Staatsfonds gibt es aus den unterschiedlichsten Gründen. Länder wie Norwegen, Saudi-Arabien und Kuwait bunkern darin ihre Einnahmen aus dem Rohöl-Geschäft. Weil absehbar ist, dass die Ölquellen irgendwann versiegen, werden die Erlöse weltweit investiert, um wirtschaftliche Abhängigkeiten sowie einen Anstieg der Inflation zu vermeiden und die Leistungen des Sozialstaats zu finanzieren.
China hingegen nutzt statt Öl-Einnahmen Devisenüberschüsse, die im chinesische Staatsfonds „China Investment Corporation“ (CIC) hinterlegt werden, während Länder wie Australien oder Neuseeland ihre Pensions- und Vorsorgefonds aus Steuereinnahmen finanzieren. So unterschiedlich die Strategien und Ziele der einzelnen Fonds auch aussehen mögen: Aufgrund der vielversprechenderen Renditen sind Aktien und risikoreichere Investments bei den meisten von ihnen stärker vertreten als Staatsanleihen.
Einfluss der großen Staatsfonds
Einige der Staatsfonds zählen zu den größten Investoren der Welt. Den jüngsten Daten des Sovereign Wealth Fund Institutes zufolge liegt ihr Anlagevermögen insgesamt bei mehr als 9,1 Billionen US-Dollar.
Viele Staatsfonds investieren breit diversifiziert, haben also Tausende von Positionen im Portfolio. Das beste Beispiel dafür ist der norwegische Staatsfonds, dessen Vermögen in Höhe von rund 1,1 Billionen US-Dollar auf mehr als 9.000 Aktien, rund 1.200 Anleihen und knapp 900 Immobilien verteilt ist. Trotz Minderheitsbeteiligungen und breiter Streuung sollte ihr Einfluss am Finanzmarkt nicht unterschätzt werden. So brachte der ehemalige Chef des norwegischen Pensionsfonds 2017 beispielsweise Umweltschützer zum Jubeln und Aktienkurse von Öl- und Gaskonzernen ins Wanken, als der Staatsfonds sich aus entsprechenden Investments im Wert von 35 Milliarden US-Dollar zurückzog.
Ein weiteres Beispiel: Mit einem Fondsvolumen von derzeit 430 Milliarden US-Dollar besitzt auch der Staatsfonds Saudi-Arabiens großen Einfluss am Kapitalmarkt. Das verwaltete Vermögen des Public Investment Fund (PIF) soll laut der „Vision 2030“ auf mehr als eine Billion US-Dollar steigen. Und auch die Anlagestrategie sorgte für Aufsehen. 2020 wurde der Fonds massiv umgeschichtet: 4,7 Milliarden US-Dollar sollen in ETFs geflossen sein. Das Geld stammte aus Aktienverkäufen.
Altersvorsorge mit Fonds
Neugierig geworden?
Dass ein Bürgerfonds auch ohne sprudelnde Ölquellen möglich ist, zeigt Schweden. 16 Prozent ihres Bruttoeinkommens müssen die Schweden nach demselben Prinzip wie in Deutschland an die gesetzliche Rentenkasse abführen. Darüber hinaus sind sie verpflichtet, weitere 2,5 Prozent ihrer Einkünfte am Kapitalmarkt in Fonds zu investieren. Beim kapitalgedeckten Part, also den 2,5 Prozent, können Arbeitnehmer zwischen hunderten frei zugänglichen Fonds oder dem Staatsfonds „Sjunde Allmänna Penionsfonden“ (AP7) wählen. Mehr als die Hälfte der sechs Millionen Rentenversicherten zahlen in diesen Fonds ein. Das lohnt sich: Die durchschnittliche Rendite lag im vergangenen Jahrzehnt bei knapp 15 Prozent pro Jahr.
Auch hierzulande hat die Debatte um einen staatlichen Aktienfonds als Teil der Altersvorsorge zuletzt Fahrt aufgenommen und bereits Einzug in die Wahlprogramme einiger Parteien gehalten. Ein solcher Fonds könnte die Abhängigkeit von der umlagefinanzierten Rente und damit von der schwindenden Anzahl an Beitragszahlern verringern.
Wie sollte ein deutscher Staatsfonds aussehen? Diese Frage hat sich Giacomo Corneo, Professor und Wirtschaftswissenschaftler an der Freien Universität Berlin, gestellt. Sein Vorschlag: „Das Anfangsvermögen des Staatsfonds sollte durch die Ausgabe von zweckgebundenen Bundesanleihen finanziert werden. Dann hätte er die Aufgabe, das erhaltene Kapital so zu investieren, dass seine risikoangepasste Rendite langfristig maximiert würde. Die erzielte Rendite wird in Form einer Altersdividende an die Bevölkerung im Alter von über 67 Jahre ausgezahlt. Durch diese Altersdividende würden das Armutsrisiko drastisch vermindert, und die verfügbaren Einkommen der Mittelschicht stabilisiert.“
Doch auch wenn die nächste Regierung sich für einen Bürgerfonds entscheidet, wird es bis zur Umsetzung noch etwas dauern. Deshalb kann es sich lohnen, schon jetzt mit Fonds oder ETFs privat vorzusorgen, um im Alter von den Renditen am Kapitalmarkt zu profitieren.