Helge Rehbein
02.11.2021

Tokenisierung und Private Equity „Per Token werden Privatanleger mit uns zu großen Playern“

Die inVenture-Gründer (v.l.) Alexander Lübcke (CFO), Lennard Fischer (CEO) und Samuel Gassauer (CTO)
Die inVenture-Gründer (v.l.) Alexander Lübcke (CFO), Lennard Fischer (CEO) und Samuel Gassauer (CTO): inVenture ist die erste deutsche Plattform, die Anlegern schon mit überschaubaren Beträgen Investitionen in Venture-Capital-Fonds ermöglicht
© inVenture

Herr Fischer, Private Equity ist für Privatanleger nur schwer zugänglich. Was sollten Anleger über den Wagniskapitalfonds von Planet A wissen?

Lennard Fischer: Anleger erhalten über einen von uns emittierten Token, den sogenannten GreenTech A Token, mittelbaren Zugang zu dem Fonds von Planet A Ventures. Planet A ist ein Wagniskapitalgeber mit Sitz in Hamburg, der Unternehmen finanziert, die aktiv und nachweislich zur Erreichung bestimmter Sustainable Development Goals, speziell in den Bereichen Klima- und Umweltschutz, beitragen. Der Fonds plant, mit dem eingesammelten Kapital ein diversifiziertes Portfolio aus bis zu 30 GreenTech Start-ups aufzubauen. Initial erfolgt die Beteiligung an Seed & Series A Start-ups.

Was erwartet die Kunden?

Fischer: Auf eine innovative Art und Weise schafft es Planet A, die Rendite der Investierenden in den Vordergrund zu stellen und gleichzeitig nachweislich nachhaltige Unternehmen zu fördern. Investoren können also von einem Investment sowohl wirtschaftlich profitieren und zugleich die Zukunft positiv mitgestalten.

Private-Equity-Anbieter gibt es viele. Wo liegen Alleinstellungsmerkmale?

Fischer: Planet A unterscheidet sich von anderen Wagniskapitelgebern durch ein internes Team an Wissenschaftlern. Dies ermöglicht Planet A Aussagen darüber zu treffen, ob die Innovation eines Unternehmens Teil der Lösung oder Greenwashing ist.

Es wurde bereits in Start-ups wie Wildplastic, Dance und traceless investiert – Unternehmen an denen beispielsweise auch HV Capital, Lea-Sophie Cramer oder der High-Tech Gründerfonds beteiligt sind.

Besonders interessant für Investoren mit Interesse an nachhaltigen Geldanlagen: Anfang 2021 ist die EU-Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor, die sogenannte Sustainable Finance Disclosure Regulation oder SFDR, in Kraft getreten. Der Fonds von Planet A Ventures ist ein akkreditierter Impact Fonds gemäß Artikel 9 SFDR, der höchsten Nachhaltigkeitsklassifizierung.

Zum Vergleich: Mit welchen Summen ist man bei anderen Anbietern dabei?

Fischer: Um diese Frage zu beantworten, muss zunächst einmal ein Blick auf die Regulatorik geworfen werden. Hier wird nämlich zwischen direkten und indirekten Investitionen in Venture-Capital-Fonds unterschieden. Die meisten Venture-Capital-Fonds werden als sogenannte Spezial-AIFs klassifiziert. Dies führt dazu, dass nur professionelle- und semi-professionelle Anleger mit einem gesetzlichen Mindestinvestment von 200.000 Euro unmittelbar in diese Fonds investieren können. inVenture hingegen aggregiert nun die Investitionen einzelner Anleger und investiert diese gebündelt in den entsprechenden Venture-Capital-Fonds. Vergleichbare Produkte gibt es aktuell noch nicht. inVenture ist die erste deutsche Plattform, die mittelbare Investitionen in Venture-Capital-Fonds ermöglicht, und das ab 2.500 Euro.

Direkte Investitionen sind weiterhin erst ab 200.000 Euro möglich und werden von Anbietern wie Moonfare, Liqid und mittlerweile auch Family Offices angeboten, die immer stärker versuchen, die „Next Generation Wealth“ als Kunden zu gewinnen, indem sie Barrieren abbauen und Mindestinvestitionen verringern wollen.

Wie funktionieren die Investments genau?

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Fischer: Vorab wird für jeden VC Fonds, den inVenture als Investmentchance auf der Plattform anbietet, eine Tochtergesellschaft gegründet, die als einzigen Zweck ein Investment in diesen Fonds darstellt, eine sogenannte Zweckgesellschaft oder Projektgesellschaft. inVenture aggregiert die Investitionen einzelner Anleger und investiert das Kapital in den entsprechenden Venture-Capital-Fonds.

Der anschließende Investitionsprozess läuft in zwei Schritten ab. Im ersten Schritt emittiert die Zweckgesellschaft nun für einen gewissen Zeitraum – zum Beispiel vier Monate – digitale Wertpapiere in Form von tokenisierten Schuldverschreibungen. Diese stellen ein Wertpapier dar, da es sich aufgrund der Tokenisierung um am Finanzmarkt handelbare Vermögensanlagen handelt, die als Wertpapiere eingeordnet werden müssen. Die Retail-Investoren können nun diese tokenisierten Schuldverschreibungen auf unserer Investmentplattform erwerben.

Am Ende des Emissionszeitraums wird das durch die Zweckgesellschaft von den Anlegern eingesammelte Kapital dem Venture-Capital-Fonds für Investitionen in Start-ups bereitgestellt – sie nimmt also selbst die Rolle des semiprofessionellen Anlegers ein. Entscheidend ist also, dass bei einer Emission immer mindestens 200.000 Euro eingesammelt werden. Die Anleger investieren also nicht direkt in den entsprechenden Venture-Capital-Fonds, sondern erwerben Wertpapiere, die ihnen die Rechte der zugrundeliegenden Schuldverschreibung verbriefen und somit unter anderem Ansprüche auf eine Rendite einräumen.

Die Anleger erwerben ihre Anteile nur mittelbar über ein digitales Wertpapier, das über eine Zweckgesellschaft emittiert wird. Mit wem kooperiert ihr hier?

Fischer: Grundlegend haben wir unsere Investmentplattform selbst entwickelt, jedoch an bestimmten Stellen weitere Parteien über Schnittstellen integriert. Unterstützung erhalten wir unter anderem bei der Emission der digitalen Wertpapiere, bei der Verwahrung und im Vertrieb. Bei der Emission unterstützt uns Cashlink, einer der führenden deutschen Dienstleister für Tokenisierungslösungen. Sie stellen die Tokenisierungsinfrastruktur zur Digitalisierung der Wertpapiere. Für die anschließende Verwahrung der digitalen Wertpapiere auf der Blockchain nutzen wir den deutschen Kryptoverwahrer Tangany. Tangany erstellt für unsere Anleger sogenannte Wallets. Diese sind vergleichbar mit einem Wertpapierdepot bei einer Bank und dienen zur sicheren Verwahrung der Wertpapiere für die Anleger. Damit wir die Produkte vertreiben können, agieren wir als vertraglich gebundener Vermittler unter der Haftung und auf Rechnung der Effecta GmbH, einem der führenden deutschen Haftungsdächer.

Woher habt ihr als noch sehr junge Gründer die Expertise?

Fischer: Alexander Lübcke und ich haben uns sehr stark mit den Themen Venture Capital, Private Equity und Asset Management sowohl akademisch als auch durch praktische Erfahrungen während des Studiums beschäftigt. Schon früh haben uns diese Themen fasziniert. Sie machen es möglich, dass jetzt Privatanleger per Token mit uns zu großen Playern werden können.

Ich habe über 1,5 Jahre im Corporate-Venture-Capital gearbeitet und sowohl Erfahrungen mit Fund-of-Fund-Investments machen als auch an diversen Start-up Investments mitarbeiten können. Alexander hat einen Schwerpunkt auf Asset-Management-Themen und war beispielsweise bei einem Vermögensverwalter, der in Ergänzung zu den eigenen Fonds seinerzeit einen Robo-Advisor aufgebaut hat. Samuel ist Full-Stack Developer mit dem Schwerpunkt in der Entwicklung Cloud-basierter Lösungen. Privat beschäftigte er sich schon vor inVenture mit alternativen Anlageklassen.

An inVenture arbeiten wir mittlerweile seit mehr als 1,5 Jahren und sind seitdem nicht nur selber an unseren Aufgaben gewachsen, sondern haben auch unsere Kenntnisse stark vertieft. Über diesen Zeitraum haben wir ein sehr großes Netzwerk und wichtige Partnerschaften aufgebaut. So werden wir beispielsweise durch unsere Mentoren unterstützt und haben früh einen Beirat für inVenture installiert, der uns als Gründerteam unterstützt und die relevanten Themen – Venture Capital, Produktstrukturierung, Recht, Technik – besetzt, sodass wir Zugriff auf langjähriges Wissen in der Branche haben.

Des Weiteren sind die oben genannten Partner Cashlink, Tangany sowie Effecta mehr als nur ein Mittel zum Zweck, da wir bezüglich unseres technischen- und regulatorischen Setups in sehr engem Austausch mit diesen stehen.

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