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Aktualisiert am 03.12.2015 - 15:31 Uhrin Artikel aus der fondsLesedauer: 4 Minuten

Nordsee oder Texas? Das Rätsel um den „richtigen“ Öl-Preis

In der zweiten Augusthälfte war es soweit: Erstmals seit mehr als sechs Jahren war das Barrel Rohöl am 24. August für weniger als 40 Dollar zu haben, wie die Tagespresse dies- und jenseits des Atlantik berichtete. Eine Nachricht, die mit dem Öl-Markt nicht im Detail vertraute Beobachter hier zu Lande erstaunt haben dürfte – lag doch der Schlusskurs für das Barrel Brent an jenem Tag bei 42,57 Dollar.

Doch einen globalen Öl-Preis gibt es nicht. Die Meldungen bezogen sich auf den Preis für West Texas Intermediate (WTI). WTI ist neben Brent die zweite wichtige Rohöl-Sorte, deren Preis als Benchmark genutzt wird. Der Brent-Preis bezieht sich dabei auf Öl, das in den Brent-Feldern und anliegenden Gebieten in der Nordsee gefördert wird. Sein Preis gilt als Referenz für Öl aus Europa, Afrika und dem Mittleren Osten. Damit gilt er mehr oder weniger direkt für rund zwei Drittel der globalen Öl-Produktion.

Brent und WTI weltweit wichtigste Benchmarks

Brent ist ein schwefelarmes Öl, das gemäß der Kategorisierung der New York Mercantile Exchange (Nymex) als leichtes, süßes Rohöl bezeichnet wird. Je leichter und süßer, desto einfacher lässt sich das Öl zu Benzin, Heizöl, Kerosin und anderen Produkten weiterverarbeiten. WTI, die in Nordamerika geförderte und in Cushing, Oklahoma gelagerte Sorte ist dank eines noch geringeren Schwefelgehalts noch süßer und damit qualitativ höherwertig. Sie ist die dominante Benchmark für den Öl-Preis in den USA.

Insbesondere in Asien gilt zudem die Sorte Dubai/Oman als Referenz. Ihr Preis bildet einen Öl-Mix aus Dubai, dem Oman und Abu Dhabi ab, das von etwas geringerer Qualität ist als Brent und WTI.

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Die weitaus wichtigsten Benchmarks, an die der größte Teil der weltweit geförderten Öl-Sorten geknüpft ist, bleiben aber Brent und WTI. Vor 2011 bewegte sich die Preis-Differenz der beiden Öl-Sorten zumeist in einem engen Band von einem Abschlag in Höhe von rund 4 Dollar für Brent gegenüber WTI bis zu einem Aufschlag in gleicher Höhe. Üblicherweise wurde für WTI aufgrund der höheren Qualität etwas mehr bezahlt.

Zu den Faktoren, die für einen vergleichsweise höheren Preis der europäischen Sorte sprechen, zählt, dass Brent auf dem Seeweg transportiert wird und nicht wie WTI durch Pipelines, deren Kapazität zumindest kurzfristig Grenzen hat: Für einen einfacher und kostengünstiger zu transportierenden Rohstoff geben die Abnehmer im Zweifelsfall mehr aus. Diese gegensätzlichen Faktoren haben immer wieder dazu geführt, dass der Preis für eine Sorte gestiegen und gleichzeitig der für die andere gefallen ist.

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