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Puerto Rico Den Verlockungen der Bonds erlegen

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Bonds als Allheilmittel

In den vergangenen zehn Jahren hatten nicht weniger als gleich 18 verschiedene staatliche Institutionen Anleihen emittiert. Die Chefs wechselten alle vier Jahre mit dem Amtsantritt eines neuen Gouverneurs, so Bloomberg. 

Bonds wurden für die Bezahlung von Schulen, Krankenhäusern, öffentlichen Parks und Regierungsgebäuden oder Sportplätzen verwendet. Anleihen halfen auch bei Gehältern und Renten. Am 3. Mai 2017 beantragte Puerto Rico gerichtlichen Gläubigerschutz, bei einem Gesamtschuldenstand von 123 Milliarden US-Dollar aus ausstehenden Krediten und Pensionsverpflichtungen. Zuvor hatte US-Präsident Trump noch per Twitter einen Schuldenschnitt abgelehnt. Das Land ist nun bankrott.

„Jetzt rächt sich die hemmungslose Verschuldung“, sagt Emilio Pantojas-Garcia, Soziologie-Professor an der University of Puerto Rico, Rio Piedras.

1999, als Puerto Rico an den Märkten noch über ein Investment-Grade-Rating verfügte, stand das US-Sondergebiet mit rund 16 Milliarden US-Dollar an öffentlichen Schulden in der Kreide. Heute signalisiert die von Standard & Poor‘s (S&P) vergebene Bonitätsnote „D“ Ramsch.

Die Verschuldung von Puerto Rico wurde nicht zuletzt von der Tatsache angetrieben, dass die Bonds der Insel überall in den USA grundsätzlich von einer Besteuerung ausgenommen sind. Viele Investmentfonds kauften die Papiere auf, die wegen ihres Risikos hohe Renditen brachten.

Den Geldfluss zu verfolgen, das ist nicht einfach. Puerto Rico verfügt über keine zentrale Institution, die im Auge behält, wie die Erlöse aus Anleiheemissionen ausgegeben werden. In den eklatantesten Fällen, die in den vergangenen Jahren ans Licht kamen, bekannten sich die Chefs von gleich zwei verschiedenen Behörden der Bestechung für schuldig.

Bloomberg nennt ein weiteres Beispiel für mögliche Verschwendung: Die Infrastruktur-Behörde Prifa steckte 41 Millionen US-Dollar in eine Veranstaltungshalle mit 1.000 Sitzplätzen und drei Bühnen im Städtchen Humacao an der Ostküste der Insel. Angelegt für Shows auf Broadway-Niveau ist wegen der Pleite der öffentlichen Hand nun für kommenden Monat lediglich eine Stand-Up-Comedy-Veranstaltung geplant.

„Jeder Ort in Puerto Rico hat ein neues Baseball-Spielfeld“, sagt Garcia, der Soziologie-Professor. „Jeder Bürgermeister nutzte geliehenes Geld, um Dinge zu bauen, die nicht ausgelastet waren.“

 

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