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ESG und Emerging Markets Trends kombinieren – doppelt profitieren

Taikoo Li Sanlitun Shopping-Center im chinesischen Peking
Taikoo Li Sanlitun Shopping-Center im chinesischen Peking: Durch den wachsenden Wohlstand ist der Anteil von Dienstleistungen und Verbrauchsgüterherstellern im MSCI Emerging Markets Index gestiegen | Foto: IMAGO / ITAR-TASS

Die Summe des nach ESG-Kriterien verwalteten Vermögens ist in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. Eine Entwicklung, die dieses Jahr noch weiter an Fahrt aufnehmen wird. Da sich Aktien aus Schwellenländern laut den langfristigen Erwartungen von J.P. Morgan Asset Management zudem deutlich dynamischer entwickeln dürften als Papiere aus den entwickelten Staaten, bietet die Kombination von ESG und Emerging Markets Chancen für Anleger.

„Für Anleger wird die Frage zunehmend relevant, ob sie angesichts der derzeit noch niedrigeren ESG-Standards in den Schwellenländern trotzdem in dieser Wachstumsregion investieren können“, erklärt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt.

In Europa haben dieses Jahr besonders politische und regulatorische Initiativen den Grundstein für eine Beschleunigung im Bereich nachhaltiger Anlagen gesorgt. Die Portfolios der Investoren dürften sich nach Einschätzung von Galler in den kommenden Jahren noch einmal massiv in Richtung Nachhaltigkeit verändern. Aber auch die Schwellenländeraktien werden noch relevanter: „Durch das dynamische Wachstum der Region rechnen wir in den nächsten zehn Jahren mit einem jährlichen Mehrertrag von 2,3 Prozent gegenüber Industrieländeraktien.“

Unternehmen vor Politik

Investoren sollten bei ESG-Investments in Emerging Markets jedoch nicht nur auf den Status Quo schauen, sondern auch das Verbesserungspotenzial beachten. Ein gutes Beispiel hierfür seien die Umweltpolitik und Sozialstandards. Demnach verursachen die Schwellenländer mittlerweile zwei Drittel der weltweiten CO2-Emissionen. Trotz der Ankündigung zahlreicher Länder, in 30 bis 40 Jahren CO2-neutral zu sein, bleibe die Gefahr, dass Regierungen sich gegen Veränderungen sträubten, wenn diese ein Hindernis für das BIP- und Einkommenswachstum darstellen.

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Schwellenländerunternehmen, die Teil einer internationalen Lieferkette sind, müssten ihre Standards allerdings in jedem Fall verbessern, weil die großen multinationalen Unternehmen anfangen, ihre Wertschöpfungsketten nach ESG-Kriterien zu optimieren. „Unternehmen, die sich nicht anpassen, haben im globalen Wettbewerb einen erheblichen Nachteil. Wir erwarten daher, dass der Übergang in vielen Fällen auf Unternehmensebene schneller vonstattengehen wird als in der Regierungspolitik“, analysiert Galler. 

Ein weiterer Aspekt sei der Strukturwandel. Durch den wachsenden Wohlstand steige auch der Dienstleistungsanteil an der Wertschöpfung. Das zeigt sich bereits anhand des deutlichen Rückgangs der Gewichtung von CO2-intensiven Sektoren wie Energie, Rohstoffe und Industrie im MSCI Emerging Markets Index.

                                 Quelle: MSCI, J.P. Morgan Asset Management. Stand: 31. Dezember 2020

Unternehmensführung als wichtiger Faktor

Governance-Themen wie Regulierung, Korruption, Transparenz und die Rechte der Aktionäre sind aus Sicht des Marktexperten seit langem wichtige Faktoren für Anleger in den Emerging Markets. So bedeutet eine Aktienanlage in Schwellenländern in der Regel, dass Investoren eine Minderheitsbeteiligung halten. Der Streubesitz-Anteil im MSCI Emerging Markets beträgt lediglich 50 Prozent. In den Industrieländern sind es dagegen fast 90 Prozent. „Das Risiko für Anleger besteht darin, dass die Unternehmensführung nicht nur wirtschaftliche Ziele verfolgt. Enge Beziehungen zu Regierungsvertretern beeinträchtigen die Bemühungen, wettbewerbswidrige Praktiken, Korruption und Bestechung zu bekämpfen und Aktionärsrechte zu schützen. Ein intensiver Austausch mit den Unternehmen ist deshalb von entscheidender Bedeutung, um ein klareres Bild in Bezug auf den Einsatz des Managements zur Verbesserung der Unternehmensführung zu erhalten“, kommentiert Galler.

Daran zeigt sich, dass die Emerging Markets weder auf Länder- noch auf Unternehmensebene homogen sind. „Selektivität ist letztendlich das Gebot der Stunde“, sagt Galler. „Wachstum und Nachhaltigkeit können durch sorgfältige Unternehmensanalysen in Einklang gebracht werden.“ So gebe es inzwischen eine große Anzahl von Unternehmen, die vom schnellen Wachstum in ihren lokalen Märkten profitieren, aber gleichzeitig globale ESG-Standards erfüllen wollen. „Der Spielraum für Verbesserungen in Bezug auf nachhaltige Ergebnisse ist erheblich. Die Berücksichtigung von ESG-Faktoren in dieser Anlageklasse bietet umfangreiche Renditechancen für langfristig orientierte Anleger.“

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