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in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 3 Minuten

Etikettenschwindel „So mancher Nachhaltigkeits-ETF ist ein Greenwashing-Placebo“

Andreas Enke, Vorstand der Geneon Vermögensmanagement AG
Andreas Enke, Vorstand der Geneon Vermögensmanagement AG: „Anders als viele Leute denken, finden sich in den meisten grünen ETFs nicht besonders nachhaltige Namen“ | Foto: Geneon Vermögensmanagement AG

Herr Enke, bei preisbewussten Anlegern sind börsengehandelte Indexfonds (ETFs) beliebt. Insbesondere „grüne“ Varianten verzeichnen Mittelzuflüsse. Sind diese also immer eine optimale Lösung?

Andreas Enke: Sehr oft ist das eher ein Greenwashing-Placebo als ein wirkliches Investment in nachhaltige Unternehmen. Denn anders als viele Leute denken, finden sich in den meisten dieser ETFs nicht besonders nachhaltige Namen. Es werden lediglich Titel ausgeschlossen, die schlecht bewertet werden. Also bekommt man statt ein paar hundert Unternehmen eines breiten Index meist eine reduzierte Auswahl, bei denen die schwarzen Schafe mehr oder weniger fehlen.

Wie sehr unterscheidet sich denn überhaupt ein ESG-ETF von einem normalen?

Enke: Da sind viele bei einem genauen Blick schlicht enttäuschend. Nehmen wir als Beispiel den iShares MSCI Europe ESG Screened ETF (ISIN: IE00BFNM3D14). Dieser filtert überraschend wenige Unternehmen heraus. Von 457 bleiben 438 übrig und die größten Positionen unterscheiden sich nur marginal. In der ESG Variante finden sich dort zudem Namen wie der umstrittene Nahrungsmittelriese Nestlé, Öl- und Gasförderer Total oder das Bergbauunternehmen Rio Tinto, die nicht jeder in einer Nachhaltigkeitsauswahl erwarten würde.

Gibt es denn bessere nachhaltige ETFs und woran lassen sich die erkennen?

Enke: Grundsätzlich haben Indexfonds mit dem Kürzel SRI im Namen deutlich strengere Auswahlkriterien. Viele Bereiche werden ganz ausgeschlossen und neben herausragenden Umwelt-, Sozial- und Governance-Bewertungen werden manchmal auch aktuelle Kontroversen miteinbezogen. Die strikte Selektion wird allein schon an der Zahl der übrigbleibenden Unternehmen deutlich: Von 457 Werten sind nach einem mehrstufigen Verfahren nur noch 132 beim vergleichbaren SRI-ETF übrig und es finden sich deutlich weniger überraschende Namen. Damit liegt dieses Produkt in der Regel näher an den persönlichen Zielen der meisten Anleger.

Also dann einfach auf das Kürzel SRI achten und alles ist nachhaltig?

Enke: Es ist auf jeden Fall besser als vieles andere, aber es bleibt am Ende nur eine verringerte Auswahl eines größeren Index. Genau genommen fördert man dadurch nicht besonders nachhaltige Geschäftsmodelle, sondern schließt nur die in diesem Bereich schlechten Unternehmen aus. Wer zum Beispiel kleine Start-ups im grünen Bereich unterstützen möchte, muss andere Wege gehen. Aber diese besonderen Investmentoptionen gibt es dann halt auch nicht für die Preise eines ETFs. Gute Beratung kostet auch bei Nachhaltigkeitsthemen Geld.

Was würden Sie nachhaltig motivierten Anlegern empfehlen, auf gar keinen Fall zu kaufen?

Enke: Einen ETF, bei dem in der Beschreibung steht synthetisch repliziert oder Swap-basiert, denn das führt den Gedanken der positiven Investmentwirkung völlig ad absurdum. Diese Produkte funktionieren im Prinzip so, dass der Anbieter nicht wirklich die Aktien kauft, die im namensgebenden Index enthalten sind, sondern den Wert einfach nur berechnet. Tatsächlich hinterlegt kann dann zum Beispiel ein ganz normales Aktienportfolio sein, ohne jegliche ESG Auswahl. Solche Produkte haben ihre Berechtigung in schwer investierbaren Märkten, aber sind Unsinn, wenn es darum geht, sicherzustellen, dass das eigene Geld etwas Positives bewirkt.

Vier nachhaltige ETFs mit den sich laut Enke ein Basisdepot bauen lässt

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

 

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Hinweis: Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung. Die Geldanlage am Kapitalmarkt ist mit Risiken verbunden. Aus Wertentwicklungen in der Vergangenheit lässt sich nicht auf künftige Wertentwicklungen schließen.

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