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Aktualisiert am 25.03.2022 - 17:17 Uhrin Stolls FondsreisenLesedauer: 8 Minuten

Stolls Fondsreisen Touchdown für US-Aktien?

Am Wochenende ist Super Bowl – Zeit für einen Abstecher in die USA
Am Wochenende ist Super Bowl – Zeit für einen Abstecher in die USA | Foto: Montage: der fonds

Fast eine Milliarde Menschen weltweit verfolgen in der Nacht von Sonntag auf Montag unserer Zeit den Super Bowl, das Finale der US-amerikanischen Football-Profiliga NFL. Ob dabei vor allem außerhalb der USA wirklich der Sport im Zentrum steht oder eher die Gesellschaft, Snacks und die Halbzeitshow, lassen wir mal dahingestellt. 

Wie alle Football-Begeisterten fiebern auch Anleger:innen dem Ergebnis entgegen. Und zwar nicht nur aus sportlicher Hinsicht: Es gibt einen Börsenindikator mit einer erstaunlich hohen Trefferquote. Mitte der 70er-Jahre erfand die New York Times den Super-Bowl-Indikator, der Aufschluss über die zukünftige Entwicklung am US-Aktienmarkt geben soll. Je nachdem, welche Mannschaft gewinnt, steigen oder fallen die Aktienkurse im weiteren Jahresverlauf.

Super Bowl als Indikator für den US-Aktienmarkt

So sieht die steile These aus: Gewinnt ein Team der National Football Conference (NFC), steigen die Kurse. Gewinnt die Trophäe das Team der American Football Conference (AFC), soll das auf fallende Kurse hindeuten. In den bisherigen Begegnungen lag die Trefferquote bei einem Sieg der NFC-Mannschaft bei erstaunlichen 84 Prozent und einer durchschnittlichen Jahresperformance von 9,86 Prozent.

Anleger:innen sollten den statistischen Auffälligkeiten nicht allzu viel Gewicht beimessen. Finanzmathematische oder wissenschaftliche Zusammenhänge dürften ausgeschlossen sein. Aber ein interessanter Fun-Fact ist es allemal! Und gleichzeitig eine gute Gelegenheit, um einen Blick nach Übersee zu werfen. Denn nach wie vor hat eine oft bemühte Metapher Gültigkeit: „Wenn Amerika niest, bekommt der Rest der Welt einen Schnupfen.“

Weiteres Potenzial für US-Aktien

Die größte Volkswirtschaft der Welt ist viel zu wichtig, um sie zu ignorieren. Apple, Amazon oder Microsoft sind nur einige Beispiele, die zeigen: Die großen Börsenstars der vergangenen Jahrzehnte kommen allesamt aus den USA. Hier herrscht eine ausgeprägte Aktienkultur mit dynamischen, innovativen und oft marktbeherrschenden Firmen.

Das spiegelt auch die historische Wertentwicklung am US-Aktienmarkt wider. Während der Nasdaq 100 seit seinem Start im Oktober 1985 bis heute rund 12.700 Prozent zulegte, erreichte der Dax im selben Zeitraum gerade einmal ein Plus von rund 1.170 Prozent. Auch für das aktuelle Börsenjahr scheinen die Aussichten trotz Holperstart gut: In ihrer neuesten Markteinschätzung zeigen sich die Analysten der US-Investmentbank JP Morgan zuversichtlich für eine weitere Erholung am US-Aktienmarkt. „Wir glauben, dass US-Aktien immer noch Aufwärtspotenzial bieten und der Zyklus noch lange nicht vorbei ist“, schreiben die Strategen in ihrer Mitteilung vom 7. Februar. Till Budelmann, Fondsmanager des Bergos US Equities (ISIN: LU0534928600), sieht in den USA weiterhin das größte Aufwärtspotenzial: „Wir rechnen hier mit einem besonders hohen Gewinnwachstum“, schreibt der Experte in seinem jüngsten Kommentar.

Die US-Wirtschaft zusätzlich stützen und die Aktienkurse treiben könnte das Infrastrukturpaket von US-Präsident Joe Biden. So will der Demokrat die Umweltpolitik stärker in den Fokus rücken. Geplant sind beispielsweise Investitionen in Höhe von 400 Milliarden US-Dollar in energie- und klimabezogene Forschung und Entwicklung. Im November hat der US-Kongress nach monatelangem Ringen ein großes Investitionsprogramm beschlossen. Vorgesehen sind über die nächsten Jahre rund 550 Milliarden US-Dollar (476 Milliarden Euro) an neuen Investitionen in die Infrastruktur.

Inflationssorgen: US-Fonds mit Technologiefokus unter Druck

Das Marktumfeld ist allerdings geprägt von Inflationssorgen. Zuletzt betrug die Teuerung auf Sicht eines Jahres sieben Prozent. Für die Märkte ist das wohl der größte Unsicherheitsfaktor. Insgesamt drei Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal Reserve werden erwartet, so dass der Leitzins bis zum Jahresende auf insgesamt ein Prozent steigen könnte.

Gefragt waren jüngst vor diesem Hintergrund defensive Aktien. So stiegen die Kurse von Finanztiteln, die von einer steileren Zinskurve profitieren. Die Papiere der Bank of America beispielsweise verteuerten sich in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 60 Prozent. Vor allem bei Tech-Konzernen hinterließ die Aussicht auf eine Straffung der Notenbankpolitik hingegen tiefrote Spuren in den Aktienkursen. Entsprechende US-Fonds gerieten dementsprechend stark unter Druck.

Mutige Anleger:innen können den Tech-Schreck nutzen und Innovation preiswerter nachkaufen. Schließlich notieren Wachstumsportfolios bis zu 30 Prozent tiefer als noch vor wenigen Monaten. Um nun den Bogen zur Super-Bowl-These zu schlagen: Bei einem Sieg der Los Angeles Rams (NFC) könnten wachstumsstarke Portfolios laut Interpretation des Indikators in Zukunft wieder besser abschneiden.

Flaggschiff für US-Wachstumsaktien: Morgan Stanley US-Growth Fund A (USD)

Zu den größten Verlierern auf Sicht eines Jahres gehört der Morgan Stanley US Growth (ISIN: LU0073232471). Allein in den vergangenen drei Monaten verbilligte sich der auf Wachstum getrimmte Klassiker um ein Drittel. Aufgelegt wurde der Fonds im Februar 1997. Fondsmanager Dennis Lynch und sein 13-köpfiges Team von Counterpoint Global konzentrieren sich auf Innovationen und Technologien von morgen. IT-Werte wie Snowflake, Shopify oder Cloudflare sind Top-Positionen im fast sieben Milliarden US-Dollar schweren US-Flaggschifffonds.

Gemessen an klassischen Bewertungskennzahlen wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis waren die Titel vor dem Absturz Mitte November allesamt sehr teuer und werden in Zeiten von Inflation und strengerer Notenbankpolitik von Anleger:innen über Bord geworfen.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

„Wir sind der Meinung, dass der Ausverkauf durch eine breite Rotation aus solchen Titeln angetrieben wurde, und nicht durch unternehmensspezifische Fundamentaldaten, die in den meisten Bereichen des Portfolios weitgehend robust blieben“, kommentiert Lynch das Geschehen in seinem aktuellen Ausblick.

Zuletzt nutzte er die Gunst der Stunde und stockte einige Positionen auf, deren Fundamentaldaten seiner Meinung zufolge unverändert intakt sind. Über die Langstrecke gehört der Fonds trotz der scharfen Korrektur zu den besten Wachstums-Portfolios. Seit Auflage besticht er mit einem Plus von mehr als 850 Prozent, das sind mehr als 8 Prozent p.a.

Alternativen, die einen Blick wert sind:

Seilern America USD UR: (ISIN: IE00B1ZBRN64)

  • Wertentwicklung: 133 Prozent (5 Jahre), 467 Prozent (10 Jahre)
  • Top-Holdings: Alphabet (7,3 Prozent), Mastercard (6,7 Prozent), Adobe (6,2 Prozent)

JPM US Growth A (dist) USD: (ISIN: LU0119063898)

  • Wertentwicklung: 168 Prozent (5 Jahre), 435 Prozent (10 Jahre)
  • Top-Holdings: Apple (9,2 Prozent), Microsoft (9,1 Prozent), Alphabet (7,4 Prozent)

US-Value-Werte für schwierige Zeiten: Davis Value Fund A

Machen beim Super Bowl die Cincinnati Bengals aus der AFC das Rennen, könnten Value-Werte besser abschneiden. Jahrelang waren an der Börse fast ausschließlich Wachstumstitel gefragt. Doch in der laufenden Korrektur hielten sich Value-Titel vergleichsweise stabil. Viele Firmen, die noch kein Geld verdienen, haben ihren Bewertungsbonus verloren. Stattdessen steigt die Nachfrage nach Substanzaktien. Value-Investoren kaufen Aktien von Unternehmen, deren innerer Wert unter dem Börsenwert liegt und warten, bis der Markt dies erkennt. Das Motto: Kaufe einen Euro, aber zahle nur 70 Cent. Das erfordert Geduld, kann sich aber langfristig auszahlen.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Der Davis Value Fund A (ISIN: LU0067888072) ist so ein Exemplar. „Wir glauben an geduldige, langfristige Investmentmethoden und sind vorsichtig bei Modeerscheinungen“, beschreibt Davis Advisors seine Denkweise. Das Managerduo konzentriert sich auf wirtschaftliche Fundamentaldaten und legt Wert auf rigorose Preisdisziplin. Wachstumsunternehmen kaufen Christopher Davis und Danton Goei nur, wenn sie die Aktien aufgrund kurzfristiger Volatilität günstig erwerben können. Aktuell räumen die Manager Finanzwerten den größten Platz im 419 Millionen US-Dollar großen Portfolio ein. Die Top-3-Positionen sind das Kreditunternehmen Capital One Financial (7,8 Prozent), der Finanzdienstleister Wells Fargo (7,1 Prozent) und Warren Buffets Holding Berkshire Hathaway (6,9 Prozent). Mit einem Plus von 206 Prozent gehört der Davis-Fonds zu den besseren Value-Vertretern der vergangenen zehn Jahre. Seit Auflage im April 1995 liegt der Gewinn bei 880 Prozent. 

Die Alternativen:

Invesco US Value Equity Fund A: (ISIN: LU0607513743)

  • Wertentwicklung: 53 Prozent (5 Jahre), 213 Prozent (10 Jahre)
  • Top-Holdings: Bank of America (3,5 Prozent), Philip Morris (3,0 Prozent), Citigroup (2,9 Prozent)

Amundi Funds Pioneer US Equity Research Value A (ISIN: LU1894682704)

  • Wertentwicklung: 55 Prozent (5 Jahre), 202 Prozent (10 Jahre)
  • Top-Holdings: Bank of America (4,9 Prozent), Wells Fargo (3,9 Prozent), Anthem (3,8 Prozent)

Mein Fazit: Es wird sich zeigen, wie intensiv der Kampf zwischen Bullen und Bären in Zeiten der Zinswende ausfallen wird. Und natürlich, wer gewinnt. Langfristig orientierte Investoren können aus meiner Sicht getrost weiterhin auf Wachstumsaktien setzen. Schließlich hat die die Digitalisierung der Welt hat gerade erst begonnen. Ein gutes Fondsmanagement weiß die Spreu vom Weizen zu trennen. Denn wie immer gilt: Nicht alle Unternehmen werden als Sieger den Platz verlassen. Wer sich in der alten Welt aber wohler fühlt, ist bei Value-Werten vermutlich besser aufgehoben. Denn die Old-Economy ist nicht tot, wie das aktuelle Comeback zeigt. Gegessen, getrunken und geheizt wird weiterhin.

Hinweis: Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung. Die Geldanlage am Kapitalmarkt ist mit Risiken verbunden. Aus Wertentwicklungen in der Vergangenheit lässt sich nicht auf künftige Wertentwicklungen schließen. Stand der Fonds-Daten: 11. Februar 2022.

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