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Stimmen von Analysten zur britischen Parlamentswahl Big Ben tickt lauter

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Wahrscheinlichkeit eines harten Brexit nimmt zu

Doch was für ihn schwerer wiegt, ist das nun mit Sicherheit einsetzende Tauziehen um die Brexit-Verhandlungen. Mit Blick auf das politische Patt sieht Zahn eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass es zu einem harten „Brexit” kommt, weil der Ausstieg aus der Europäischen Union erfolgt, ohne dass die bislang geltenden und beim Brexit auslaufenden Handelsvereinbarungen neu verhandelt worden sind.

„Obwohl dieses Ereignis nicht unmittelbar bevorsteht, sollten wir uns daran erinnern, dass die Uhr tickt, bis zum Brexit-Termin sind es nur noch 20 Monate. Seit bereits vier Monaten laufen die Brexit-Verhandlungen und offiziell wurde noch nichts erreicht“, beklagt Zahn.

Hartwig Kos, Vize-CIO und Co-Head Multi-Asset Team bei SYZ Asset Management, pflichtet bei: Es bestehe jetzt nicht nur die größte Wahrscheinlichkeit für einen Rücktritt von Theresa May als Premierministerin. „Die größere Gefahr besteht allerdings darin, dass die Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU im Wesentlichen ohne feste Absprache enden könnten.“

Investoren dürften Risikoaufgelder einfordern

Howard Cunningham, Anleihen-Portfoliomanager bei Newton Investment Management, eine Boutique von BNY Mellon IM, blickt voraus: „Britische Staatsanleihen (Gilts) werden von der Flucht in stabile, hochwertige Assets zunächst profitieren. Mit der Wahrscheinlichkeit einer von den Konservativen angeführten Regierung könnten zumindest einige Zugeständnisse bei den Staatsausgaben notwendig werden, um auf diese Weise eine andere Partei als Juniorpartner für eine Regierungskoalition zu gewinnen. Dadurch würden jedoch die Gilt-Renditen sowie das Emissionsvolumen britischer Staatsanleihen ebenfalls nach oben getrieben werden. Außerdem würde eine eher instabile Koalitionsregierung dazu führen, dass die Investoren höhere Risikoaufgelder einfordern, so dass die Zinskurve britischer Staatsanleihen steiler werden sollte.“

Cunningham weiter: „Falls sich hingegen eine Labour-geführte Koalition abzeichnen sollte, würden die Gilt-Renditen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ansteigen. In diesem Fall hätten steigende Staatsausgaben nämlich ein höheres Emissionsvolumen britischer Staatspapiere zur Folge. Gleichzeitig würde ein rasanterer Anstieg der Mindestlöhne, der Lebenshaltungskosten sowie der Gehälter im öffentlichen Dienst auch für eine höhere Inflation sprechen – beides wäre für Anleihen negativ. Indexgebundene Gilts könnten sich vor diesem Hintergrund zwar besser entwickeln als konventionelle britische Staatsanleihen, würden Anlegern aber vermutlich trotzdem Verluste bescheren.“

Andrea Brasili, Senior Economist Global Asset Allocation Research bei Pioneer Investments, beziffert die Inflation Ende 2017 in der Spitze auf rund 3 Prozent, während der Durchschnittswert in 2017 bei 2,6 bis 2,7 Prozent liegen dürfte. Im Jahresverlauf 2018 erwartet Brasili eine ähnliche Inflationsrate. „Die konjunkturelle Entwicklung sollte 2017 um 1,8 Prozent zulegen und sich dann ab 2018 abschwächen.“

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