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Aktualisiert am 31.03.2022 - 17:44 Uhrin FondsLesedauer: 6 Minuten

Plädoyer für europäische Aktien „IT, Banken und Versorger sind besonders aussichtsreich“

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Welche Sektoren in der Eurozone sehen für die Zukunft besonders chancenreich aus?

Kröger: In der Eurozone halten wir drei Sektoren derzeit für besonders aussichtsreich: IT, ausgewählte Banken und Energieversorger.

Die Digitalisierung entwickelt sich gut, es gibt viele hoch interessante Firmen. Wichtig ist dabei für uns, dass die Firmen unabhängig von der übergreifenden konjunkturellen Entwicklung ein Eigenleben führen. Ein solches Unternehmen ist Tobii, Weltmarktführer bei der Eye-Tracking-Technologie. Eyetracking ist eine Methode, um die Aufmerksamkeit von Konsumenten und ihre spontane Reaktion auf Werbebotschaften zu messen. Diese Einblicke helfen Marketingfachleuten dabei, ihre Kommunikation höchst wirksam einzusetzen.

Im Bankensektor setzen wir nicht etwa auf Deutsche Bank oder Commerzbank, sondern auf ING in den Niederlanden und die Metrobank in Großbritannien. Diese innovativen Player am Markt dürften in ganz besonderem Maße vom Hebel der in einigen Quartalen voraussichtlich wieder langsam steigenden Zinsen in der Eurozone profitieren.

Lukrative Anlagechancen entdecken wir auch bei den Energieversorgern. Erneuerbare, saubere Energien werden in den kommenden Jahren in noch höherem Maße als bislang auf dem Vormarsch sein. Schon heute beträgt der Anteil der Erneuerbaren Energien am Strommix in Deutschland rund 32 Prozent. Disruption wird es trotzdem im Energiebereich geben. Es ist absehbar: Zukünftig wird der mit einer Solaranlage auf dem Dach erzeugte Strom in Batterien gespeichert und bei Bedarf verbraucht.

Energiekonzerne, die sich den neuen technologischen Herausforderungen stellen, dürften profitieren. Wir rechnen hier vor allem mit E.ON. Der Konzern hat derzeit viel Geld für Investitionen: Die von der Bundesregierung von 2011 bis 2016 kassierte Brennelemente-Steuer ist verfassungswidrig; die Rückzahlung der Sondersteuer hat die Bilanz von E.ON erheblich gestärkt. Aufgrund der laufenden Umbaumaßnahmen im Konzern stellt E.ON-Chef Johannes Teyssen den Aktionären attraktive Dividenden in Aussicht. Für die Jahre nach 2017 strebt das Unternehmen mit einer angehobenen Ausschüttungsquote von 50 bis 60 Prozent des bereinigten Konzernüberschusses ein sehr ordentliches Dividendenwachstum an. Wir rechnen mit Dividenden in Höhe von 5 bis 6 Prozent.

Wie wird das Portfolio des ACATIS Aktien Europa Fonds UI gegen mögliche Turbulenzen abgesichert? DAX und EuroStoxx hängen derzeit ziemlich durch.

Kröger: In unübersichtlichen Zeiten ist es ratsam, volatile Unternehmen aus dem Portfolio zu nehmen. Wie gesagt ist es beim Anlegen wichtig, Unternehmen mit einem Eigenleben zu identifizieren, die auch in schwierigen Marktphasen oben schwimmen. Ein Beispiel dafür ist Grenke, ein spezialisierter Anbieter von IT-Leasing für kleine und mittlere Unternehmen. Der Bedarf für diese Dienstleistungen ist ungebrochen.

In turbulenten Marktphasen erhöhen wir nicht zuletzt den Cash-Bestand. Derzeit halten wir 10 Prozent Kasse. Mit diesem Polster, was natürlich nur temporär aufgebaut werden sollte, denn wir wollen ja Gewinne erzielen, können wir in turbulenten Marktphasen Assets nachkaufen, von denen wir besonders überzeugt sind.

Eine letzte Frage: Wie wichtig ist aktives Management angesichts möglicher Einbrüche an den Börsen nach einem aus historischer Sicht ungewöhnlich langen Aktienzyklus?

Kröger: Es ist die Kunst Aktien zu finden, die ihr Potenzial erst in den kommenden Jahren voll ausschöpfen werden. Ein Fondsmanager, der im Jahr 2000 Apple-Aktien ins Depot gebucht und sie bis dato gehalten hat, ist fein raus. Anders hingegen der Fondsmanager, der nach der Jahrtausendwende auf Nokia-Titel gesetzt hat – von damals 30 Euro ist der Wert auf derzeit knapp über 5 Euro zusammengeschnurrt.

Halter von ETFs machen diese Kursbewegungen in jeder Richtung mit. Aktives Management ist hier klar im Vorteil: Verschlechtern sich die fundamentalen Kennzahlen und schwindet das Zukunftspotenzial einer Aktie, fliegt sie aus dem Depot, um Platz zu machen für neue Aufstiegskandidaten. Das Gleiche gilt auch im Vorfeld von Rücksetzern an den Märkten. Aktive Manager nehmen Gewinne mit, stocken flexibel ihre Cash-Position auf und haben damit in Abschwungphasen die Möglichkeit, günstig nachzukaufen.

Um beim ACATIS Aktien Europa Fonds UI zu bleiben: In den vergangenen fünf Jahren sind wir derzeit mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 13,2 Prozent dabei.

 

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