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Studie zur Lebensarbeitszeit Rentenschock: Früher wollen – später gehen?

Den Ruhestand mit der Familie genießen
Den Ruhestand mit der Familie genießen: Viele Deutsche wollen vorzeitig in Rente gehen | Foto: IMAGO / Westend61

Fast ein Viertel der Menschen in Deutschland (23,5 Prozent) hat die feste Absicht, vor dem gesetzlichen Rentenalter in den Ruhestand zu gehen. Weitere 35,1 Prozent können sich einen vorgezogenen Renteneintritt zumindest vorstellen. Das geht aus einer Sonderbefragung des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) hervor, für die 1.438 Menschen zwischen 18 und 65 Jahren befragt wurden.

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„Dass sich viele Menschen mit einem vorzeitigen Ruhestand beschäftigen, überrascht nicht“, ordnet Professor Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA, die Ergebnisse ein. Die reale Entwicklung deute allerdings auf das Gegenteil hin: „Das Renteneintrittsalter wurde in den vergangenen Jahren schrittweise angehoben. Und auch perspektivisch müssen im gesetzlichen Rentensystem immer weniger Beitragszahler für immer mehr Rentner aufkommen. Deshalb müssen jüngere Erwerbstätige sogar damit rechnen, dass ihr Renteneintrittsalter von aktuell 67 Jahren noch weiter nach oben gesetzt wird.“

Finanzierungsprobleme ab 2025

Auch andere Experten stehen einer Beibehaltung des Renteneintrittsalters skeptisch gegenüber. „Allein aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge ist selbst ein Renteneintritt mit 67 Jahren nicht mehr haltbar, wenn der Steuerzuschuss und mit ihm die Staatsschulden nicht ausufern sollen“, kommentiert Helge Lach, Vorstand des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV).

Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) prognostiziert sogar „schockartig steigende Finanzierungsprobleme in der gesetzlichen Rentenversicherung ab 2025“. Die Experten halten die Kopplung des Renteneintrittsalters an die Entwicklung der Lebenserwartung für unumgänglich.

Renteneintritt an Lebenserwartung anpassen

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„Wir freuen uns, dass die Lebenserwartung steigt und wir länger in Gesundheit leben können, aber das heißt auch, dass die Lebensarbeitszeit zukünftig an die Lebenserwartung gekoppelt werden muss“, erklärt der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats des BMWi, Professor Klaus M. Schmidt im Podcast „Die Wochentester“ vom RedaktionsNetzwerk Deutschland und dem Kölner Stadt-Anzeiger. „Wir können nicht immer länger leben und sagen, das sollen unsere Kinder bezahlen, sondern wir müssen dann auch immer länger arbeiten.“

Sollte sich eine längere Lebensarbeitszeit nicht durchsetzen, werden die Beitragssätze zur gesetzlichen Rentenversicherung aus Sicht von Schmidt stark ansteigen, während das Rentenniveau gleichzeitig immer weiter fällt. „Das Niveau von derzeit 48 Prozent wird sich auf Dauer nicht halten lassen“, erläutert Schmidt. „Wir müssen uns überlegen, wie wir die Rente entsprechend anpassen, damit zu starke Belastungen einzelner Gruppen vermieden werden, die Rente auf der anderen Seite aber finanzierbar bleibt.“ Eine mögliche Lösung wäre seiner Ansicht nach, die zusätzliche Lebenserwartung im Verhältnis von 2:1 aufzuteilen: Zwei Drittel arbeiten, ein Drittel Rente. „Damit könnte man das Thema dauerhaft aus der politischen Diskussion rausholen, weil das Problem der verlängerten Lebenszeit auf diese Weise dauerhaft gelöst wäre.“

Private Altersvorsorge stärken

Dieser Vorstoß steht jedoch im krassen Widerspruch zum Wunsch der meisten, schon früher in Rente zu gehen. „Ohne private Altersvorsorge wird es deshalb nicht gehen“, sagt BDV-Vorstand Lach. Er fordert mehr Impulse aus der Politik: „Wir brauchen endlich wieder Initiativen zur Stärkung der privaten Vorsorge, zum Beispiel durch eine schnelle, beherzte Reform der Riester-Rente oder durch steuerliche Vorteile beim langfristigen Aktiensparen.“

Diese kommen auch als Finanzierungsstrategien bei den Menschen zum Einsatz, die nicht auf den „offiziellen“ Renteneintritt warten wollen. Ein Viertel von ihnen (26,1 Prozent) sichert sich mit zusätzlichen Rentenzahlungen ab, beispielsweise den staatlich geförderten Riester- oder Rürup-Renten. Ein weiteres Viertel (26,2 Prozent) plant die Finanzierung mit Vermögensanlagen wie etwa vermieteten Immobilien oder Aktienfonds. 28,6 Prozent besitzen eine selbstgenutzte Immobilie und rechnen mit den gesparten Mietausgaben. Knapp ein Drittel (30,8 Prozent) nimmt für die vorzeitige Rente zudem Einschränkungen bei den Ausgaben in Kauf.

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