Experten

Fünf Wirtschaftsfaktoren, die Covid-19 dauerhaft verändert
2. Lockere Geldpolitik und Inflation

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank Christine Lagarde (Mitte) auf einer Pressekonferenz: Um ihre wachsenden Schulden zu finanzieren, sind Staaten auf Niedrigzinsen angewiesen © imago images / Xinhua
Doch wie finanziert man die ausufernden Staatsausgaben? Allein die Höhe der benötigten Hilfen ist noch nicht absehbar, denn es ist noch nicht einmal bekannt, wie lange Stützmaßnahmen der Regierungen überhaupt andauern müssen. Dabei ist die Lage bereits jetzt prekär: Die Staatsverschuldung ist schon heute auf Rekordhöhen und könnte in den G20-Industrienationen in diesem Jahr auf 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen. So lauten Schätzungen des Internationalen Währungsfonds.
„Zwar rechnen wir auf kurzfristige Sicht mit einer Deflation, geschaffen durch den Einbruch bei der Verbrauchernachfrage“, sagt Parbrook. Jedoch müssen die Regierungen ihre Ausgaben finanzieren – und dann dürfte die Versuchung groß werden, auf die Moderne Monetäre Geldtheorie zurückzugreifen, also Geld zu drucken. „Schlägt man diesen Weg ein, wird letztlich auch die Inflation zurückkehren, besonders wenn Gelddrucken mit finanzieller Repression und Kapitalverkehrskontrollen einhergeht“, so der Experte. Auch Steuererhöhungen seien unausweichlich – doch mit diesen lasse sich lediglich ein Teil der Staatsschulden begleichen.
„Für viele Investoren und Marktteilnehmer wird sich dieses Umfeld sehr merkwürdig anfühlen“, sagt Tedder. „In den vergangenen 20 Jahren war der Trend bei den Inflationserwartungen sehr einseitig: eine Abwärtsentwicklung bei den Zinssätzen und Renditen bei höheren Anleihekursen.“ Dies sei ein außergewöhnliches Experiment der Geldpolitik gewesen. „Doch wenn wir mit der Inflation richtig liegen, dann werden die Zinssätze in Zukunft anders aussehen“, betont der Investmentchef.