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Aktualisiert am 09.09.2022 - 11:22 Uhrin Stolls FondsreisenLesedauer: 7 Minuten

Stolls Fondsreisen Südkorea: Vom Ackerland zum High-Tech-Tiger

Trotz widriger Bedingungen konnte sich Südkorea in nur vier Jahrzehnten aus der Armut befreien und zu einem modernen High-Tech-Land aufsteigen
Trotz widriger Bedingungen konnte sich Südkorea in nur vier Jahrzehnten aus der Armut befreien und zu einem modernen High-Tech-Land aufsteigen | Foto: Montage: der fonds

Südkoreas Hauptstadt Seoul sorgt mit ihren Wolkenkratzern und Neon-Reklamen bei Besuchern schnell für Reizüberflutung. Mit fast 25 Millionen Menschen hat die Metropole sieben Mal so viele Einwohner:innen wie Berlin.

Besonders hip ist das Viertel Gangnam, das Beverly Hills von Seoul. Luxus, Lifestyle, Schönheitskliniken und Nachtklubs – Hier tobt das Leben. K-Pop-Rapper Psy hat den Stadtteil mit seinem Hit „Gangnam Style“ weltweit berühmt gemacht. In den vergangenen Jahrzehnten ist die asiatische Halbinsel zur viertgrößten asiatischen Volkswirtschaft und somit zu einer der größten Wirtschaftsnationen der Welt aufgestiegen.

Nach 1945: Beispiellose Industrialisierung Südkoreas

Nach der Befreiung aus der japanischen Herrschaft im Jahr 1945 wurde Korea in einen von den

Sowjets besetzten kommunistischen Norden und einen kapitalistischen Süden getrennt. Damals war der Norden reich, denn die Bergbau- und Schwerindustrie konzentrierte sich um Pjöngjang, der Hauptstadt des heutigen Nordkoreas.

Im bäuerlich geprägten Süden herrschte dagegen bis in die 70er-Jahre bittere Armut. Militärdiktator Park Chung Hee, der das Land mit eiserner Faust regierte, nutzte in den 60er-Jahren japanische Reparationszahlungen und Hilfsgelder der USA und wandelte Südkorea nach und nach von einem Agrar- zum Industriestaat. Die Regierung konzentrierte sich auf einige wenige Firmen aus unterschiedlichen Sektoren und formte aus kleinen Betrieben breit aufgestellte und zumeist familiengeführte Mischkonzerne. Die im koreanischen „Jaebeol“ genannten Konglomerate prägen die Wirtschaft bis heute maßgeblich.

Großkonzerne wie Samsung, LG und Hyundai haben in Seoul ihren Hauptsitz und machen jedes Jahr Umsätze in dreistelliger Milliardenhöhe.

Präsidentschaftswahlen in Südkorea am 9. März

Südkorea ist erst seit 1987 eine Demokratie. Die Bürger:innen wählen am 9. März ihren neuen Präsidenten. Die fünfjährige Amtszeit von Staatschef Moon Jae-In endet. In Umfragen liegen der Demokrat Lee Jac Myung und der konservative Yoon Suk Yeol fast gleichauf. Der Wunschkandidat des Westens ist zweifellos der konservative Yoon, der sich in Interviews immer wieder klar für eine Sicherheitsallianz und die Vertiefung wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Westen ausspricht.

Was der Politik Sorgen bereitet, ist ähnlich wie in Japan die Überalterung der Gesellschaft. Dank eines funktionierenden Gesundheitssystems und des hohen Lebensstandards steigt die Lebenserwartung schneller als die Geburtenrate. So bekommen südkoreanische Eltern im Schnitt nur ein Kind, während der weltweite Durchschnitt bei rund 2,4 Kindern liegt. Eine echte Lösung hat die Politik nicht.

Südkorea investiert massiv in Schlüsseltechnologien

Doch sei es, wie es sei: Die Regierung unternimmt viel, um die Wirtschaft zu stützen. Das bestätigt Peter Neumeier, Österreichs Honorarkonsul von Südkorea im Gespräch mit dem Magazin Chefinfo: „Der wirtschaftliche Erfolg hängt mit der staatlichen Unterstützung der großen Unternehmen zusammen. In der Automobilindustrie wurden die Koreaner anfangs belächelt, heute zählen sie zu den technologischen Vorreitern. Ähnliches sieht man auch in der Unterhaltungselektronik.“

Der Wert der Exporte des wichtigsten Industriezweigs, der Halbleiter-Produktion, soll durch Investitionen von 450 Milliarden US-Dollar von heute 100 Milliarden auf 200 Milliarden bis ins Jahr 2030 verdoppelt werden. Der Chip-Boom und die kaum zu stillende weltweite Nachfrage nach Halbleitern haben Südkoreas Wirtschaftswachstum kräftig angekurbelt. Das Bruttoinlandsprodukt legte im vierten Quartal 2021 um 4,2 Prozent zu. Für das Gesamtjahr 2022 rechnen Experten mit ähnlichen Zahlen.

Das Aktienbarometer, der KOSPI-Composite Index, ist seit seinem Hoch im Juni 2021 bei 3305 Punkten hingegen auf aktuell 2750 Punkte gesunken. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 erscheint die südkoreanische Börse, die ihren Sitz in der drei Millionen Einwohner großen Hafenstadt Busan hat, günstig. Zum Vergleich: Aktien der US-amerikanischen Technologiebörse Nasdaq werden mit einem KGV von 30 gehandelt und sind damit deutlich teurer. 

Samsung Electronics: Breit aufgestellter südkoreanischer Tausendsassa

Ein Grund für das schlechte Abschneiden ist die Entwicklung des Börsenschwergewichts Samsung Electronics. Der Konzern macht ein Drittel der Marktkapitalisierung des KOSPI aus. Seit Anfang 2021 ist die Aktie des Tech-Riesen um rund 30 Prozent gesunken. Durch die extrem hohe Gewichtung belastet das den gesamten Index. Auf Sicht der vergangenen zehn Jahre hingegen vervierfachte sich der Wert der Aktien des Tausendsassas.

Die meisten Menschen hierzulande dürften mit Samsung Computer, Smartphones, Digitalkameras, Drucker, TV-Geräte und Waschmaschinen verbinden – alles Produkte, bei denen der Konzern zu den Weltmarktführern zählt. Aber auch im Chip-Geschäft gehört das Unternehmen zu den größten seiner Zunft. Neben Intel und Taiwan Semiconductor ist Samsung führender Player mit leistungsfähiger, eigener Chipfertigung.

Trotz aller Erfolge ist der Status des Landes umstritten: Während MSCI den Tigerstaat als Schwellenland einstuft, ist Südkorea bei Indexanbieter FTSE bereits seit Jahren im Club der Industrienationen angekommen. Wer an der koreanischen Erfolgsstory teilhaben möchte, dem stehen jeweils unterschiedliche ETFs und aktive Fonds zur Auswahl.

Mit ETFs dem südkoreanischen Index folgen

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Bewährt hat sich der HSBC MSCI Korea Capped UCITS ETF (ISIN: IE00B3Z0X395). Der Erfolg des ausschüttenden ETFs steht und fällt natürlich mit der Entwicklung von Samsung Electronics: Der Konzern nimmt ein Gewicht von mehr als 33 Prozent im ETF ein.

Wettbewerber SK Hynix folgt an zweiter Position. Der Chip-Konkurrent plant mit über 200 Milliarden US-Dollar seine vorhandenen Werke in den nächsten Jahren massiv auszubauen. Der größte Sektor ist die IT-Branche (45 Prozent). Auf Platz 2 und 3 folgen Telekommunikationsdienstleister mit 10,6 Prozent und zyklische Konsumgüter mit 9,6 Prozent. Die Kosten des ETFs liegen bei 0,5 Prozent.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Im Vergleich zum Franklin FTSE Korea UCITS ETF (ISIN: IE00BHZRR030) ist das kein Schnäppchen. Die Gesellschaft aus dem kalifornischen San Mateo bietet seit 2019 passive Anlagelösungen zu extrem niedrigen Gesamtkostenquoten an, die durchschnittlich 70 Prozent günstiger sind als konkurrierende Produkte.

So kostet der Korea-ETF lediglich 0,09 Prozent und richtet sich vor allem an preisbewusste Investor:innen.  

Den Index deklassiert: Der aktive Fonds JPM Korea Equity

Ayaz Ebrahim, J.P. Morgan

Eine aktive Alternative wird von Ayaz Ebrahim gemanagt. Ebrahim kam im September 2015 zu JP Morgan. Zuvor arbeitete er bei Amundi Hongkong, wo er mehr als fünf Jahre lang als Chefanlagestratege für Aktien aus Asien (ohne Japan) tätig war. Seine Karriere begann er bereits 1991.

Der von ihm und John Cho von Hongkong aus verwaltete JPM Korea Equity (ISIN: LU0301634860) erwirtschaftete in den vergangenen fünf Jahren ein Plus von 60 Prozent (10,1 Prozent p.a.). Vergleichbare ETFs erwirtschafteten lediglich halb so hohe Renditen. Im Zehn-Jahres-Zeitraum gehört die Korea-Strategie des US-amerikanischen Fondsanbieters ebenfalls zur Spitzengruppe im Sektor (Plus 95 Prozent, 6,8 Prozent p.a.).

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Um die besten Unternehmen zu finden, vertrauen die von Citywire mit Triple AAA ausgezeichneten Manager auf einen fundamentalen Bottom-Up-Ansatz mit hohem Überzeugungsgrad. Gegenüber dem KOSPI ist das Portfolio deutlich ausgewogener aufgestellt. So ist der im Index dominierende Tech-Sektor rund 15 Prozentpunkte niedriger gewichtet (23 Prozent), die Chemieindustrie dagegen mit fast 6 Prozentpunkten übergewichtet.

Samsung (9,7 Prozent) spielt nach SK Hynix (10 Prozent) nur die zweite Geige. Um Anleger vor überdurchschnittlichen Risiken zu schützen, dürfen Aktiv-Manager laut OGAW-Richtlinie nicht mehr als zehn Prozent in Aktien einzelner Unternehmen investieren. Eine weitere Top-Position ist Naver (5,4 Prozent), ein südkoreanisches Internetportal. Die Firma ist Marktführer unter den Suchmaschinen in Südkorea. Darüber hinaus gehören ein Kartendienst, Hörbücher und ein Onlineshop zum Internetkonzern.

Rare Alternativen für Südkorea-Fans

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Die Alternativen zum JP-Morgan-Fonds sind rar gesät. Der älteste Fonds der Kategorie ist der 1992 aufgelegte Baring Korea Trust (ISIN: GB0000840719).

Die durchschnittliche jährliche Rendite des von Soo Hai Lim gemanagten Fonds liegt bei mehr als 7 Prozent seit Auflage.

Einige aktiv gemanagte Fonds sind hingegen in den vergangenen Jahren von der Bildfläche verschwunden. So wurden die Fonds von Franklin Templeton oder Fidelity geschlossen beziehungsweise mit anderen Asien-Portfolios verschmolzen.

Wissenswertes über Südkorea:

  • Einwohner: 51,8 Millionen
  • Fläche: 100.210 km²
  • Hauptstadt: Seoul
  • Amtssprache: Koreanisch
  • Leitbörse: Korea Exchange in Busan
  • Leitindex: KOSPI
  • Währung: Won
  • Pro-Kopf-Einkommen: 35.000 US-Dollar/Jahr

Hinweis: Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung. Die Geldanlage am Kapitalmarkt ist mit Risiken verbunden. Aus Wertentwicklungen in der Vergangenheit lässt sich nicht auf künftige Wertentwicklungen schließen. Stand der Fonds-Daten: 04. März 2022.

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