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Aktualisiert am 08.06.2020 - 09:31 Uhrin InterviewsLesedauer: 5 Minuten

Nachhaltige Unternehmensanleihen „Wer sich ändert, wird stärker“

Herr Dankel, Norwegens Staatsfonds geht mit gutem Beispiel voran und investiert nur noch in nachhaltige Unternehmen. Warum nehmen skandinavische Länder generell eine führende Rolle im Bereich Nachhaltigkeit ein?

Andreas Dankel: Gute Frage. Offensichtlich haben die Skandinavier schon frühzeitig auf die Gleichstellung der Geschlechter geachtet. Nicht zu vergessen die Nutzung erneuerbarer Energien. Auch im Umgang mit Abfällen sind wir weltweit führend. Und es gibt offensichtlich in Skandinavien eine tief in den Menschen verwurzelte Tendenz, auf Transparenz in Politik und Wirtschaft achtzugeben. Das gilt auch bei Investments nordischer Kapitalanleger in Anleihen und Aktien.

Inwieweit halten nachhaltige Anlagen den Renditeerwartungen der Anleger stand?

Dankel: Wenn wir über attraktive Renditen sprechen, handelt es sich für uns stets darum, risikoadjustierte Erträge zu erzielen. In früheren Jahrzehnten war es Usus, dass Anleger nach höchstmöglichen Gewinnen strebten – auf Teufel komm raus. Seit einigen Jahren hat ein Umdenken eingesetzt. Anleger erkennen immer stärker, dass sie nicht zocken sollten, etwa mit Blick auf den Ölpreis, der jüngst wegen der Angriffe auf Öl-Infrastruktur in Saudi-Arabien stark anstieg und dann rasch wieder zurückfiel.

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Stattdessen interessieren sich Anleger in der heutigen Zeit für einen langfristigen Investment-Ansatz, der auf viele Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte angelegt ist. Aktien- und Anleihentitel, die zum Vermögensaufbau über einen langen Zeitraum gehalten werden, sollten demnach mit soliden, stabilen Geschäftsmodellen unterlegt sein. Heute geht es um das Maximieren von risikoadjustierten Erträgen. ESG (environmental, social, governance)-Faktoren sind Teil der möglichen Risiken, die in die Erzielung von Renditen hineinspielen. Je mehr diese über den langfristigen Erfolg entscheidenden Faktoren von uns Fondsmanagern berücksichtigt werden, desto besser sind die Aussichten für die gewünschten Investment-Ziele.

Sie haben sich auf Unternehmensanleihen spezialisiert. Wie sehen hier die Perspektiven aus? Zuletzt haben Unternehmen wie Siemens begonnen, Anleihen mit Negativzinsen zu begeben.

Dankel: Die Anleihenzinsen sind zwar niedrig und beginnen bei starken Weltmarktführern teilweise in den negativen Bereich zu rutschen. Deutsche Staatsanleihen rentieren über alle Laufzeiten hinweg inzwischen negativ. Dennoch ist der Ausblick für Anleihen nicht schlecht, auch wenn der Fixed-Income-Markt überlaufen ist. Aber das sind auch die Aktienmärkte, der Kunstmarkt und der Markt für wertvolle Oldtimer. Die Preise von Sachwerten sind vielerorts überteuert. Unternehmensanleihen sind in diesem Umfeld eine gute Alternative. Vor allem, wenn das Fondsmanagement flexibel und länder- und regionenübergreifend investieren kann.

Wir sehen eine gewaltige Nachfrage nach Green Bonds und Anleihen von Unternehmen, die Nachhaltigkeitskriterien in ihrem Geschäftsmodell berücksichtigen. In Green Bonds investieren wir jedoch nicht per se, nur weil sie dieses Etikett tragen. Denn Fakt ist: Tatsächlich unterscheiden sich diese Papiere beträchtlich im Hinblick auf ihr Nachhaltigkeitsprofil. Daher halten wir es für wichtig, uns die Emittenten sehr genau anzusehen, um beispielsweise „Green Washing“ zu vermeiden. Denn manche Anleihen werden nur als Green Bonds deklariert, um ihren Emittenten ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu verleihen – ohne dass dafür tatsächlich eine Grundlage existiert. Zudem kann die Einstufung einer Anleihe als Green Bond manchmal die Kupons auf ein unangemessen niedriges Niveau drücken.

In unserem Danske Invest European Corporate Sustainable Bond setzen wir daher auf Anleihen, die von Unternehmen emittiert wurden, die im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung ein nachgewiesen starkes Nachhaltigkeitsprofil besitzen. Mit Erfolg: Seit Auflegung des Fonds vor drei Jahren ist dessen Anlagevolumen auf jetzt über 830 Millionen Euro gestiegen.