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Telemedizin als Anlagechance Wachstumsspritze für das Depot

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Weltweiter Anstieg der Nutzerzahlen erhöht Bewusstsein

Die Vorteile von Telemedizin haben dazu geführt, dass die Nutzerzahlen angestiegen sind: Einer Studie der Harvard Medical School zufolge stieg der Einsatz von Telemedizin in der breiten, kommerziell versicherten Bevölkerung von 0,02 Konsultationen pro 1000 Versicherte im Jahr 2005 auf 6,57 Konsultationen 2017.

Einen zusätzlichen Katalysator bildete die Covid-19-Pandemie. Während des Coronavirus-Ausbruchs in China Anfang 2020 erlebten die führenden lokalen Anbieter telemedizinischer Lösungen – Ping An Good Doctor, Alibaba Health und WeDoctor – rasant steigende Nutzerzahlen. Als die Pandemie sich in den USA ausbreitete, sprengten die Gesamtaufrufe von Teladoc im ersten Quartal 2020 die Zwei-Millionen-Marke. Dies entspricht einem Zuwachs von fast 90 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Mit den steigenden Nutzerzahlen verbreitete sich dank Mundpropaganda, Presse und sozialen Medien auch das Wissen um die Vorteile der Telemedizin. Das ließ wiederum die Nutzerzahlen weiter in die Höhe schnellen.

Krise könnte Wendepunkt in Bezug auf Deregulierung auslösen
Trotz der zunehmenden Beliebtheit von Telemedizin haben die politischen Entscheidungsträger lange gezögert, ihr denselben Status einzuräumen wie persönlichen Arztbesuchen. Einer der Gründe dafür war die Sorge, dass es zu Fehldiagnosen oder zur Verschreibung ungeeigneter Medikamente kommen könnte. Mit Covid-19 änderte sich dies jedoch. Ob in den USA, Japan oder China – während der Pandemie wurden herrschende Einschränkungen rasch und teils sogar dauerhaft aufgehoben.

Dies dürfte die politischen Entscheidungsträger dazu veranlassen, die Integration der Telemedizin in das allgemeine Gesundheitswesen nachdrücklicher zu verfolgen, denn die Digitalisierung birgt ein großes Potenzial: die Senkung der Gesundheitskosten, ohne bei der Patientenzufriedenheit Abstriche machen zu müssen. Bereits die niedrigeren Fixkosten und der geringere Verwaltungsaufwand für Arztpraxen könnten zu hohen Einsparungen beitragen. Wahrscheinlich würden diese Vorteile letztlich in Form geringerer Zuzahlungen und Selbstbehalte an die Patienten weitergereicht, also schlussendlich zu einer bezahlbareren Gesundheitsversorgung führen.

Weltweite Anwendbarkeit

Während das US-Gesundheitssystem einzigartig ist, setzen die meisten Länder bei der Gesundheitsversorgung heute auf eine Kombination aus einer Einheitskasse und hybriden privaten und/oder staatlichen Anbietern. Das VPC-Modell eignet sich jedoch ebenso für Länder mit Einheitskasse wie für Länder mit eingeschränkter persönlicher Grundversorgung wie etwa China, wo ein Mangel an Hausärzten herrscht.

Im Falle Japans, wo die meisten Kliniken noch auf der Grundlage von Papier und Fax organisiert werden, dürfte die Telemedizin Gesundheitsversorgern zudem den Sprung ins digitale Zeitalter erleichtern: mithilfe elektronischer Patientenakten nach dem Prinzip „Software as a Service“ (SaaS). Immer mehr Anbieter in den öffentlichen und privaten Gesundheitssystemen erkennen das Potenzial der virtuellen Gesundheitsversorgung und suchen aktiv den Dialog mit großen Telemedizin-Unternehmen, um den Wandel der medizinischen Versorgung entweder als Quasi-Outsourcing-Modell oder im Rahmen von Technologie-Lizenzen zu fördern.

Entscheidungsgrößen für Gewinner: Marke, Kompatibilität und Datenschutz

Sollte die virtuelle medizinische Grundversorgung tatsächlich zum ersten Anlaufpunkt bei der Massenversorgung werden, dürften jene Anbieter zu den Gewinnern zählen, die zu diesem Zeitpunkt über einen starken, bei Verbrauchern bekannten Markennamen verfügen, der Vertrauenswürdigkeit vermittelt, und die sich auf reibungslos funktionierende Benutzererfahrungen stützen.

Die VPC-Plattform sollte zudem mit den weiteren IT-Systemen des jeweiligen Gesundheitssystems kompatibel sein, reibungslose Datenströme ermöglichen und gleichzeitig im Einklang mit den Datenschutzbestimmungen der unterschiedlichen Rechtssysteme stehen. Daher dürften Unternehmen im Vorteil sein, die bereits in der Vergangenheit auf Digitalisierung und cloudbasierte Anwendungen gesetzt haben. Potenzielle Gewinner müssen darüber hinaus starke Verkaufskompetenzen gegenüber den verschiedenen Interessensgruppen des Gesundheitssystems aufweisen, das heißt gegenüber Arbeitgebern (im Falle der USA), Zahlungspflichtigen, Anbietern und Verbrauchern.

Traditionellen Wirtschaftszweig skalierbar machen

Das Gesundheitswesen ist traditionell eine lokal geprägte, fragmentierte Branche, die durch die erforderliche physische Nähe von Patient und Anbieter Einschränkungen unterliegt. Die medizinische Grundversorgung, die für die Patienten die erste Anlaufstelle im Gesundheitssystem ist, bietet nur begrenzte Skaleneffekte. Die virtuelle medizinische Grundversorgung verspricht, diesen traditionellen Wirtschaftszweig skalierbar zu machen, indem das Konzept der Distanz neu definiert und der Verwaltungsaufwand für Ärzte gesenkt wird – ganz zu schweigen von der Möglichkeit die Kosten zu reduzieren, die mit dem Betrieb einer physischen Praxis einhergehen.

Telemedizin und die Vision einer umfassenden virtuellen Gesundheitsversorgung haben unserer Meinung nach das Potenzial, das bestehende Gesundheitssystem grundlegend zu verändern und Patienten auf einzigartige Weise zu vernetzen und zu versorgen – und zwar nutzerfreundlich und effizient.

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