Schwellenländer Für Lateinamerika könnte sich Brexit lohnen
Wenn die Schreckreaktion auf das Brexit-Votum nachlässt, könnten sich die lateinamerikanischen Volkswirtschaften als Nettogewinner herauskristallisieren. Investoren sind auf der Jagd nach Rendite, und die Zentralbanken der entwickelten Welt behalten ihre geldpolitischen Anreize bei oder verstärken sie sogar aus Angst, das Wirtschaftswachstum könnte nachlassen. Lateinamerika sollte zugute kommen, dass es nur geringe Verbindungen zu Großbritannien hat.
„Der Erstrundeneffekt dürften niedrigere Preise für Anlagewerte sein, aber im Zeitverlauf werden die ökonomischen Auswirkungen minimal sein. Mögliche Folgewirkungen, die für Brasilien und Argentinien günstig wären, sind schwächere Währungen gegenüber dem Dollar und eine Fed, die dieses Jahr nichts unternimmt.”
Mark Bower, Leiter Schwellenländer beim Investor Bienville in New York
Lateinamerika hängt nicht am britischen Tropf
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Was den Handel betreffe, so sei die Abhängigkeit Lateinamerikas von Großbritannien und dem Euroraum sehr gering, sagt Juan Carlos Rodado, Direktor der Analyse Devisen, Festverzinsliche und Volkswirtschaft für Lateinamerika bei Natixis. Bei den Banken sei die Abhängigkeit etwas größer, aber die Liquidität werde dazu beitragen, dies auszugleichen. „Das ist eindeutig eine Kaufgelegenheit für Lateinamerika, weil die Region weniger stark von Großbritannien und dem Euroraum abhängig ist als Mitteleuropa“, so Rodado.
Mexiko, Kolumbien, Peru und Chile, die am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in Lateinamerika, dürften sich überdurchschnittlich entwickeln, sagt Rafael Elias-Lineros, Leiter Festverzinsliche Schwellenländer bei Cantor Fitzgerald in New York. „Der Weg führt dahin, wo es noch Wirtschaftswachstum gibt“, schrieb er am 24. Juni an seine Kunden. Sollten Großbritannien und Europa in eine Rezession abgleiten, würden diese lateinamerikanischen Länder „sogar noch stärker outperformen“, erklärte er.