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Aktualisiert am 03.06.2020 - 10:22 Uhrin MeinungenLesedauer: 6 Minuten

Studie zu den Dax30-Unternehmen „Wer Diversität verankert, performt besser“

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Auch beim Geschäft ist Daimler über gemischte Teams offenbar ein Erfolg gelungen …

Roth: Als Daimler seine Horizonte, weit über die Gender-Thematik hinaus, ausgedehnt hat, entdeckte das Unternehmen auch ein riesengroßes Kundensegment mit körperlicher Behinderung. Diese Zielgruppen wollen mobil sein und benötigen größere, kostenintensivere Autos. Man muss sie mit neuen Produkten allerdings auch anders adressieren, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Darin steckt ein Riesenpotenzial.

Wie steht es denn um die Schlusslichter Ihrer Studie?

Roth: RWE und Heidelberg Zement sind die einzigen beiden DAX30-Unternehmen, die sich ein Null-Prozent-Ziel für einen divers besetzen Vorstand gesteckt haben. Das ist aus Investorenperspektive inakzeptabel. Denn ohne Diversität sind weder eine gute Performance noch Lösungen zu erwarten. Wir als Investoren werden einerseits unser Stimmrecht in der Hauptversammlung und andererseits unseren mit anderen Investoren gebündelten Einfluss geltend machen, damit Unternehmen wie RWE und Heidelberg Zement künftig bereit sein werden sich diesbezüglich zu verändern.

Was ist besser für die Diversität: staatliche Regulierung oder Selbstregulierung?

Roth: In Großbritannien gibt es keine staatlich verordnete 30-Prozent-Vorgabe für den Aufsichtsrat wie in Deutschland. Es haben sich aber viele CEOs in Top-Unternehmen selbst zu mehr Diversität verpflichtet. Entsprechend weiter ist das Vereinigte Königreich hier gegenüber Deutschland. Ein gutes Beispiel für den noch ausbaufähigen Stand bei der Selbstverpflichtung in Deutschland ist die aktuelle Geschlechterverteilung bei den Vorständen im DAX30: Lediglich Beiersdorf hat sich auf Level eins und zwei unterhalb des Vorstands bis 2022 zu mehr Diversität verpflichtet. Solche Ziele sind für den Vorstandsnachwuchs enorm wichtig. Da wir jedoch 2019 immer noch relativ wenig Fortschritte durch Selbstverpflichtungen sehen, ist Regulation nun wohl definitiv angebracht.

Diversität dreht sich um weit mehr als um Gender-Fragen. Welche weiteren Themen werden Sie künftig mit Ihrer Studie adressieren?

Roth: Der Umgang mit unterschiedlichen Generationen in den Unternehmen führt zu einer unglaublichen Disruption. Arbeiten mehrere Generationen vom Früh-20er bis hin zum 60-plus-Mitarbeiter Hand in Hand in der Produktion und im Management, macht das auch unterschiedliche Erwartungen an Arbeit, Arbeitszeit, Kommunikation und Technologie sichtbar. Weil sich die Lebensarbeitszeit verlängern wird und lebenslanges Lernen einen immer höheren Stellenwert einnimmt, wird sich unsere Arbeit künftig auch noch viel mehr dem intergenerationellen Management widmen.

Über Nina Roth und BMO Global Asset Management

Nina Roth ist Director für verantwortliches Inverstieren bei BMO Global Asset Management, weltweiter Anlageverwalter mit Büros in 14 Ländern und Anlagezentren in Toronto, Chicago, London und Hongkong. In ihrer Position bringt Roth unter anderem ihr Know-how zu europäischen Schlüsselmärkten, ESG-Analysen und -Engagement in unterschiedlichen Branchen ein. BMO Global Asset Managemen hat die Prinzipien der Vereinten Nationen für verantwortliche Investitionen (UNPRI) mitunterzeichnet und ist Teil der BMO Financial Group, eines nordamerikanischen Finanzdienstleisters mit einem Gesamtvermögen von rund 830 Milliarden CDN.

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