Dank der etablierten fundamentalen und quantitativen Research- und Investmentkapazitäten unseres Hauses hat der Global Income Sustainable Fund die bestmögliche Ausgangsbasis: Mit über 50 Jahren Erfahrung im Multi-Asset-Investment und krisenerprobten und mehrfach ausgezeichneten Investmentprozessen können die erfolgreichen Multi-Asset-Income-Manager Michael Schoenhaut und Eric Bernbaum mit einem etablierten Prozess für die globale Top-Down-Asset-Allokation arbeiten. Die Bottom-Up-Spezialisten selektieren dafür die nachhaltigsten ertragsstarken Wertpapiere in ihren jeweiligen Sub-Assetklassen für ein verlässliches Ertragsniveau.

Nicht zuletzt ist es für uns wichtig, Nachhaltigkeit über mehrere Dimensionen hinweg zu bewerten. Dazu gehört eine neben der detaillierten Einzeltitelanalyse ein umfassender, anlageklassenübergreifender Nachhaltigkeits-Bezugsrahmen, ebenso wie ein enger Austausch mit den Unternehmen. Ziel ist es, ein nachhaltiges ertragsorientiertes Multi-Asset-Portfolio zu erstellen, ohne Ertragschancen außen vor zu lassen.

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