Sven Rambau
07.04.2021

Rendite aus der Wundertüte Spac – das neue Zauberwort an den Börsen

Hedgefonds-Manager Bill Ackman
Hedgefonds-Manager Bill Ackman: Das Spektrum der Spacs reicht von der Mantelfirma „Pershing Square Tontine Holdings“ des bekannten Value-Investors bis hin zum „Lakestar Spac I“, initiiert vom Finanzinvestor Klaus Hommels
© IMAGO / Everett Collection

Fast wöchentlich gibt es Meldungen zu Spac-Gründungen, insbesondere in den USA boomt das Geschäft. Das Analysehaus Refinitiv hat für die ersten beiden Quartale 2020 weltweit 43 Spac-Deals gezählt. Im dritten Quartal waren es bereits 83.

Diese Entwicklung macht nicht nur prominente Investoren neugierig, sondern auch viele Privatanleger. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Geschäfte eine hohe Rendite angesichts beständig niedriger Zinsen versprechen. Höchste Zeit, um die Fragen zu beantworten: Was sind eigentlich Spacs und was hat es mit dem plötzlichen Boom auf sich?

Was sind Spacs?

Der Begriff Spac steht für „Special Purpose Acquisition Company“. Mit anderen Worten: Eine Mantelfirma, die das Ziel hat, andere Unternehmen zu übernehmen und anschließend an der Börse zu platzieren. Eine Spac produziert also weder etwas, noch bietet sie eine eigene Dienstleistung an.

Die Aktien dieser Gesellschaften werden meist zu überschaubaren Beträgen von etwa zehn US-Dollar das Stück angeboten. Das dabei eingesammelte Kapital steht dem Management der Spac dann zur Verfügung, um sich auf die Suche nach einem Unternehmen zu machen, das sie kaufen und in den Spac-Mantel überführen wollen. Ein Unternehmen mit einer Mantelfirma an die Börse zu bringen, ist dementsprechend eine Alternative zum klassischen Börsengang (IPO – Initial Public Offering).

Die Spac-Manager können sich mit ihrem Geschäftsabschluss dabei jedoch nicht endlos Zeit lassen. Meist beträgt die Frist, binnen der eine Übernahme der Wunschfirma in die Spac erfolgen muss, maximal zwei Jahre. Schafft das Management es in diesem Zeitraum, müssen zuerst die Investoren der Übernahme zustimmen. Stimmt die Mehrheit dafür, geht das Unternehmen in dem Spac auf und damit an die Börse. Gelingt in dieser Zeit allerdings kein Kauf, so erhalten die Spac-Anleger ihr Geld zurück. Auch Anleger, die mit dem ausgewählten Übernahmeobjekt nicht zufrieden sind, können ihre Anteile zurückgeben – allerdings nur zum Ausgabepreis, der häufig niedriger ist als der Kaufpreis.

Welche Chancen und Risiken bieten Spacs?

Für Unternehmen, die an die Börse wollen, dienen Spacs als Kapitalbeschaffungsmaßnahme. Da Investoren nicht auf umfangreichen Roadshows für Investments begeistert werden müssen, ist der Aufwand deutlich geringer als bei herkömmlichen Börsengängen. Somit sind auch die Kosten niedriger.

Für Anleger gibt es ebenfalls eine Reihe von Vorteilen, etwa eine höhere Transparenz. Das liegt daran, dass das Unternehmen, das letztlich übernommen werden soll, mehr Informationen als bei einem herkömmlichen Börsengang offenlegt. Zudem erscheint das Risiko für Anleger überschaubar. Wer mit einer geplanten Übernahme nicht einverstanden ist, kann seine Anteile zurückgeben. Gelingt es dem Spac-Management allerdings, innerhalb der Frist ein wachstumsstarkes Unternehmen zu übernehmen, können die Kurse immens steigen – und damit auch die Rendite der Anleger.

Und auch für die Initiatoren sind die Spacs aussichtsreich, weil sie für ihren Aufwand belohnt werden. In der Regel bekommen sie happige 20 Prozent des noch leeren Börsenmantels, ohne dafür selbst Geld in die Hand nehmen zu müssen.

Doch der Spac-Boom ist nichts für schwache Nerven, denn es bestehen gewisse Risiken durch die Gefahr von Übertreibungen und Rückschlägen. Investoren dürfen nicht vergessen, dass für die Milliarden US-Dollar, die in die Spacs fließen, auch ausreichend erfolgversprechende Investitionsziele vorhanden sein müssen. In anderen Worten: Wachstumsstarke Unternehmen, die sich im Idealfall unter ihrem tatsächlichen Wert kaufen lassen.

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Wovon hängt der Erfolg ab?

Der Erfolg einer Spac-Transaktion und damit auch die Rendite, die am Ende für Anleger interessant ist, steht und fällt mit dem Management. Das bedeutet: Expertise ist erforderlich, ebenso wie Erfahrung und eine gute Vernetzung im Zielmarkt. Zudem muss sich die Wahl der Branche mit den Interessen des Managements decken.

Investoren, die in einen Spac investieren, kaufen sich Anteile und wissen beim Börsengang nur, nach welchen Kriterien das zu kaufende Unternehmen ausgesucht wird – also aus welcher Branche es kommt und welchem Trend es folgt. Spac-Investoren geben dem Initiator quasi einen Blankoscheck, weshalb Spacs auch häufig unter dem Titel „Blankoscheck-Firmen“ laufen.

Dieses Prinzip kann mal besser und mal schlechter laufen: So vervierfachte sich der Kurs des von der Live Oak Acquistion Corp betriebenen Spac auf mehr als 39 US-Dollar, nachdem der Bioplastik-Pionier Danimer übernommen wurde. Ein bekannter missglückter Deal betrifft hingegen den Elektro-Lkw-Bauer Nikola. Nachdem das Unternehmen mit seinem Chef Trevor Milton 2020 an der Börse debütierte, zogen die Aktien zunächst auf die Überholspur. Doch dann gab es Betrugsvorwürfe und Shortseller-Angriffe. Schließlich zog sich auch der amerikanische Konzern General Motors von einer geplanten Beteiligung zurück. Woraufhin der Aktienkurs erneut an Boden verlor.

Trend erreicht Deutschland

Trotz aller Risiken scheinen mittlerweile auch in Deutschland manche Investoren auf lukrative Rendite-Möglichkeiten mittels Spacs zu hoffen. Im Februar 2021 konnte in Frankfurt erstmals nach gut zehn Jahren wieder ein Spac Premiere feiern: Der „Lakestar Spac I“, begeben vom Finanzinvestor Klaus Hommels. Das Spac-Management will ein europäisches Start-up aus den Bereichen Software as a Service (SaaS), Fintech, Transport und Logistik, Healthtech oder Deeptech übernehmen. Seit dem ersten Börsentag ist der Kurs des Spacs allerdings um etwa 12 Prozent gefallen.

Zusammengefasst: Bei Spacs handelt es sich um ein riskantes Geschäft. Anleger erwerben eine Wundertüte und müssen darauf vertrauen, dass das Management weiß, was es tut. Spacs sind damit eher Spekulation als Investment.

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