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in Anleihemärkte: Analysen & PrognosenLesedauer: 3 Minuten

Sustainability Linked Bonds Neuer Investmenttrend birgt Greenwashing-Gefahr

Windkraftanlagen im Nebel
Windkraftanlagen im Nebel: Die Transparenz eines Unternehmens ist entscheidend, wenn es darum geht, die Wirkung eines SLBs zu beurteilen | Foto: IMAGO / Imaginechina-Tuchong

„Trotz ihrer großen Beliebtheit sind Green Bonds aufgrund ihres spezifischen Umweltfokus und der Erlösverwendung nicht für jeden Emittenten die erste Wahl. Einige von ihnen haben nicht die notwendigen Umweltprojekte, um eine grüne Anleihe zu vergeben“, erklärt Annemieke Coldeweijer, Portfoliomanagerin bei NN Investment Partners. Aufgrund dessen greifen Unternehmen zunehmend auf die flexibel einsetzbaren Sustainability Linked Bonds (SLBs) zurück.

Eine Analyse von NN Investment Partners (NN IP) zeigt jedoch, dass nachhaltigkeitsgebundene Anleihen nicht das Äquivalent einer grünen Prämie (Greenium) bieten – wie das bei anderen grünen Anleihen der Fall ist. Kein Wunder also, dass „der Markt noch skeptisch gegenüber SLBs ist“, findet Coldeweijer. Doch wie können Investoren sicherstellen, dass sie die richtigen SLBs auswählen und so das Risiko des „Greenwashings“ vermeiden?

SLBs wachsen rasant – Skepsis jedoch vorhanden

Sustainability Linked Bonds haben von den Emittenten festgelegte Leistungskennzahlen (KPIs), die auf ihre Nachhaltigkeitsstrategien abgestimmt sind. Diese Ziele können eher allgemein und übergreifend sein, als dass der Erlös der Anleihe an die Finanzierung spezifischer Projekte gebunden ist. In anderen Worten: Während bei Social- und Green Bonds der Verwendungszweck schon vor der Emission klar definiert sein muss, müssen SLB-Emittenten nur sogenannten „Key Performance Indicators“ veröffentlichen. Dennoch ist der Markt für SLBs von 5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 auf mehr als 19 Milliarden in der ersten Hälfte des Jahres 2021 angestiegen.

„SLBs bieten Unternehmen ein Instrument, um nachhaltige oder soziale Themen aufzugreifen, die nicht direkt klimabezogen sind. Viele sind keine großen CO2-Emittenten und haben dementsprechend keinen so umfassenden umweltbezogenen Finanzierungsbedarf, dass sie grüne Anleihen ausgeben könnten.“ Die Emission einer SLB gibt diesen Unternehmen die Möglichkeit, über das reine Umweltthema hinaus auf das nachhaltige Gesamtbild zu blicken.

„Viele Investoren stehen SLBs mit einer gewissen Skepsis gegenüber, weil es seltener konkrete Informationen darüber gibt, wie die Erlöse verwendet werden und welche Auswirkungen sie haben.“ Die flexible Struktur der KPIs erleichtert zudem das „Greenwashing“. Um das Risiko zu verringern, sollten Anleger daher vier Schlüsselfaktoren berücksichtigen. Damit können Investoren die Zuverlässigkeit der Nachhaltigkeitskennzahlen (KPI) besser beurteilen.

Vier Schlüsselfaktoren

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  • Klimarelevanz: Alle KPIs im Zusammenhang mit der Klimakrise sollten bis 2050 an das klimaneutrale Ziel des Unternehmens angepasst werden, also im Einklang mit dem 2-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens von 2015 stehen.
  • Fokus auf Emissionsbereiche: Klimarelevante KPIs sollten sich auf die wichtigsten Emissionsbereiche des Emittenten beziehen. Während einige Unternehmen beispielsweise mehr Emissionen in Scope 1 und 2 haben – die direkt vom Unternehmen erzeugt werden oder mit seinen vorgelagerten Aktivitäten zusammenhängen –, haben andere, beispielsweise Automobilhersteller, mehr Emissionen in Scope 3.
  • Berücksichtigung geschäftsbezogener Nachhaltigkeitsprobleme: SLBs sollten KPIs besitzen, die die entscheidenden Nachhaltigkeitsprobleme der Emittenten abbilden. Zwei Beispiele: Das Healthcare-Unternehmen Novartis, hat jüngst eine nachhaltigkeitsbezogene Anleihe mit KPIs für den Patientenzugang emittiert. Der Lebensmittelkonzern Ahold Delhaize, platzierte eine SLB für Lebensmittelverschwendung.
  • Verifizierung: Die KPIs sollten umfassend dokumentiert und von unabhängigen Instituten verifiziert werden. Darüber hinaus sollten Emittenten jährlich über ihre Fortschritte berichten und diese extern prüfen lassen.

Es bleibt noch einiges zu tun

„Transparenz und Offenlegung des Unternehmens sind entscheidend, wenn es darum geht, die Wirkung eines SLBs und die ESG-Ziele sowie Erfolge zu beurteilen. Allerdings sind Daten und Berichterstattung zur Nachhaltigkeit sowohl für Unternehmen als auch für Investoren immer noch eine Herausforderung – obwohl die zunehmenden regulatorischen Anforderungen die Qualität verbessern.“

Daher gilt: „Anstatt sich nur auf Daten von Unternehmen oder Externen zu verlassen, sollten Investoren eigene Analysen durchführen“, sagt Coldeweijer.

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