Sven Lindner
28.02.2022

Krieg in der Ukraine Swift-Ausschluss: Das sind die Folgen der verschärften Sanktionen gegenüber Russland

Russische Zentralbank
Russische Zentralbank: Um den massiv unter Druck geratenen Rubel zu stützen wurde der Leitzins in Russland von 9,5 auf 20 Prozent erhöht
© Imago Images / ITAR-TASS
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Zentralbank und Swift: Während der russische Angriffskrieg in der Ukraine weitergeht, dreht sich die Sanktionsspirale. Die Europäische Union hat Geschäfte mit der russischen Notenbank verboten und deren Vermögenswerte in Europa eingefroren. Davon betroffen ist rund die Hälfte der russischen Finanzreserven, wie die Zeit unter Berufung auf EU-Chefdiplomat Josep Borrell berichtet. Man wolle der Zentralbank die Möglichkeit nehmen, ihre Guthaben international einzusetzen, wird EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen zitiert. Am Montag gab die Schweiz bekannt, sich den EU-Sanktionen anzuschließen.

Für die russische Zentralbank wird es dadurch schwerer, über Devisenverkäufe die Landeswährung Rubel zu stützen. Als Reaktion auf die neuen Sanktionen stürzte der Rubel ab und verlor gegenüber dem US-Dollar 40 Prozent. Die Notenbank reagierte darauf mit einer Erhöhung des Leitzinses von 9,5 auf 20 Prozent und Kapitalverkehrskontrollen. Medien berichten von langen Schlangen vor russischen Banken.

Russische Banken von Swift ausgeschlossen

Darüber hinaus sollen ausgewählte russische Banken vom Bankenkommunikationsnetz Swift ausgeschlossen werden, einer Art „WhatsApp für Banken“. Swift nutzen mehr als 11.000 Banken, Börsen und Finanzdienstleister weltweit. Jeden Tag werden darüber 5 Billionen US-Dollar angewiesen. Der Ausschluss von Swift gilt als härtestes Instrument, wenngleich Energielieferungen ausgenommen sind. Davon abgesehen sind die betroffenen Banken vom internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten.

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Swift-Ausschluss: Parallelen zur Finanzkrise im Westen?

Georg von Wallwitz, Eyb und Wallwitz

Georg von Wallwitz, Gründer und Lead Portfoliomanager der Fondsgesellschaft Eyb & Wallwitz, zieht einen Vergleich zur Situation im Westen während der großen Finanzkrise: „Im September und Oktober 2008, während der großen Finanzkrise, gab es Momente, in denen das westliche Bankensystem aufgehört hat zu funktionieren. Alles drohte stillzustehen, weil niemand mehr Waren liefern wollte, solange die Bezahlung unsicher war. Unternehmen hatten Probleme, die Löhne auszuzahlen, weil ihre Hausbanken nicht mehr auf Überziehungskredite zugreifen konnten. Und so weiter. Ein solches Szenario des völligen Stillstands in Russland ist die beste Hoffnung der Ukraine.”

Die Solvenz von Banken hänge ganz entscheidend davon ab, ob sie in einem System von Kreditinstituten verankert sind, über das sie die Schwankungen in den Geldströmen ausgleichen können. „Wenn Banken nicht mehr oder kaum noch in ein solches System eingebunden sind, stellt sich schnell die Frage nach ihrer Solvenz."

Wallwitz persönlich hätte sein Geld „ungern in einer Bank, die nicht im Swift-System ist“. Er würde so schnell wie möglich sein Geld abziehen und versuchen, es in Dollar oder Yen oder eine andere Währung zu tauschen – raus aus dem Rubel. „Hoffentlich verstehen genügend Russen, was passiert, und es kommt zu einem Bank Run.”

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Kann die russische Zentralbank noch helfen?

Zu den Sanktionen gegen die Zentralbank sagt Wallwitz: „Die Folgen sind schwer abzuschätzen, aber wir leben seit letzter Woche in einer Zeit, in der Risiken eingegangen werden müssen. Ziel ist es, die erheblichen russischen Währungsreserven, die offensichtlich in Vorbereitung auf den Krieg aufgebaut wurden, zu neutralisieren.“ Ob und wie lange die russische Zentralbank dem heimischen Bankensystem noch aushelfen könne, wenn sie selbst sanktioniert ist, werde man sehen. „Es ist aber richtig, die Zentralbank ins Visier zu nehmen, um die Maßnahmen gegen die Geschäftsbanken effektiver zu machen.”

Belastung für die deutsche Wirtschaft

Michael Holstein, DZ Bank

Die verschärften Sanktionen könnten aber nicht nur Russland empfindlich treffen, sondern auch die deutsche Konjunktur belasten. „Für Deutschland werden die wirtschaftlichen Folgen damit schwerwiegender sein als es noch letzte Woche absehbar war“, sagt Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Inflationsrate aufgrund sehr hoher Energiepreise in den nächsten Monaten noch weiter ansteigt.“ Ein Rückgang unter die Vier-Prozent-Marke im Jahresdurchschnitt 2022 scheine damit nur noch schwer vorstellbar.

Die für das Frühjahr erwartete wirtschaftliche Erholung dürfte nach Ansicht Holsteins schwächer ausfallen als bislang angenommen. „Die hohe Teuerungsrate belastet die Kaufkraft der privaten Haushalte und lässt die Kosten der Unternehmen ansteigen. Zudem werden auch die sanktionsbedingten Einschränkungen im Außenhandel das Wirtschaftswachstum Deutschlands dämpfen.“

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