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in Anleihemärkte: Analysen & PrognosenLesedauer: 5 Minuten

Schwellenländeranleihen „Nicht blind auf ETFs setzen“

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Auslöser Nr. 2 ist der aufkommende Handelskrieg, der das globale Wachstum schwächen wird. Die meisten Schwellenländer hängen sehr stark von der Weltkonjunktur ab und benötigen für ihr „Geschäftsmodell“ hohe Wachstumsraten, unter anderen um Kapital anzuziehen und den Wohlstand der eigenen Bevölkerung zu steigern.

Zusätzlich zu den allgemeinen Auslösern (US-Zinsanstieg und Handelskrieg) kommen bei einigen Ländern hausgemachte Probleme hinzu. Da es sich bei den Emerging Markets um eine sehr breite Gruppe mit völlig unterschiedlichen Situationen handelt, können diese sehr verschieden ausfallen. Differenziert wird dabei in der Regel zwischen wirtschaftlichen und politischen Faktoren. Man spricht hier vom sogenannten „Länderrisiko“, bei dem es sich um eine Kombination aus der Zahlungsfähigkeit des jeweiligen Staates (wirtschaftliche Perspektive) und seiner Zahlungswilligkeit (unter anderen Bereitschaft zum Schuldendienst beziehungsweise zu Reformen) handelt.

Hard oder Local Currency

Abgesehen von der Situation im Land – etwa der Türkei, Argentinien, Brasilien oder Mexiko – sind bei Emerging Market Staatsanleihen zudem solche in „Hard Currency“ (vor allem US-Dollar und Euro) und „Local Currency“, also der jeweils eigenen Währung, zu unterscheiden. Bei den Hard Currency Emerging Market Bonds steht das Kreditrisiko im Vordergrund, bei Papieren in der entsprechenden Schwellenländerwährung ist es das Währungsrisiko, da viele EM-Währungen auf längere Sicht abwerten. Dabei wird das Abwertungsrisiko meist als gravierender eingeschätzt, weshalb die Effektivverzinsung dieser Staatsanleihen in der Regel höher ausfällt. Einen deutlichen Zinsvorsprung gegenüber US-Treasuries haben selbstverständlich beide Varianten.

Wendepunkt nach dem Kursrutsch erreicht?

Nach schwacher Performance im ersten Halbjahr 2018, in dem EM-Hartwährungsanleihen einen negativen Return von ca. 5,3 Prozent und EM-Weichwährungsanleihen ein Minus von 7,6 Prozent verzeichnet haben, stellt sich nun die Frage, ob die beschriebenen Auslöser auf der einen Seite und die hausgemachten Probleme der verschiedenen Länder auf der anderen Seite nicht schon überproportional stark in den aktuellen Anleihekursen berücksichtigt sind. Von einigen führenden, auf Emerging Markets spezialisierten Asset Managern wird diese Einschätzung zumindest vertreten. Sie sehen in der Korrektur eine Einstiegsgelegenheit für antizyklische Investoren. Bei der Einschätzung zukünftiger Ertragserwartungen diverser Assetklassen finden sich die beiden Arten von Schwellenländer-Bonds deshalb auch zunehmend wieder unter den Top-Favoriten.

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