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Notenbank-Gipfeltreffen in Jackson Hole Draghi braucht die große Bühne nicht

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Aussagen zum Leitzins könnten Märkte verunsichern

Paul Brain, Chef der Fixed-Income-Abteilung bei Newton Investment Management, wirft ein, dass sich Draghi beim Ausstieg aus der QE-Strategie deutlich mehr Zeit nehmen kann als seine US-Amtskollegin Janet Yellen: „Draghi ist nicht auf die Bühne in Jackson Hole angewiesen“, meint er. Schließlich befinden sich die Märkte in Europa zurzeit im Aufwind. In den USA hingegen drückt die Ernüchterung nach der Trump-Euphorie zu Jahresbeginn auf die Börsenkurse. Zwar hat Draghi in der Vergangenheit schon öfter die Schlagzeilen mit ein paar lockeren Sprüchen dominiert, jedoch kann jegliche Aussage zu einer möglichen Leitzinserhöhung die Märkte in Unruhe versetzen. So wie im Juni auf der jährlich stattfindenden Notenbankkonferenz im portugiesischen Sintra, wo seine Aussagen zum Auftreten von "reflationären Kräften" bei der Inflationsentwicklung den Euro-Preis sowie die Renditen von Staatsanleihen schlagartig steigen ließen.

Wahrscheinlich wird Draghi das Scheinwerferlicht in Jackson Hole lediglich dazu nutzen, um die Rechtmäßigkeit des EZB-Anleihekaufprogramms zu unterstreichen. Der Europäische Gerichtshof prüft aktuell einen möglichen Verstoß des Programms gegen das EU-Verbot zur monetären Staatsfinanzierung. Sorgen muss sich Draghi aber wohl kaum machen. Die Richter in Luxemburg entschieden in der Vergangenheit meist zu Gunsten der EZB.

Geldpolitik treibt die Immobilienpreise

Einen Denkanstoß für die in Jackson Hole anwesenden Notenbanker liefert Fabrizio Quirighetti, Chief Investment Officer und Vize-Chef der Multi-Asset-Sparte bei SYZ Asset Management. Ihm zufolge müssten Notenbanker endlich realisieren, dass ihre Geldpolitik mehr Einfluss auf Finanzanlagen und Immobilienpreise hat als auf die Preise von Gütern und Dienstleistungen: „Die großen Zentralbanker glauben weiterhin, dass die verfügbaren geldpolitischen Instrumente die Macht haben, Inflation zu erzeugen. Diese Überzeugung mag in der Vergangenheit gestimmt haben, gilt heute aber nicht mehr“, findet Quirighetti.

Aufgrund der aktuell nur geringfügig steigenden Löhne, trotz starker Beschäftigungszahlen in den meisten europäischen Ländern, gibt es Quirighetti zufolge keinen Grund, „den Geldhahn der EZB fester zuzudrehen“. Es sei denn, Draghi und seine Kollegen würden die Inflationskontrolle aufgeben und sich voll und ganz auf die Effekte ihrer Leitzinsentscheidungen für die Finanzmärkte konzentrieren.

Doch selbst wenn in Jackson Hole nichts dergleichen passiert und die EZB ihre lockere Geldpolitik wie geplant zum Jahresende zurückschraubt, wird sie Bundesbank-Chef Weidmann zufolge noch auf lange Sicht sehr expansiv wirken. Grund dafür ist die auf über 4 Billionen Euro angewachsene EZB-Bilanz.

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