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Aktualisiert am 18.06.2020 - 13:48 Uhrin MärkteLesedauer: 5 Minuten

Strategische Asset-Allokation Deutschlands Wettbewerbsvorteil wird sich verstärken

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Gewinner und Verlierer der Krise

An den Aktienmärkten werde es Gewinner wie Verlierer geben, ist Melman überzeugt. Zudem erwartet er zwei strategische Veränderungen:

  1. Umschichtung und Konzentration: Auch innerhalb einzelner Branchen werden nicht alle Emittenten die Krise auf die gleiche Weise überstehen. Dies eröffnet beispiellose Möglichkeiten für die übrig bleibenden Unternehmen, da sie vergleichsweise einfach Marktanteile gewinnen und Preismacht durchsetzen können. Zudem werden Fusionen und Übernahmen in allen Sektoren zunehmen. Zu einer größeren Konsolidierung könnte es insbesondere im Einzelhandel, im US-amerikanischen Energiesektor und in der europäischen Automobilindustrie kommen.
  2. Schutz strategischer Kompetenzen: Zum Erhalt nationaler oder regionaler Souveränität werden bestimmte Funktionen unter besonderen Schutz gestellt. Hierzu zählt etwa das Gesundheitswesen oder Teile der Logistik. Die hierunter fallenden Unternehmen können besondere Prämien vereinnahmen.

Da mit der Wirtschaftskrise unweigerlich die Anzahl der Insolvenzen steige, sei bei Anleihen eine erhöhte Selektivität erforderlich. Zur Risikobegrenzung innerhalb unserer Portfolios unterziehen wir die Bilanzen der Unternehmen regelmäßigen Stresstest-Simulationen, so Melman. Wenn wir mit unserer Erwartung einer zunehmenden „Zombifizerung“ der Wirtschaft richtig liegen, wird die Emittentenanalyse im Bereich Unternehmensanleihen eine Schlüsselrolle spielen. Denn während einerseits die ausgeweiteten Spreads für höhere Renditen sorgten, komme es andererseits darauf an, Anleiheausfälle vorab zu erkennen und die betreffenden Titel zu umgehen.

Wandelanleihen als Schutz für das Depot

Eine ansonsten wenig im Blickpunkt stehende Anlageklasse verdient nach Ansicht des Experten jetzt besondere Aufmerksamkeit: Wandelanleihen haben die von ihnen erhoffte Konvexität perfekt unter Beweis gestellt. Nachdem sie in früheren Krisen enttäuscht hatten, sind sie in den letzten Jahren tendenziell knapper geworden, sodass im vergangenen März weniger von ihnen verkauft werden konnten. Daher werden wir die Bedeutung von Wandlern innerhalb unserer Portfolios jetzt überdenken.

Insgesamt hat Edmond de Rothschild Asset Management derzeit eine fast normale Gewichtung risikobehafteter Anlageklassen. Denn solange die Zunahme der Zentralbankbilanzen und der Wille der politischen Entscheidungsträger zur Unterstützung der Konjunktur stark bleiben, sollte sich aus der Wirtschaftskrise keine neue Finanzkrise entwickeln, erläutert Melman. Dies könne die Kurse der Wertpapiere weiter unterstützen.

Zunehmen dürfte nach Ansicht von Melman zukünftig die Differenzierung am Kapitalmarkt, da sich selbst innerhalb einzelner Segmente ebenso viele Chancen wie Risiken auftun werden. Aktives Management wird daher seine volle Bedeutung zurückgewinnen, erwartet er.

Megatrends in der Krise

Auch einige bereits existierende Trends dürften von der Corona-Krise verstärkt werden, ist der Experte von Edmond de Rothschild Asset Management überzeugt:

  1. Die Digitalisierung wird zunehmen, ebenso die Nutzung von Big Data-Technologien. Denn die Unternehmen werden sich weiterhin massiv technologisch fortentwickeln.
  2. Die Produktion wird regionaler aufgestellt.
  3. Die Gesundheitsausgaben werden steigen, was zu Fortschritten unter anderem bei der Impfstoff-Forschung und der Onkologie führen wird.
  4. Die Energiewende wird sich beschleunigen, da mit Konjunkturprogrammen für grüne Infrastruktur gerechnet werden kann (zum Beispiel Züge, alternative Energien oder Infrastruktur für Elektromobilität).

Unter dem Strich blickt Melman trotz der aktuellen Herausforderungen positiv nach vorn: Auch wenn das Marktpotenzial nicht besonders attraktiv aussieht, sind wir davon überzeugt, dass die Krise gute Chancen innerhalb der Anlageklassen bietet. Jetzt kommt es darauf an, diese zu nutzen.

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