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Aktualisiert am 10.06.2020 - 14:27 Uhrin InterviewsLesedauer: 6 Minuten

Small Caps „Wir suchen kleine Player mit großem Potenzial“

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Die Weltwirtschaft befindet sich in der spätzyklischen Phase. Inwieweit würde eine Rezession auf Small Caps durchschlagen?

Woods: Wir suchen nach widerstandsfähigen Unternehmen, die sich von Makrothemen nicht so leicht beeindrucken lassen – oder von Fragen wie: Was steht in Donald Trumps nächstem Tweet? Was hat Boris Johnson mit dem britischen Parlament vor? Small Caps mit dauerhaften Wettbewerbsvorteilen sind in einer guten Ausgangslage, denn ihre Produkte und Dienstleistungen werden unabhängig vom Marktumfeld benötigt. Daher sollten sie in der Lage sein, auch in einem schwierigen Marktumfeld kontinuierlich zu wachsen. Insofern konzentrieren wir uns bei unseren Investments auf das, was sich gut vorhersagen oder absehen lässt – auf den intrinsischen Wert unserer Unternehmensbeteiligungen.

Auch wenn die Weltwirtschaft derzeit langsamer wächst; lassen Sie uns über die Emerging Markets sprechen, die in den kommenden Jahren für Anleger äußerst interessant werden dürften: Welche kleinen, schlagkräftigen Player interessieren Sie hier derzeit besonders?

Woods: Wir suchen kontinuierlich nach Anlagechancen in den Emerging Markets und finden dort zahlreiche Investmentchancen. Ganz wichtig ist für uns dabei herauszufinden, ob ein Unternehmen, für das wir uns auf der Grundlage seines Geschäftsmodells interessieren, auch nach Ablauf von fünf oder zehn Jahren eine führende Rolle innerhalb seines Marktsegments spielen kann.

Um das herauszufinden, ziehen wir unter anderem die Branchenstrukturanalyse nach dem Fünf-Kräfte-Modell des Wirtschaftswissenschaftlers Michael E. Porter heran. Die fünf Kräfte, die Porter zufolge auf Unternehmen wirken, sind der brancheninterne Wettbewerb, die Verhandlungsstärke von den Kunden auf der einen Seite und den Lieferanten auf der anderen, Herausforderungen durch neue Mitbewerber und Druck durch Ersatzprodukte. Je besser ein Unternehmen im Hinblick auf diese fünf Kräfte positioniert ist, umso interessanter ist es für uns tendenziell als Anlagechance.

Auf das gesamte Investment-Universum bezogen: Wie finden Sie kleinere Unternehmen mit großem Potenzial?

Woods: Bei Columbia Threadneedle verfügen wir über umfassende Research-Kapazitäten und pflegen eine Kultur der intensiven Zusammenarbeit. So werde ich bei meiner Arbeit von mehreren Small Cap-Teams unterstützt, die unternehmensweit tätig sind. Diese Teams sitzen in verschiedenen Ländern – zum Beispiel gibt es ein europäisches, ein britisches, ein US-Team und viele weitere mehr. Auch in Japan und Südostasien sind wir vertreten. Jeder einzelne der Analysten in den Teams vor Ort verfügt über profunde Expertise in einem bestimmten Wirtschaftssektor beziehungsweise Investmentbereich. Ich persönlich stehe mit etwa 100 Aktien-Analysten in ständigem Austausch über Themen und Trends, die zu einem noch weitaus größeren Analysten-Team gehören, das verschiedene Anlageklassen abdeckt. So bekomme ich jeden Tag gut begründete Investment-Ideen auf den Tisch. Dieses Netzwerk von globalem Wissen über Small Caps ist für uns ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal.

Welche Rolle spielen ESG-Kriterien bei Zukäufen für das Portfolio?

Woods: Auch das Thema ESG ist bei der Beantwortung der Frage entscheidend, ob ein Unternehmen noch in zehn Jahren gute Gewinne erzielen wird. Wir glauben nicht, dass ein Unternehmen dauerhafte Wettbewerbsvorteile hat, wenn es bei ESG-Faktoren nicht gut abschneidet. Nehmen wir das Beispiel Unternehmensführung: Wird ein Unternehmen schlecht geführt, wird es keinen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil in seiner Branche haben.

Das ESG-Thema wird auch in den Schwellenländern immer wichtiger, gerade vor dem Hintergrund des stetig wachsenden Wettbewerbsdrucks durch die Globalisierung. Doch noch nicht alle Unternehmen nutzen die damit verbundenen Chancen. Am wachsenden Markt der Schwellenländer partizipieren wir vorrangig mit Small Caps aus den westlichen Industrieländern, die ihre Gewinne in hohem Maß auch in Schwellenländern erzielen.

Wie reagieren Sie, wenn ein Small Cap in Ihrem Portfolio zu groß wird? Verkaufen Sie den jeweiligen Aktientitel dann?

Woods: Grundsätzlich investieren wir in Small Caps mit einer Marktkapitalisierung von maximal 500 Millionen US-Dollar. Ein Beispiel ist Cargojet Airways, Kanadas größter Overnight-Luftfrachtbetreiber. Cargojet Airways kommt in seiner Branche auf einen Marktanteil von 95 Prozent, ist äußerst liquide und hat dazu siebenjährige Take-or-Pay-Verträge mit seinen Kunden vereinbart. Als wir 2017 in diese Firma investierten, lag die Marktkapitalisierung von Cargojet Airways bei rund 500 Millionen US-Dollar. Wir halten die Position bis heute und werden dieses Unternehmen auch dann halten, wenn es noch größer werden sollte.

Sollte Cargojet Airways für ein Small-Cap-Portfolio eines Tages zu groß sein, werden wir uns an das Large Cap-Team wenden: „Schaut mal, wir haben hier ein phänomenales Unternehmen in einem wachsenden Markt mit einer fantastischen ESG-Geschichte. Das ist die Art von Unternehmen, die ihr euch unbedingt ansehen solltet!“

Letzte Frage: Wie viel Geld steckt im Threadneedle (Lux) Global Smaller Companies Fund?

Woods: Globale Nebenwerte entwickelten sich lange Zeit unter dem Radar der Anleger. Doch inzwischen hat sich das Bild geändert: Investoren beginnen, sich stärker für Small Caps zu interessieren, die nicht mehr nur auf regionaler Ebene wirtschaften, sondern auf globaler Ebene erfolgreich sind. Denn die Chancen auf höhere Renditen steigen mit der globalen Aufstellung. Unser Ansatz kommt bei privaten und institutionellen Anlegern gut an: Im Fonds sind mehr als 341 Millionen Euro investiert. Das liegt nicht zuletzt an der Wertentwicklung: Auf Sicht von drei Jahren haben wir auf Dollar-Basis im Schnitt eine Brutto-Rendite von 17,1 Prozent pro Jahr erwirtschaftet.

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