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Aktualisiert am 27.07.2020 - 09:34 Uhrin Gold & EdelmetalleLesedauer: 3 Minuten

Silber Ein heißes Eisen für kühle Köpfe

Silberbergwerk in Mexiko
Silberbergwerk in Mexiko: Gegenüber Gold ist Silber so günstig wie seit 1993 nicht mehr | Foto: First Majestic Silver

Silber hat in den vergangenen Monaten schlecht abgeschnitten. Sein Kurs fiel von 17 US-Dollar pro Feinunze (Mitte Juni) auf etwas über 14 US-Dollar (September). Das Metall ist aus unterschiedlichen Gründen unter Druck geraten: Vor allem aufgrund seiner hohen Korrelation mit Gold. Hinzu kam der Ausverkauf bei Industriemetallen, der zur Folge hatte, dass sich der Marktpessimismus gegenüber Metallen noch verschärfte.

Schlechte Stimmung

Die Stimmung gegenüber Silber ist derzeit schlecht. So sind die spekulativen Positionen in dem Metall auf den tiefsten Stand seit 1995 gefallen – aus diesem Jahr stehen Daten zu Termingeschäften erstmalig zur Verfügung. Darüber hinaus wird Silber mit dem größten Abschlag gegenüber Gold gehandelt, der seit 1993 zu verzeichnen ist, beobachten Bloomberg und WisdomTree in einer Untersuchung, die vom 28. Februar 1990 bis 21. September 2018 reicht. Es gibt zwei Hauptgründe für die derzeit schlechte Stimmung:

Erstens entwickeln sich die Aktien-Benchmarks der Industrienationen, etwa der S&P 500, gut, weshalb die Anleger offensichtlich das Interesse an Silber verloren haben. Doch bei Silber handelt es sich um ein hybrides Metall, das sowohl zyklische als auch defensive Eigenschaften aufweist - diese Tatsache vergessen viele Anleger häufig.

Zweitens hat der jüngste Ausverkauf bei Industriemetallen Zweifel an allen Metallen mit industriellen Eigenschaften geweckt. Die Anleger befürchten, dass die aufkommenden Handelskriege die Nachfrage nach Industriemetallen dämpfen könnten. 

Überverkauft

Der Rückgang des Silberkurses lässt unseres Erachtens jedoch darauf schließen, dass das Metall überverkauft und der jüngste Pessimismus überzogen ist. Unter Anwendung des Modells, das im Artikel Ausblick für Silber: Ein Silberstreif am Horizont? beschrieben wird, kommen wir zu dem Ergebnis, dass die Silberpreise kurzfristig steigen könnten – angetrieben von der Erholung der Goldpreise. Auf Grundlage unserer Modellprognosen gehen wir davon aus, dass der Silberkurs von derzeit rund 14,2 US-Dollar pro Feinunze auf etwa 16,3 US-Dollar im dritten Quartal 2019 anziehen wird.

Kommt es zu einer Erholung des Goldpreises, wovon wir ausgehen (siehe Ausblick für Gold: Aufwärtskorrektur überfällig), dürfte auch der Silberkurs steigen.

Wir erwarten zudem, dass Silber in diesem Szenario möglicherweise besser abschneidet als Gold, da Silber in der Vergangenheit bei einem Anstieg der Edelmetalle schneller zugelegt hat als Gold. Die Dynamik könnte dadurch verstärkt werden, dass Silber derzeit mit einem hohen Abschlag gegenüber Gold gehandelt wird. 

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Darüber hinaus dürften bei einem allmählichen Anstieg des Silberpreises verstärkt Deckungskäufe für Short-Positionen vorgenommen werden, da das Short Interest, also die Summe aller offenen Short-Positionen, derzeit hoch ist. Durch die Eindeckung von Short-Positionen werden Kursgewinne normalerweise verschärft, was den Preis kräftig anschieben und zu einer Kurs-Rally führen könnte.

Starke strukturelle Unterstützung  

Mittelfristig schätzen wir die Aussichten von Silber vielversprechend ein. Als hybrides Metall wird Silber in vielfältigen Anwendungsbereichen verwendet – von Elektrofahrzeugen bis hin zu Solarpanels. Darüber hinaus ist es aufgrund seiner einzigartigen Merkmale kaum zu ersetzen. Das Minenangebot des Metalls dürfte weiterhin knapp ausfallen. Deshalb sind wir der Ansicht, dass die Nachfrage mittelfristig strukturell unterstützt wird.

Einschränkungen

Unsere Anlagethese ist natürlich nicht frei von Risiken. Ein Beispiel: Auch wenn die globalen Einkaufsmanagerindizes des verarbeitenden Gewerbes (EMI) bei über 50 Punkten liegen und diesen Wert voraussichtlich auch nicht unterschreiten werden - was darauf hindeutet, dass das verarbeitende Gewerbe weltweit wächst - geben diese Indizes nach. Das deutet darauf hin, dass sich das Tempo des industriellen Wirtschaftswachstums abschwächt. Dadurch könnte die Silbernachfrage begrenzt werden.

Positive Aussichten

Insgesamt schätzen wir die Aussichten für Silber sowohl kurz- als auch mittelfristig positiv ein. Da der Silberkurs in den vergangenen Monaten sehr deutlich nachgegeben hat, halten wir einen Aufschwung für wahrscheinlich. In Anbetracht des derzeit hohen Short Interest könnten auch verstärkt Deckungskäufe für Short-Positionen vorgenommen werden. Der Goldpreis dürfte vor einem Aufschwung stehen. Deshalb erwarten wir, dass Silber bei einer Erholung der Edelmetalle im Sog von Gold stärker zulegen wird.

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