Christoph Fröhlich
02.12.2021

Hörspiel-Innovation an der Börse Siegeszug der Tonies: Die perfekte Aktie für Eltern?

Die Toniebox steht in vielen Kinderzimmern und sorgt nun an der Börse für Aufsehen
Die Toniebox: Seit Jahren sorgt sie in immer mehr Kinderzimmern für Aufsehen. Und jetzt auch an der Börse
© Hersteller

Manchmal ist man von einer Sache so genervt, dass es so einfach nicht mehr weitergehen kann. Dieses Gefühl erlebte Patric Faßbender im Frühjahr 2013, als wieder einmal die zerkratzte Hörspiel-CD im Kinderzimmer seiner Töchter stotterte und er frustriert am CD-Player vorspulen musste. Wenn es doch nur ein robustes Abspielgerät geben würde, welches für Kinder geeignet sei, dachte er sich. Es war der Initialfunke für die Toniebox, eine der wohl spannendsten deutschen Erfolgsgeschichten der vergangenen Jahre. Zum Börsengang in dieser Woche knackte die Bewertung des Unternehmens die Milliardenmarke.

Toniebox: Kinderhelden zum Anfassen 

Patric Faßbender tüftelte gemeinsam mit Marcus Stahl – beide lernten sich, wie passend, in der Kita ihrer Kinder kennen – an einem Mini-Lautsprecher, der so simpel zu handhaben ist, dass ihn selbst kleine Kinder im Vorschulalter eigenständig bedienen können. In relativ kurzer Zeit entstand ein funktionierender Prototyp, der den heutigen Boxen schon verblüffend ähnlich sah: Ein mit Stoff ummantelter Würfel mit zwölf Zentimeter Kantenlänge, in dessen Inneren sich ein Lautsprecher befindet.

Der eigentliche Clou: Stellt man eine wenige Zentimeter große Kunststofffigur (die sogenannten „Tonies“) auf die Box, spielt sie automatisch ein sich darauf befindliches Hörspiel ab, das anhand eines Mini-Chips in der Figur erkannt wird. So einfach. So genial.

Die Box wurde zum Hit bei Eltern und Kindern gleichermaßen. In den Anfangsjahren war die Nachfrage größer als die Liefermenge. Und so wurde über die Jahre aus dem Duo eine erfolgreiche Mittelstandsfirma mit mehr als 100 Mitarbeitern.

Nach eigenen Angaben wurden seit dem Start weltweit 2,4 Millionen Boxen und mehr als 25 Millionen Figuren verkauft. Für dieses Jahr rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz von 172 Millionen Euro. Bis 2025 prognostiziert man mehr als 700 Millionen Euro.

Die Tonies gehen an die Börse

2016 wurde die erste Box verkauft, am Montag dieser Woche, dem 29. November 2021, ging das Unternehmen Tonies SE (vormals Boxine) über eine Zweckgesellschaft, auch bekannt als SPAC, an die Börse. Und der Auftakt hätte für die Gründer kaum besser laufen können: Die Aktie stieg am ersten Tag fulminant und die Bewertung schnellte auf mehr als eine Milliarde Euro. Ein Unicorn nach nur fünf Jahren.

Der Gang aufs Börsenparkett spült viel Geld in die Kasse, welches nun zur weiteren Expansion genutzt werden soll. Zudem wolle man „neue, innovative Unterhaltungsformate für Kinder auf der ganzen Welt“ einführen, erklärten die beiden Gründer Patric Faßbender und Marcus Stahl.

Investieren in Tonies

Ein gutes Unternehmen ist die Tonies SE zweifellos. Aber ist es auch ein gutes Investment? Die Investoren scheinen bislang jedenfalls angetan zu sein. Zum einen hat das Unternehmen Partnerschaften mit allen namhaften Kinderbuchverlagen, aber auch mit Mega-Konzernen wie Disney. Figuren aus den Kinderfilmen „Die Eisprinzessin“, „Micky Maus“ oder „Cars“ zählen zu den Bestsellern. 

Mit dem Verkauf der einzelnen Figuren werden somit auch nach dem Verkauf der Lautsprecher-Box zusätzliche Einnahmen generiert. Weiterhin gibt es eine Mediathek, aus der man bequem im Browser zusätzliche Episoden von Hörspielen (etwa „Benjamin Blümchen“ oder „Bibi Blocksberg“) herunterladen kann. Vor allem das digitale Geschäftsmodell dürfte margen- und wachstumsstark sein.

Auch das erfahrene Management schafft Vertrauen, die Stationen lagen in der Vergangenheit bei Konzernen wie HTC, Ogilvy, Westwing, Bain, HelloFresh und McKinsey.

Konkurrenz für die Tonies

Allerdings gibt es mittlerweile auch viele Konkurrenten. Der Hörbert, eine Art Radio in Holz-Optik, kann als Bluetooth-Lautsprecher und Internetradio verwendet werden, verzichtet aber auf die beliebten Figuren. Bei der Stiftung Warentest reichte es für Bestwertungen.

Die Tigerbox, laut Hersteller geeignet für Kinder zwischen 3 und 12 Jahren, wiederum erinnert im Look and Feel an die Toniebox, funktioniert jedoch mit einem Abomodell. Der Vorteil: Eltern müssen nicht ständig neue Tonies kaufen, sondern können auf eine Hörspiel-Flatrate zurückgreifen. Allerdings fehlen auch hier die bei Kleinkindern beliebten Figuren.

Von denen tummeln sich im Tonies-Universum mittlerweile mehr als 250 Stück. Die Auswahl reicht von Mufasa aus „Der König der Löwen“ über Winnie Puuh bis hin zu Power-Girl Pippi Langstrumpf. Die singt bis heute „Ich mach' mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt“ – das Motto könnte auch von den Toniebox-Gründern stammen.

Fonds für Eltern

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Die Tonies-Aktie zeigt die spannenden Investmentmöglichkeiten, die Eltern heute haben. Eltern als Zielgruppe hat auch die ethisch-ökologische Vermögensberatung Ökoworld ausgemacht. Sie hat 2017 mit dem Rock 'n‘ Roll-Fonds (ISIN: LU0380798750) den laut eigener Aussage „ersten Elternfonds der Welt“ gestartet. Die Mindestanlage beträgt 10.000 Euro.

Unter dem Motto “Love, Peace, Performance“ können Erwachsene und Senioren Fondanteile für (Enkel-)Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene kaufen, heißt es im Prospekt. Die Investments sollen sich nachhaltig positiv auf Umwelt und Gesellschaft auswirken. Rock 'n‘ Roll sei nicht nur eine populäre Musikrichtung, sondern ein „bewusstes und bejahendes Lebensgefühl und Ausdruck einer „positiven Lebenseinstellung“. Der Ökoworld Rock 'n‘ Roll Fonds soll die zu diesem Lebensgefühl passende Kapitalanlage sein.

Rock ‚n‘ Roll spielen die Tonies noch nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

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